Hans Hermann Kardinal Groër
verstorben
Das Trauergeläut der Pummerin
verkündete am Montagmorgen (24.03.2003), dass der Wiener Alterzbischof,
Kardinal Hans Hermann Groër, verstorben ist. Kardinal Groër starb im St. Pöltner Krankenhaus. Er stand im 84.
Lebensjahr. Requiescat in pace!
Der offizielle
Trauergottesdienst für Kardinal Groër wird am Freitag, 4. April 2003, um 19 Uhr
im Wiener Stephansdom stattfinden. Hauptzelebrant ist Kardinal Christoph
Schönborn. Der Gottesdienst wird genau am Termin der Herz-Jesu-Messe für April
gefeiert; die Herz-Jesu-Messe findet jeweils am ersten Freitag im Monat statt.
Die Herz-Jesu-Messe geht auf die Visionen der Mystikerin Marguerite-Marie
Alacoque zurück; diese Visionen sind vom Vertrauen auf die göttliche
Barmherzigkeit geprägt. Die Einführung der Herz-Jesu-Messe im Stephansdom war
eines der Herzensanliegen Kardinal Groërs gewesen.
Am Donnerstag, 3. April, wird die sterbliche Hülle von Kardinal Groër von
16 bis 20 Uhr in der Klosterkirche Marienfeld aufgebahrt, am Freitag, 4. April,
von 9 bis 20 Uhr. Am 5. April erfolgt ab 8 Uhr die Aufbahrung in der
Wallfahrtsbasilika Maria Roggendorf. Um 16 Uhr feiert Kardinal Christoph
Schönborn dort das Requiem, die Predigt wird der Kölner Erzbischof, Kardinal
Joachim Meisner, halten. Meisner war mit Groër schon in dessen Zeit als
Wallfahrtsdirektor in Maria Roggendorf verbunden; als Bischof von Berlin hatte
er immer wieder die Monatswallfahrt in Maria Roggendorf geführt. Anschließend
erfolgt die Beisetzung vor dem Kloster Marienfeld; Kardinal König wird die
Feier leiten.
Hans Groër wurde am 13. Oktober 1919 in Wien
geboren. 1929 übersiedelte die Familie in die Tschechoslowakei und kehrte zehn
Jahre später wieder nach Wien zurück, wo sie in der Domgasse, im Pfarrgebiet
von St. Stephan, wohnte. Trotz Übersiedlung der Eltern nach Brünn besuchte Hans
Groër zunächst das Bundesgymnasium in Wien 13, dann das in Hollabrunn, wo er am
2. Juni 1937 mit Auszeichnung maturierte. Seine Berufsentscheidung war relativ
früh gefallen: Mit 14 Jahren trat er ins Knabenseminar Hollabrunn der
Erzdiözese Wien ein.
Anschließend studierte er an der Katholisch-Theologischen
Fakultät der Universität Wien und erhielt am 19. Oktober 1941 die Weihe zum
Diakon. Im November desselben Jahres wurde er zur Luftwaffensanität im
Heimatdienst eingezogen, schied aber 1943 aus gesundheitlichen Gründen wieder
aus. Am 12. April 1942 empfing er aus der Hand Kardinal Innitzers die
Priesterweihe; die Primiz feierte er eine Woche später im Stephansdom. Zunächst
begann H. Groër seine priesterliche Tätigkeit als Pfarrvikar in Petronell, nach
einem längeren Genesungsurlaub in Bad Vöslau, wo er bis 1946 blieb. Bis 1952
wirkte er als Studienpräfekt im Hollabrunner Knabenseminar. 1949 promovierte er
zum Doktor der Theologie (mit der Dissertation "Die reale 'objektive'
Gegenwart Gottes in der gerechten Seele aufgrund der Sendungen der göttlichen
Personen"). Nach Ablegung der Lehramtsprüfung (1951) war er
Religionsprofessor und Studentenseelsorger am Hollabrunner Bundesgymnasium
(1952-1976), in den Jahren 1959 bis 1963 auch Kaplan der Stadtpfarre.
Dr. Groërs besonderes Interesse galt immer schon dem
Laienapostolat. Als Geistlicher Leiter der laienapostolischen Bewegung
"Legio Mariae" trug er ab 1962 zunächst für den Bereich Hollabrunn,
ab 1970 für ganz Österreich (ca. 30.000 Mitglieder) die Verantwortung. Im
selben Jahr übernahm er die Redaktion der Monatszeitschrift "Regina
Legionis". Dr. Groër gründete auch Pfadfindergruppen, wurde 1963
Niederösterreichischer Landeskurat des Pfadfinderinnenverbandes, später
Bundeskurat.
