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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Geleitwort für das Buch
von Johann Nussbaumer
2000 Jahre Jagd in Österreich

Jagdgeschichte(n) in Rot-Weiß-Rot von den Wurzeln bis zur Gegenwart
Österreichischer Jagd- und Fischerei-Verlag, Wien 2000

So wie die Natur heute durch den Menschen in gewisser Hinsicht zwei Extremen ausgesetzt ist - einer "Vergöttlichung" und einer Zerstörung -, so ist auch die Jagd in dieses Spannungsfeld geraten.

Der Mensch ist nach des Schöpfers Willen der unüberbietbare Höhepunkt der Schöpfung. Manchmal wird heute der Gottesauftrag "Macht euch die Erde untertan" als Auftrag zur Umweltzerstörung mißdeutet.

Jagd als Gewalt gegen die Schöpfung wäre verfehlt; dennoch kann der Mensch seine Fähigkeit auch in der Jagd einsetzen, um die Schöpfung zum Wohl des Menschen zu gestalten, das heißt sie zu humanisieren; die Jagd sollte im Bereich von Natur und Tierwelt die stille Ordnung der Schöpfung aufspüren und diese im Einklang mit dem Wohl des Menschen schützen, weiter entfalten und sich als ehrfürchtige Verehrung des Schöpfers verstehen.

Das Verbot der Tötung bezieht sich auf den Menschen, dessen Leben heilig und unantastbar ist. Eine Erweiterung des Tötungsverbotes auf Tiere und andere Lebewesen ist mit diesem Gebot nicht gemeint. Sinnlose und mutwillige Zerstörung nichtmenschlichen Lebens wäre jedoch auch mangelnde Ehrfurcht vor der Schöpfung.

Das wird sehr wesentlich von der Persönlichkeit des Jägers abhängen. Der genannte Grundsatz ist sicher richtig und gut. Zum Jäger, der den Schöpfer im Geschöpfe ehrt, gehört eine tiefe Nachdenklichkeit über das Geheimnis des Menschseins, die Ehrfurcht vor dem Leben, die Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer und der wache Blick für die Ordnung des Schöpfers. Ich glaube, daß viele Jäger auf diesem Weg der Nachdenklichkeit sind; ich hoffe, daß die oberflächlichen und leichtsinnigen schon sehr wenige gewor­den sind.

In Fragen, die das Zusammenspiel der Natur betreffen, lernt die Kirche gern auch von den Kundigen der Jagd. Die Diskussion darüber muß jedoch in der Autonomie des Sachgebietes geführt werden, wo auch Irrtümer mög­lich sind und korrigiert werden müssen. In der Schöpfung Gottes gibt es die "Sanftheit" der Natur; die Beobachtung dieser Sanftheit könnte in vielen Fragen die Leitlinie für sachbezogenes Tun und Ehrfurcht vor der Schöpfung zugleich sein. Andernfalls ist die Übertreibung des einen oft der Untergang des anderen.

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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 21.10.2000.

 

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