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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

"Wie friedlich ist der Islam?"
Bischof Kurt Krenn im Interview mit der Zeitschrift "Format" (29.09.2001)

Vom Bischof autorisierte Fassung

 

Format: Herr Bischof, was war ihr erster Gedanke, als Sie vom Attentat auf das New Yorker World Trade Center erfuhren?
Krenn: Das war zuerst ein recht trauriges Beeindrucktsein von der ganzen Sache. Es ist eine Prüfung des Menschseins, die wir bestehen müssen. Aber so
ungewöhnlich ist es nicht, wenn man in die Geschichte und Gegenwart schaut.
Format: Die Attentäter sind Religionskrieger - warum kann der Islam seine Gläubigen so mobilisieren?
Krenn: Wir haben nicht Noten zu verteilen über den Islam und seine Begeisterungskraft. Aber wir müssen sagen, es ist ein Irrtum, wenn er die Menschen dorthin führt. Es ist natürlich der Mensch an sich, der versucht, fanatisch zu sein - und im Islam wird der Fanatismus scheinbar mehr gepflegt.
Format: Können Sie den Fanatismus aus dem Koran herauslesen?
Krenn: Ich bin kein Koranexperte. Aber wir müssen den gedanklichen und begrifflichen Strukturen im Koran mehr Aufmerksamkeit zuwenden. Es ist nicht gut, wenn wir sagen: Das sind ein paar Fanatiker und der Koran ist generell unbedenklich. Das muß zuerst einmal bewiesen werden. Denn die Muslime sind fromm, nach ihrer Vorstellung gläubig, also muß man sich fragen: woher kommt dieser Fundamentalismus und wie gut ist das überhaupt, was ihr verfolgt.
Format: Im Mittelalter galt der Islam als liberale Religion. In Spanien genossen während der islamischen Herrschaft auch Christen und Juden Religionsfreiheit. Was ist da passiert?
Krenn: Religionsfreiheit kann man nicht sagen, sie haben zusammengelebt, und das einigermaßen friedlich. Aber dann sind sie vertrieben worden, es nahm
ein kriegerisches Ende.
Format: Ein kriegerisches Ende, von dem auch Ihr Leibblatt, "Der 13.", seit Jahr und Tag warnt.
Krenn: Wenn wir uns vergleichen mit dem Koran und Islam, dann soll das keine kriegerische Auseinandersetzung sein. Vor allem müssen wir sagen - und das
sage ich sehr überzeugt - daß wir Christen das bessere Maß der Humanität haben.
Format: Wie meinen Sie das?
Krenn: Wenn man die drei großen Religionen ansieht, ist die älteste die mosaische, wir sind die Christen und viel später kommt der Islam. Er hat
viel aufgenommen aus dem Juden- und dem Christentum.  Aber der Fanatismus des Mohammed war kein guter Beweger dieser Dinge.
Format: Aber trotzdem scheint der Islam die virilere, die durchsetzungsfähigere Religion zu sein.
Krenn: Das ist eine Täuschung. Es gibt auch viele Muslime, die nicht in die Moschee gehen. Ich kenne auch welche, die eher laue Gläubige sind. Aber es
verbindet sie dann immer wieder ein gewisser Fanatismus und Nationalismus.
Format: Sind Moscheen und Gotteshäuser Brutstätten des Terrorismus?
Krenn: Bei uns in Österreich sicher nicht. Aber woanders werden sie auch in Zukunft eine gewisse Unruhe zu verantworten haben.
Format: In Österreich ist der Islam seit Jahrzehnten anerkannt - manche argumentieren, so würde eine Radikalisierung verhindert.
Krenn: Ich kann nicht darüber reden, was gewesen wäre, wenn. Aber ich sage eines: Sie sind anerkannt, und ich bin auch froh darüber. Aber es gibt immer
ein Problem: Wenn man über den Islam redet, meint man immer, das wäre eine ökumenische Frage. Aber das ist es nicht. Der Islam ist eine politische
Religion und damit auch eine politische Frage - und der hat sich bei uns niemand recht gestellt.
Format: In Deutschland wird darüber diskutiert, das Religionsprivileg für den Islam neu zu überdenken. Sollte das auch in Österreich geschehen?
Krenn: Wir sollten uns in Österreich anschauen: Was tun die Muslime? Was lehren sie? Überall gibt es Verrückte. Die muß man ausfindig machen. Man
kann nicht sagen, nur, weil das eine andere Religion ist, dürfen wir sie nicht beobachten. Der Staat hat dazu die Pflicht. Der Islam ist ein politisches Problem. Denn der Islam hat andere Ziele.
Format: Ist an dem, was in New York passiert ist, auch die westliche Welt schuld?
Krenn: Das ist möglich. Aber es braucht für das, was geschehen ist, keine Erklärungen. Es war etwas Böses. Das Problem ist: Diese Attentäter glauben, daß sie Gott einen Dienst erweisen. Dem muß man widersprechen, damit muß man sich von Seiten der Menschenrechte auseinandersetzen.
Format: Widerspricht der Islam den Menschenrechten?
Krenn:  Er sieht sie zumindest anders. Sie formulieren sie ganz anders. Das sind ganz andere Konzeptionen, ein ganz anderes Menschenbild. Und wenn wir es nicht ertragen können, dann dürfen wir eine echte Auseinandersetzung nicht scheuen.
Format: Ringt Ihnen die Unbedingheit vieler Muslime in Glaubensfragen nicht einen gewissen Respekt ab?
Krenn: Respekt, meinetwegen, aber das ist kein Respekt,  wenn wir einfach sagen: Ihr habt Recht.


Papst Johannes Paul II.hat sich bei seinem Pastoralbesuch in Kasachstan am 24.09.2001 folgendermaßen zum Islam geäußert:

"In diesem Zusammenhang und genau hier in diesem Land der Begegnung und des Dialogs und vor dieser erlesenen Zuhörerschaft, möchte ich den Respekt der Katholischen Kirche für den Islam bekräftigen, für den authentischen Islam: für den Islam, der betet, der sich um jene annimmt, die sich in Not befinden. In Erinnerung an die Irrtümer der Vergangenheit – einschließlich derer der jüngsten Vergangenheit – sollten alle Gläubigen ihre Bemühungen verbinden, um sicherzustellen, daß Gott niemals für menschliche Bestrebungen mißbraucht wird. Haß, Fanatismus und Terrorismus entweihen den Namen Gottes und entstellen das wahre Bild des Menschen!"

Als katholischer Bischof steht auch Bischof Krenn selbstverständlich hinter den Aussagen des Papstes.


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 29.09.2001.

 

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