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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Weihnachtsansprache 1997
im ORF-NÖ am 24. Dezember 1997, 17.04 Uhr

Wieder ist die heilige Nacht der Geburt Jesu Christi in Betlehem gekommen. Ihnen, liebe Christen, Ihnen, Menschen guten Willens, möge der Segen des göttlichen Kindes in Fülle geschenkt sein. Den Familien, den Kindern und allen, die auf den Erlöser und den Trost Gottes warten, sei diese heilige Nacht ein Fest, an dem wir verspüren, daß Gott uns durch Christus zu einer Familie zusammengefügt hat.

In tiefer Nacht wird der ewige Sohn Gottes aus der Jungfrau Maria geboren. Jesus Christus ist das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet und die Nacht vertreibt; in ihm ist das Leben, und das Leben ist das Licht des Menschen. Vieles ist Nacht, was uns Menschen beschwert: Leid und Not, Unrecht und Krieg, Hunger und Heimatlosigkeit, Angst und Trauer, Lüge und Betrug, Sünde und Verblendung, Ratlosigkeit und Egoismus, Gewalt und Lieblosigkeit.

Jeden Tag werden wir über das, was Nacht und Sündigkeit des Menschen ist, unterrichtet. Aber der Mensch ist müde geworden, immer nach unten zu schauen, wo die Finsternis der Nacht herrscht. Wir sind müde geworden, täglich in die Abgründe des Bösen zu schauen, wenn wir von Mord, Betrug, Unrecht am Menschen und Beleidigung Gottes tagtäglich hören.

Unsere Sehnsucht nach dem Licht des Friedens und der Gnade ist es, die unsere Augen zu Gott erheben läßt. Wir möchten den Menschen nicht als den Widerspruch gegen Gott erfahren, sondern als den, der Gottes Abbild ist. Wir sehnen uns danach, uns als den erlösten und geheiligten Menschen zu erfahren, um zu wissen, daß wir Gott sehen, wenn wir uns in Liebe und Vertrauen dem Nächsten zuwenden.

Weihnachten bringt uns alljährlich die Stunde des Schauens und Wiedererkennens. Es gilt das Wort Christi: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan (Mt 25,40). Wer heute zum göttlichen Kind in Betlehem aufschaut und durch Jesus auch den Nächsten liebevoll aufnimmt, der wird mit Jesus zum Friedensstifter für die Welt und zum Kind Gottes. Denn allen, die ihn aufnehmen, gibt er die Macht, Kinder Gottes zu werden (vgl. Joh 1,12).

Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und dem Menschen: der Mensch Jesus Christus. In der ganzen Geschichte der Welt geht es darum, daß durch den Menschen Jesus Christus jeder Mensch mit Gott vereint sei; nichts soll zwischen Gott und dem Menschen sein als Liebe, als die Liebe, die das Größte ist und durch kein anderes Gut ersetzt werden kann.

Im Frieden miteinander, in der Liebe zueinander öffnen sich heute unsere Herzen, wenn wir wissen: Gott hat seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt, damit wir durch ihn leben (vgl. 1 Joh 4,8).


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 24.12.1997.

 

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