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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Predigt bei der Primiz von Mag. Helmut Prader
in Roßbach (OÖ) am 2. Juli 2000

Gelobt sei Jesus Christus!

Lieber Primiziant - lieber Helmut -, liebe Familie und Angehörige unseres Primizianten, liebe Familie Prader, hw. lieber Herr Pfarrer Dr. Sawinski, hochwürdigste Prälaten, liebe hochwürdige Mitbrüder! Liebe Pfarrgemeinde von Roßbach und liebe Freunde und mitfeiernde Gläubige, die Sie heute in so großer Zahl an einem so wunderbaren und denkwürdigen Festtag versammelt sind zur Eucharistie, zum Opfer Christi! Liebe Brüder und Schwestern!

Im Jubeljahr 2000 steht auf den besonders dafür bestimmten Jubiläumskirchen ein Leitspruch des Heiligen Vaters, der für uns alle gilt und der auch gewissermaßen der Schlüssel zum Verstehen dieses Jahres sein möge, aber auch das Verstehen der Barmherzigkeit Gottes uns geben soll. Es heißt überall, wo eine solche Kirche gekennzeichnet ist: "Jesus Christus - heri, hodie et in saecula - et in aeternum": "Christus", so sagt der Hebräerbrief (13,8) bereits, "ist derselbe, gestern, heute und Ewigkeit."

Diese Pfarre Roßbach feiert heute ganz sicher einen Gnadentag: Ein Sohn dieser Pfarre, ein Mann aus Eurer Mitte wurde von Christus erwählt und berufen. Er wurde zum Priester geweiht vor wenigen Tagen, und er wurde von der Kirche gleichsam zum Ausspender der Geheimnisse Gottes als Hirte, als Lehrer und auch als Diener der Hoffnung und Heiligung für Gottes Reich bestellt. Helmut Prader, liebe Brüder und Schwestern, ist einer von Euch, und er wurde zum Priester geweiht und feiert heute bei Euch und mit Euch die heilige Eucharistie, das heißt das Opfer Jesu Christi, das immer wieder sich erneuert, nie ein anderes ist, Jesus Christus, derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit, und so feiert auch der Priester heute, wenn er dieses Opfer feiert, kraft dieser ewigen Identität und Selbigkeit Jesu Christi auch die Eucharistie.

Liebe Brüder und Schwestern, wir sind um nichts schlechter dran als die Jünger und Apostel beim Abendmahl. Auch wir sind einbezogen in die Wirklichkeit dieses Geschehens, und auch wir stehen unter dem Kreuze, das Christus getragen hat, unter dem Kreuz, auf dem Christus dem Vater das Opfer dargebracht hat. Wir stehen wie alle anderen, wie Maria, wie die Jünger, die Christus treu blieben, unter diesem Kreuz. Und wir feiern auch heute dieses Opfer in voller Wirklichkeit, nicht in einer bloßen Erinnerung, daß das irgendwann einmal vor zweitausend Jahren geschehen ist. Eucharistie, wie wir sie feiern, ist gegenwärtige Wirklichkeit.

Meine lieben Brüder und Schwestern! In dieser Stunde grüße ich vor allem auch die Eltern und die Geschwister unseres Neupriesters. Ich grüße die Angehörigen, den Großvater, ich grüße seine Freunde, die hier und überall sind, seine Lehrer und Begleiter, ich grüße Sie alle mit Dank, und ich grüße jene, die in Liebe und Gehorsam zu Gott der Kirche dienen, ich grüße jene, die unsere Priester und Diakone sind!

Liebe Eltern, lieber Vater, liebe Mutter! Die Kirche dankt Euch heute für Helmut. Er ging den Weg der Berufung und hatte das Glück einer gläubigen Familie; einer gläubigen Familie, mit der er heute auch Gott danken will. Liebe Brüder und Schwestern! Nicht oft genug können wir von der Gnade einer gläubigen Familie sprechen, die auch der Nährboden und gewissermaßen die Welt der Berufung bedeutet für die Gottgeweihten, seien dies Priester oder Ordensleute oder Ordensschwestern: immer ist es die Familie, aus der Gott beruft, und selbst dann, wenn ein Mensch aus einer etwas problematischen Familie kommt, selbst dann weiß er, er ist berufen, als geweihter, als gottgeweihter Mensch oder als Priester, diesen Familien zu dienen. Wenn wir schon nicht aus einer guten, aus einer glücklichen Familie kommen - aber bestimmt ist jeder Priester, den Familien, den gläubigen Familien zu dienen!

