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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Aus der Festschrift: Weihe der Pfarrkirche „Auferstehung Christi“, 17. September 2000, 4 f.

Grußworte zur Weihe der Auferstehungskirche

Im Jubeljahr der Erlösung, 2000 Jahre nach Christi Geburt, wird in der 1953 errichteten Pfarre St. Pölten-Stattersdorf-Harland die neue Kirche geweiht. Es ist dies ein großes, denkwürdiges und freudiges Ereignis. Diese Jubiläumskirche soll sich zu einem pastoralen Schwerpunkt in der jungen Landeshauptstadt entwickeln und künftige Generationen an die Feier des Heiligen Jahres 2000 erin­nern. Ich möchte dem hochwürdigen Herrn Pfarrer, den Pfarrangehörigen, den Verantwortlichen im Diözesanbauamt und allen, die zur Errichtung dieses schönen Gotteshauses beigetragen haben, herzlich danken und alle zur "Auferstehungskirche" beglückwünschen. Die Jubiläumskirche der Menschwerdung Christi trägt den Titel "Auferstehung Christi". Die Auferstehung ist die Vollendung der Menschwerdung.

Das sichtbare Gotteshaus als Versammlungsort für die Gläubigen und Raststätte für die Seele ist Hinweis auf das geistige Haus, das immer wieder aus "lebendigen Steinen" auferbaut werden muss. Durch die Taufe sind wir nach einem Augustinus-Wort als "Gefäße des Erbarmens und Tempel Christi" berufen, am Aufbau des Leibes Christi, seiner Kirche, engagiert mitzuwirken. Die Pfarrei ist nicht in erster Linie eine Struktur, ein Territorium, ein Gebäude. Die Pfarrei ist zuerst und vor allem eine Gemeinschaft von Gläubigen. Christ ist man nicht für sich allein. Christsein heißt glauben und den eigenen Glauben zusammen mit den anderen leben, Kirche sein, Gemeinde.

Christliche Gemeinschaft entsteht nicht vor allem aus unseren Anstrengungen. Christus selbst ist es, der sie ins Leben ruft. Die Verkündigung der Frohbotschaft versammelt die Gläubigen. Ursprung und Anfang jeder Kirchengemeinde ist das Wort Gottes, das verkündet, gehört, über das nachgedacht und das dann mit den tausenderlei Situationen des Alltags in Verbindung gebracht wird, um schließlich die ewige Wahrheit des Evangeliums auf die konkreten Lebensverhältnisse anzuwenden. Denn es genügt nicht, das Wort zu hören, es zu verkündigen, man muss es leben. Jeder Gläubige soll ein Bau­meister seiner Gemeinde sein, in der nach dem Beispiel der Urgemeinde das Wort Gottes lebendig und am Werk ist.

Die christliche Gemeinde entsteht aus dem Wort Gottes, ihr Mittel- und Höhepunkt aber ist die Feier der Eucharistie. Durch die Eucharistie verankert sie ihre Wurzeln im Geheimnis des österlichen Christus und durch ihn in der Gemeinschaft der drei göttlichen Personen. Das ist der tiefe Lebensgrund einer christlichen Gemeinde. Das ist die Bedeutung der liturgischen Feiern: Sie nehmen uns hinein in die Herzmitte des Lebens Gottes; in ihnen begegnen wir dem Christus, der - gestorben und auf­erstanden - unter uns lebt. Das, was wir feiern, soll unserem Leben Gestalt geben. Die Eucharistie offenbart uns den Sinn unserer Mühen, all der Schwierigkeiten, denen wir auf unserem Weg begegnen, den Sinn allen Schmerzes. Vereint mit dem Opfer Christi, kann das alles Opfergabe an Gott und Quelle des Lebens werden. Nichts kann den Weg einer Gemeinde aufhalten, die gelernt hat, ihr Leben als ständiges Ostern zu leben: als ein Sterben und Auferstehen mit Christus.

Die christliche Gemeinde entsteht aus dem Wort und verankert ihre Wurzeln im Ostergeheimnis. Aber es gibt noch ein drittes Element, das zur Gemeinde gehört: die durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossene Liebe. Was wäre eine Gemeinde, wenn sie nicht das verwirklichte, was das Konzil das "Gesetz" des neuen Gottesvolkes genannt hat: das Gebot, einander zu lieben, wie Christus uns geliebt hat? Diese Liebe muss aber sichtbar werden und sämtliche Aspekte des Lebens der Gemeinde durchdringen und ordnen. Christus selbst weist uns diesen Weg: "Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt" (Joh 13,35).

Maria, die Mutter der Kirche, begleitet euren Weg und euer Tun. Niemand kann so wie sie, die der Welt Jesus geschenkt hat, euch helfen, dahin zu wirken, dass sich in eurer Pfarre das Antlitz Christi widerspiegelt. Wenn das der Fall ist, werdet ihr die in der Taufe empfangene Berufung immer mehr verwirklichen:

Christus unter den Menschen gegenwärtig zu machen. Das ist mein Wunsch und Gebet am Kirchweihfest.

St. Pölten, am 13. Mai 2000

Mit herzlichen Segensgrüßen

+ Kurt Krenn


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 20.10.2000.

 

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