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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Interview ("Format", 19.03.2001, S.58)

"Der Teufel ist wirklich!"

Diözesanbischof Kurt Krenn ließ sich schon als Kind nicht vom Bösen verführen.
Doch er bangt um die Seele der Schwächeren.

FORMAT: Sind Sie der Meinung, daß das Okkulte in Harry Potter tatsächlich so gefährlich ist?

KRENN: Ich muß gestehen, ich habe keine Zeile aus diesen Büchern gelesen. Und ich habe auch nicht vor, sie zu lesen. Aber allgemein kann ich sagen: Der Umgang mit solchen Dingen kann gefährlich sein.

FORMAT: Pfarrer Wagner aus Windischgarsten möchte beispielsweise nicht, daß die Kinder aus seiner Gemeinde Harry Potter lesen, damit sie nicht vom rechten Weg abkommen.

KRENN: Ein guter Rat. Ich kenne den Pfarrer Wagner gut, und ich habe volles Vertrauen in seine Aussagen. Der Teufel hat seine Späße gemacht mit den Kindern. Das gibt es, wenn wir ernst nehmen, daß der Teufel wirklich ist.

FORMAT: Ist er es?

KRENN: Er ist wirklich. Das ist unser Glaube. Nicht nur irgendwie und so halbert.

FORMAT: Der Teufel wird doch aber auch bewußt, auch in Kirchenkreisen, als Metapher benutzt.

KRENN: Diese Leute, die bringen Sie zu mir. Denen werde ich eine wissenschaftliche Belehrung darüber geben, daß es auch Wirkliches geben kann, was man auch nicht sieht oder begreift.

FORMAT: Wäre es möglich, daß Zauberei, Hexerei und Dämonen in einem Buch ein zehn- bis zwölfjähriges Kind vom Glauben abbringen?

KRENN: Wenn ich so etwas in diesem Alter gelesen hätte, wäre ich sicher nicht abgekommen. Deswegen muß das nicht unbedingt sein, aber es gibt Menschen, die sind verführbar.

FORMAT: Schwache Menschen?

KRENN: Nicht nur, weil sie schwach sind, sondern auch weil sie dumm sind oder weil sie aus anderen Motiven verführbar sind. Ich hätte da sicher kein Problem gehabt. Deswegen sage ich: Es kann möglich sein. Und es gibt die Verführung des jungen Menschen.

FORMAT: Hat die Kirche auch im Jahr 2001 einen bewußten Auftrag, zu erziehen?

KRENN: Natürlich. Wir haben nach den Eltern den größten Erziehungsauftrag. Und wir haben ihn längst vor dem Staat. Und wir haben auch den Auftrag, zu warnen. Nur meine ich: Wenn man viel darüber redet und einen Wirbel schlägt, ist das meistens nicht die beste Art, das Ganze zu erledigen. Ich denke, man sollte sich das mit Gelassenheit anschauen und vor allem auch sehen, welches Kind reagiert wie auf das betreffende Buch.

FORMAT: Ist es korrekt, wenn ein Pfarrer die Initiative ergreift und deutlich vor Harry Potter warnt?

KRENN: Gerhard Wagner hat´s gut gemacht. Aber wie gesagt, ich kenne die Bücher nicht. Ich sage aber grundsätzlich: Ein Kind ist verführbar. Verführbar in vielem, also vielleicht auch durch diese Bücher - ob sie nun esoterisch oder satanistisch oder sonst etwas sind. Und natürlich ist auch vor anderen Verführungen zu warnen, die nicht in diese Richtung laufen. Auch da wird der Mensch schlecht gemacht und beschädigt, all das ist möglich. Ich will das nicht in Abrede stellen. Die Frau Meves hat ja angedeutet, daß da irgend etwas Psychologisches dahintersteckt. Ich kann ihr das nur glauben und auch anderen klugen Leuten.

INTERVIEW: Sophia T. Fielhauer


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 22.03.2001.

 

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