Liebe Eltern, wir danken Euch für das Geschenk. Denn es muß jede Mutter und jeder Vater ein Kind herschenken, und heute wird es viel schwerer, weil die Menschen ja wenige Kinder haben, noch immer weniger werden es, und wir haben auch unsere Probleme in der Kirche, nicht nur, weil vielleicht der Zeitgeist gegen die Berufungen spricht, sondern wir haben auch diese Probleme, weil die Menschen oft nur mehr die Hälfte der Kinder haben im Vergleich zu früher. Ich erinnere mich an das Waldviertel, wo ich dieses Jahr wieder visitiert habe, und es sind heute oft in diesen Orten nur mehr ein Drittel der Kinder in den Schulen und Kindergärten wie früher. Das schlägt auch durch natürlich auf die Struktur unseres Landes und macht ganz sicher auch das Problem aus, das im Hintergrund des großen Streits um Pensionen und Renten steht.

Aber heute danken wir Gott, und ich möchte auch in dieser Stunde nicht nur den Eltern unseres Primizianten danken, sondern auch den vielen hervorragenden Priestern, die ihn begleitet haben: Hervorragende Priester haben ihn gelehrt und haben ihn, den jungen Mann, in die Geheimnisse des Glaubens eingeführt. Ich nenne Pfarrer Leopoldseder, der mir auch ein sehr guter Freund ist und dessen Wirken ich auch beobachten konnte. Ich nenne Pater Schmid und Pater Morscher, ich nenne Prälat Hörmer, Prälat Holböck, Dr. Breid und viele andere, die auch heute hier sind, und sie waren die hervorragenden Priesterpersönlichkeiten, die unseren Primizianten geformt, beschützt und auch zu einem klugen Mann gemacht haben.

Und was konnte ich verfolgen, beobachten? Liebe Brüder und Schwestern, Helmut Prader hat überall beim Volk Gottes - und ich habe ihn sehr gut, durch Jahre jetzt, beobachten können -, er hat beim Volk Gottes überall Wertschätzung und Glaubwürdigkeit gewonnen, und deswegen wollen auch heute so viele von Nah und Fern mit ihm feiern und Gott danken, daß er dieses erste Ziel erreicht hat: die Priesterweihe ist das erste Ziel, die Vollendung in Liebe und die Aufnahme zum Vater im Himmel ist unser aller zweites Ziel. Helmut Prader hat Wertschätzung gefunden, und viele lieben ihn, und ich selber habe nun ihn schon seit einigen Jahren als Zeremoniär, der mich begleitet, der die Liturgie organisiert und überall überwacht und zu schönen Formen und zu Würdigkeit bringt.

Er hat viel mit mir und auch für mich in der Diözese getan; er hat weite Wege oft gemacht und Aufgaben, die ihm übertragen waren, gewissenhaft und mit Begeisterung und mit großem Können und Wissen wahrgenommen. Und eines zeichnet ihn aus: Er ist von einer großen Liebenswürdigkeit, eine Liebenswürdigkeit, die von allen Menschen mit Begeisterung wahrgenommen wird, vor allem von der Jugend.

Liebe Brüder und Schwestern! Auch ich, auch ich selber komme aus der Diözese Linz, die auch heute noch meine Heimat ist. Ich muß aber auch den Gläubigen aus der Diözese St. Pölten, wo ich jetzt wirke, das beste Zeugnis ausstellen. Sie sind der Kirche treu, dem Bischof, und auch dem Priester wohlgesinnt, sodaß ich selber gerne dem Ruf des Papstes dorthin gefolgt bin. Aber auch jeder Priester, der kommt, wird feststellen: Die Niederösterreicher sind ein gläubiges Volk, ein gutes Volk, ein Volk mit Wohlwollen und mit Treue - genauso wie Ihr! -, und so sollt Ihr nicht besorgt sein, wenn ich ihn gleichsam weggeholt habe - ich habe ihn nicht weggeholt, er kam von selber zu mir nach St. Pölten -, aber ich meine doch: Es ist die eine heilige, katholische und apostolische Kirche, zu der wir alle gehören: die St. Pöltner und die Linzer, die Oberösterreicher und die Niederösterreicher.

