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Wir danken dem Heiligen Vater
Beitrag für die Zeitung "L'Osservatore Romano"
als Rückblick auf den Papstbesuch
in St. Pölten am 20. Juni 1998
(in der italienischen Ausgabe am 23. Juli 1998
erschienen)
Drei verschiedene Themen hatten die drei Diözesen Salzburg, Wien und St. Pölten für den Pastoralbesuch von Papst Johannes Paul II. als spirituelle Leitlinien gewählt. Am 20. Juni d.J. feierte der Heilige Vater das Eucharistische Opfer mit einer großen Zahl von Gläubigen, Priestern und Bischöfen im Regierungsbezirk von St. Pölten. Das von der Diözese und vom Bischof vorgeschlagene Anliegen der Eucharistiefeier und der Homilie des Papstes lautete "Berufung".
In Salzburg sprach der Papst zum Thema "Mission" / Neuevangelisierung, in Wien anläßlich der Seligsprechung der Priester Jakob Kern und Pater Anton Maria Schwartz sowie der Märtyrerin Schwester Maria Restituta zum Thema "Heiligkeit". Der gesamte Papstbesuch in Österreich stand diesmal unter dem Gebetsruf: "Komm Schöpfer Geist".
Aufmerksam lauschten die vielen Menschen den Worten des Heiligen Vaters in der Homilie; zustimmender und fröhlicher Applaus der Gläubigen begleitete immer wieder die Botschaft des Nachfolgers Petri.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Diözese feierte ein Papst die heilige Messe in der Stadt St. Pölten, die erst seit zwei Jahren die Hauptstadt des Bundeslandes Niederösterreich ist. 425 Pfarren der Diözese brauchen einen priesterlichen Seelsorger. Die überaus große Zahl der Pfarren ist geschichtlich und geographisch bedingt, da in der Diözese größere Siedlungsräume fehlen. Auch wenn manche Pfarre zuweilen nur für wenige hundert Gläubige besteht, will selbst die kleinste Pfarre ihr Eigenleben und ihre Identität nicht aufgeben. Dies heißt wiederum, daß selbst die kleinste Pfarre ihren eigenen Priester und Pfarrer am Ort braucht. Bisher war es möglich, jeder Pfarre einen Priester zu geben, auch wenn dieser Priester oft zwei oder sogar drei Pfarren zugleich betreuen muß. Hilfe erfährt die Diözese durch Priester aus den acht Stiften der Diözese und durch Priester aus Polen.
Dennoch ist die Lebensfrage für die Pastoral dieser Diözese die Frage der geistlichen Berufungen, des Priesternachwuchses. Sehr aufmerksam haben die Menschen dem Heiligen Vater zugehört: Nur durch Menschen im geweihten Dienst und nicht durch abstrakte Programme oder administrative Konstruktionen kann eine Pastoral gnadenvoll sein und der Neuevangelisierung dienen.
Der Priestermangel hat in der Kirche in Mitteleuropa zu vielen Überlegungen, aber auch zu falschen Wegen geführt. Es war ein lebensnotwendiges Wort des Papstes, daß einen Priester wieder nur ein Priester ersetzen kann. Der geweihte Priester ist für die Kirche Christi unersetzbar. So bedeutet die römische Instruktion über das Zusammenwirken von Priestern und Laien gegenüber manchen Fehlentwicklungen eine große Hilfe und jene notwendige Grenzziehung, die den Wesensunterschied im Dienst des Priesters und in der Mitarbeit der Laien voll beachtet.
Die Frage des Priesternachwuchses hängt von der Glaubensüberzeugung aller Gläubigen, von der Heiligkeit der Familien und von der Treue zum Lehramt der Kirche ab. Es gibt leider vereinzelt Meinungen in der Kirche, die den Priester durch Laien und Laienstrukturen für ersetzbar halten und folglich gar nicht wollen, daß es Priester gibt oder der Priesternachwuchs gefördert wird.
Je mehr wir uns darauf besinnen, daß jeder getaufte Mensch eine besondere Berufung nach Gottes Plan hat, desto weniger wird die besondere Berufung der Geweihten und der Nicht-Geweihten zum Gegenstand von Streit und Neid, sondern vielmehr zur Gnade und Freude im Ganzen des geheimnisvollen Leibes Christi.
Letztlich sind wir berufen, weil Christus, der Berufene und Gottgesandte, sich mit uns eint und alles kundtut, was Gott denen bereitet, die ihn lieben.
Der Besuch des Heiligen Vaters hat der Diözese Freude,
Ermutigung und Frieden gebracht und die große Perspektive der Erlösung
wie ein Tor für das Jahr 2000 aufgetan.
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