Von der Wirkung bischöflicher Mahnworte
Ein aktueller Kommentar von Dr. theol. Josef Spindelböck

 

Überrascht waren manche von der an Schärfe und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassenden und im Vorfeld gefallenen Aussage des St. Pöltner Diözesanbischofs Dr. Kurt Krenn, wonach der für den 6. Dezember geplante Besuch von Thomas Gottschalk, als Nikolaus verkleidet, in einem Wiener Bordell eine „geschmacklose Sauerei“ darstelle. Statt dessen solle der „Wetten-dass“-Moderator den Damen das sechste Gebot Gottes beibringen, das da laute: „Du sollst nicht Unkeuschheit treiben!“ Auch andere erhoben kritisch ihre Stimme: Neben dem Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger, der die Aktion als geschmacklosen PR-Gag disqualifizierte, bis zu den Sendungskollegen des ZDF, Redaktion „Aktenzeichen XY ... ungelöst“, die darauf hinwiesen, daß Prostitution sehr viel mit Elend und Leid zu tun habe und nur wenig mit Klamauk und Spaß. Die „Frankfurter Nikolausinitiative“ schließlich forderte in einer Erklärung ihres Vorsitzenden, des Jesuiten Eckhard Bieger, Gottschalk solle – besser als daß er den Besuch als Nikolaus vornehme – gemäß dem Vorbild des Heiligen hundert Prostituierte auslösen, da sich jene Frauen in den meisten Fällen in einer Zwangslage befänden und von anderen schamlos ausgenutzt würden.

Es war angesichts dieser und ähnlicher Stellungnahmen nicht verwunderlich, daß Gottschalk in seiner vor der Aktion durchgeführten Pressekonferenz in einer ambivalenten Weise auf die Kritik einging. Einerseits suchte er die Kritiker zu beschwichtigen (mit dieser Aktion werde die Welt nicht zugrunde gehen), andererseits ging er auf ihre Bedenken wenigstens ein Stück weit ein (er werde nichts tun, was man dem Publikum – einschließlich der Familien und ihren Kindern – nicht zumuten könne).

Die Aufzeichnung dieses „Nikolausbesuchs“ der besonderen Art, wie sie in der Sendung vom 07.12.2002 präsentiert wurde, zeigte, daß Gottschalk sich durchaus bemühte – wenn auch leider nicht ganz frei von Zweideutigkeiten –, aus der pikanten Situation das Beste zu machen. Vom „Krampus“ Heino begleitet, begrüßte er die in bedingt anständiger Garderobe dasitzenden Damen, lobte sie einerseits (wofür eigentlich?) und sagte dann aber in Art einer Mahnrede, die Prostituierten sollten sich bewußt sein, daß diese ihre momentane Tätigkeit nicht alles sei im Leben; sie sollten daran denken, daß auch für sie oben (dabei zeigte er in den Himmel) das Ziel sei!

Wie es scheint, haben die bischöflichen Ermahnungen an den Starmoderator wenigstens zum Teil doch gefruchtet ... Aufs Ganze gesehen war die Aktion dennoch unnötig. Das biblische Anliegen bleibt auch für unsere Zeit gültig: Auch diesen „gefallenen“ Frauen gilt es, ihre Würde als Menschen und Kinder Gottes zurückzugeben! Im weitesten Sinn sind wir alle dafür verantwortlich. Möge der wirkliche heilige Nikolaus uns in diesem Sinn die guten Wege weisen – immer in Einklang mit den Geboten Gottes!