Interessant ist, meine Lieben, daß der liebe Gott uns schon in früherer Zeit gewisse Kenntnis voneinander gab: Als ich am 26. April 1987 von Kardinal Groer im Stephansdom von Wien zum Bischof geweiht wurde, da war auch der kleine Helmut dabei - 12 Jahre war er damals alt -, er kam mit Pfarrer Leopoldseder und verfolgte damals die Weihe; und damals ahnte weder ich noch der 12-jährige, daß ich ihn einmal zum Priester weihen werde für die Diözese St. Pölten, und daß ich einmal seine guten Dienste sehr brauchen werde. Was sagen wir dazu, liebe Brüder und Schwestern? Ein Beispiel dafür: Die Wege Gottes sind geheimnisvoll, aber sie führen immer wieder zum Guten; zum Guten und zum Ziel, das Gott kennt und das er immer mehr mit unseren Fähigkeiten, mit unserer Güte und auch mit aller Gnade in uns entwirft. Heute denke ich auch an die vielen jungen Männer, denen ich schon in dieser Zeit, seit 1987, den Weg zum Priestertum auftun konnte. Viele sind heute hier, viele feiern heute mit im Gedenken, und: Ich möchte aller dieser jungen Männer, denen ich irgendwie helfen konnte zum Priestertum, ich möchte ihrer gedenken, sie sind mir lieb geworden, und ich will keinen vergessen!

Liebe Brüder und Schwestern! In St. Pölten war es, daß der Heilige Vater ein Wort sagte, das nie mehr aus unserem Herzen und aus unseren Ohren weggeht. Er sagte damals angesichts der Priesternot: "Ein Priester kann nur durch einen Priester wieder ersetzt werden." Und das möchte ich Euch auch mitgeben. Das sage ich überall in der Diözese: Ohne Priester können wir nichts tun. Und deswegen müssen wir auch alles planen, alles vorbereiten, alles miteinander absprechen, wir müssen es auf das Ziel beziehen: Die Kirche kann ohne Priester nicht sein! So wie die Kirche nicht ohne die Apostel sein konnte, denn die Apostel waren die ersten Priester, und wir sagen ja: diese heilige Kirche, die heilige, katholische und apostolische Kirche ist es. Apostolische Kirche, das heißt auch, für heute gesprochen: Ohne Priester, ohne Bischöfe, ohne Diakone, ohne die Geweihten gibt es die Kirche Christi nicht.

Und ich wünsche Euch, meine lieben Brüder und Schwestern, wo immer Ihr seid, daß Ihr immer einen Priester habt. Wir müssen uns noch in der Frage der Berufungen gewaltig anstrengen, aber dennoch meine ich, daß Gott uns schon erste, erste Zeichen der Hoffnung gibt für die künftige Zeit! Bleibt Euren Priestern treu, helft ihnen, schaut, daß die Priester gesund bleiben, denn wer dem Priester ständig Mühsal bereitet und (ihn) ärgert, der verkürzt vielleicht auch dessen Leben. Auch wenn wir keine Propheten sind, liebe Brüder und Schwestern, so dürfen wir hoffen, daß alle, die heute Priester werden - und es sind wieder mehr, und es werden erkennbar noch mehr sein -, daß alle diese Priester mit Gottes Gnade den Plan Gottes erfüllen! Und auch Helmut Prader wünsche ich, daß er vollendet, was Gott in ihm begonnen hat.

Helmut Prader - das muß ich Euch wahrscheinlich gar nicht sagen - hat viele Gnadengaben. Er hat viele Gnadengaben, die er in den Dienst der Kirche Christi stellen soll. Ich konnte ihn sehr gut kennenlernen in den Jahren der gemeinsamen Arbeit. Sein Denken und Urteilen ist praktisch und realistisch, aber auch klug und mutig. Er ist intellektuell begabt und organisatorisch sehr fähig. Er ist zuverlässig und belastbar, und er ist gläubig und voller Verantwortung für die Sache Gottes und der Menschen. Wichtig ist, daß wir wissen, daß unsere Priester viele Gaben mitbringen, aber weder der Bischof noch der Priester sind das Wichtigste in dieser Frage: Es ist der Herr, Christus selber, der in der Mitte steht und den wir in allem nur zu vertreten haben!

Wir sind nicht die Wichtigsten, und wenn sich einer von uns einmal aufspielen wollte, dann weist ihn zurecht, daß er demütig sei, und wenn einer stolz und unbeugsam ist, dann sagt ihm: "Christus war für uns gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuze" (Phil 2,8)! So hat der Priester, der geweihte Priester, wenn er die Eucharistie feiert - und bald werdet Ihr das erste Mal mit dem Primizianten hier feiern und beten; was tut er? Er sagt in Christi Namen: "Das ist mein Leib, das ist mein Blut!" Und wenn er das Sakrament der Buße spendet, dann sagt er: "Ich spreche dich los von deinen Sünden." Aber das ist nicht bloß eine namentliche Beauftragung, daß er das tut in Christi Namen. Die Kirche lehrt und hat das in letzter Zeit immer wiederholt, daß dieses Handeln des Priesters nicht nur im Namen Christi ist, sondern in der Person Christi. Das ist dieses große, fast erdrückende Geheimnis für uns, liebe Brüder und Schwestern, daß wenn wir die Eucharistie feiern, wenn wir die Sakramente spenden, daß eigentlich nicht wir es sind: Christus spricht in uns, Christus wirkt in uns, Christus lebt in uns. Es ist ein Geheimnis, das uns, wenn wir es ein wenig verstehen, fast erdrückt. Wir wollen auch diese Eucharistie sehen: Der junge Mann, der jetzt hier steht vor Euch, er ist nun in Christi Person, nicht nur in Christi Namen der, der diese Sakramente vollzieht.