Sein weiteres Wirken bestimmte schließlich der bei
Hollabrunn gelegene alte Marienwallfahrtsort Roggendorf. Die Wallfahrt war -
wie viele andere - dem Josephinismus zum Opfer gefallen und
vollkommen in Vergessenheit geraten. Nach Restaurierung des aus dem
15. Jahrhundert stammenden, auf Leder gemalten Gnadenbildes wurde dieses am 14.
September 1969, dem Fest der Kreuzerhöhung, neu geweiht. Dabei schlug Dr. Groër
den Gläubigen vor, eine Wallfahrt neuen Typs zu beginnen: An jedem Dreizehnten
sollten die Pilger - in Erinnerung an die von 13. Mai bis 13. Oktober 1917
erfolgten Marienerscheinungen im portugiesischen Fatima - nach Roggendorf
kommen, um für Festigung im Glauben, für die Erneuerung der Kirche, für
Priester- und Ordensberufe und den Frieden in der Welt zu beten. Diese
Monatswallfahrt wurde zu einer festen Einrichtung. Dr. Groër wollte sie von
Anfang an als "Wallfahrt für die Kirche" verstanden wissen, die von
Kardinälen, Bischöfen, Äbten etc. aus Österreich und aller Welt geleitet wird.
Seit 1971 trägt die kleine Gemeinde den Namen "Maria Roggendorf". Am
6. August 1988 wurde diese Kirche vom Heiligen Vater zur Basilica minor
erhoben.
Von Maria Roggendorf, wo er als Wallfahrtsdirektor (1970
bis 1986) tätig war, sind viele wichtige Impulse für das kirchliche Leben
ausgegangen. In mehr als 200 Orten entstanden ähnliche Monatswallfahrten, aus
denen auch zahlreiche Priester- und Ordensberufungen hervorgingen. 1976 ist Dr.
Groër selbst in das Noviziat der Benediktiner in Göttweig eingetreten. Am 8.
September 1980 legte er seine feierliche Profess ab. Das von ihm als P. Hermann
errichtete Haus St. Josef in Maria Roggendorf war zunächst Superiorat, später
Priorat. Die Gründung des Zisterzienserinnenklosters Marienfeld kann wohl als
schönste, auch wahrnehmbare Frucht seines Wirkens in Maria Roggendorf gewertet
werden. Ausschließlich durch Spenden aus dem Volk ermöglicht, erhielt das
Kloster mit Kirche am 14. November 1982 die Weihe. Seit damals wirkt Dr. Groër
auch als Spiritual in Marienfeld.
Auf seine Initiative geht auch das Aufbaugymnasium der
Erzdiözese Wien in Hollabrunn zurück, das er von 1974 bis 1986 als Direktor
leitete. Wegen seiner Verdienste um die Seelsorge im Weinviertel wurde er 1960
zum "Erzbischöflichen Konsistorialrat", 1962 zum
"Monsignore" ernannt. 1973 erhielt er den Berufstitel "Oberstudienrat",
1985 "Hofrat", 1977 das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um
das Land Niederösterreich".
Am 15. Juli 1986 wurde Dr. Hans Groër von Papst Johannes
Paul II. zum Erzbischof von Wien berufen, am 14. September, dem Fest der
Kreuzerhöhung, im Dom zu St. Stephan geweiht. Am 29. Juli 1987 erhielt er vom
Heiligen Vater das Pallium, am 29. Mai 1988 die Berufung ins Kardinalskollegium
(Kreierung am 28./29. Juni 1988 in Rom). Hans Hermann Card. Groër war in
folgenden Kongregationen tätig: für die Orden und Säkularinstitute, für das
katholische Bildungswesen, für die Sakramente und den Gottesdienst.
Von 13. Mai 1989 bis 6. April 1995 war Hans Hermann Card.
Groër Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. Mit Vollendung
seines 75. Lebensjahres erklärte der Kardinal am 13. Oktober 1994 dem Heiligen
Vater erstmals seine Bereitschaft zum Rücktritt vom
erzbischöflichen Dienstamt (gemäß dem CIC). Nach Annahme derselben
legte er nach 9 Jahren seines Wirkens das Amt des Wiener Ordinarius mit 14.
September 1995 zurück.
1995 tauchten in den Medien
erste Berichte auf, wonach Groër während seiner Zeit in Hollabrunn Minderjährige sexuell belästigt oder
gar missbraucht hätte. Die Vorwürfe konnten jedoch nie bewiesen werden. Groër selbst stellte fest, daß
sie in Form und Inhalt nicht zutrafen.
Vom 1. September 1996 bis 5. Jänner 1998 hatte Dr. Groër
das Amt des Priors von St. Josef in Maria Roggendorf inne.
Buchveröffentlichungen:
"Die Rufe von Loreto" (1. Auflage Heroldverlag
1987, 2. Auflage Verlag Salterrae 1991)
"Maria in der Offenbarung" (Verlag Salterrae
1987)
"Maria im Geheimnis Jesu Christi" (EOS Verlag
Erzabtei St. Ottilien 1999)
Lesen Sie auch die Würdigung
von P. Dr. Ildefons Fux!