Wir stehen, liebe Brüder und Schwestern, im Jahr 2000. Wir nennen es das Gnadenjahr. Viele haben schon davon geredet, und die Kirche - auch in diesem Jahr und in diesem kommenden Jahrtausend - : Die Kirche lebt im Sturm der Zeiten und in den Prüfungen Gottes. Die Kirche, so wissen wir genau, die katholische Kirche, sie kann nicht untergehen, sie kann nicht sinken; sie ist wie jenes Boot, in dem Christus war, in dem Christus es sich sogar geleistet hat, ein wenig zu schlafen und auszuruhen, und alle wurden nervös und ängstlich, und dann sagt er: Was seid ihr so ängstlich? Er war im Boot, er ist im Boot, und Christus ist auch in der Kirche, in unserer geliebten Kirche, die nicht untergehen wird. Und so wollen wir in dieser Zeit die Zeichen der Zeit verstehen.

"Zeichen der Zeit" ist ein sehr beliebtes Wort geworden, bei den Christen, aber auch bei den Nichtchristen: Zeichen der Zeit! Ich nenne Euch diese Zeichen der Zeit, die uns treffen, die Euch etwas angehen. Diese Zeichen der Zeit sind: die Treue zu Gott, die Treue zur Wahrheit des Glaubens, die Treue zur Kirche und die Treue zum Heiligen Vater, zum Nachfolger des Petrus. Und was gelingen soll bei uns - und hier spreche ich wieder Euer Herz an, liebe Frauen und Männer, liebe Kinder und Jugend - : was gelingen soll, das muß in Treue gelingen. Treue ist die bewährte und wahre Form der Liebe, der Liebe zu Gott, die das Wichtigste ist, und der Liebe zum Nächsten, die daraus folgt. Und ich sage Euch noch einmal, euch Eheleuten, Euch Eltern, Euch jungen Menschen: Liebe ohne Treue - Treue zu Gott, Treue zu den Geboten, Treue zu Eurer Familie -, Liebe ohne Treue ist auch keine Liebe! Und so möchte ich noch einmal auch diesen Tag heute ganz besonders geweiht wissen in der Heiligung unserer Familien und Ehegemeinschaften. Es ist die Treue von Mann und Frau in der Ehegemeinschaft. Es ist auch Treue, wenn die Eheleute in ihrem ehelichen Leben die Ordnung Gottes, der Schöpfung, aber auch die Ordnung Jesu Christi, des Evangeliums beachten.

Die Ehe - wir können es in unserer Zeit nicht oft genug sagen -, die Ehe ist unauflöslich, und sie ist das, so wie Gott es im Anfang wollte, aber Christus hat einmal dann gesagt, als die eheliche Treue und Liebe verfiel (vgl. Mt 19): Moses hat Euch ein wenig da etwas gestattet, aber am Anfang war es nicht so. Und Jesus sagt: Ja, die Treue, die Ehe, diese Ehe ist unauflöslich, und wer seine Frau entläßt und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch, und wenn eine Frau ihren Mann entläßt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch. Und Ehebruch ist gegen Gottes Gesetz und ist gegen alle Liebe, die Gott eigentlich uns geben möchte. So rufe ich heute wirklich auf: Treue! Treue zur Kirche, Treue in der Ehe, Treue zu Eurem Beruf, Treue auch hier zu Eurer Ortschaft, zu Eurer Gemeinschaft, zur Pfarre, Treue zur Kirche dieser Diözese und Treue auch zu Euren Seelsorgern. All das ist dann (das), was wir Liebe nennen dürfen; und all das ist dann Ausdruck dessen, was ich am Anfang dieser Predigt gesagt habe: Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit. Wer diese Treue versteht - er wird zur Hoffnung für viele andere. Treue macht Hoffnung, Treue macht Mut, und wenn ich mich verlassen kann auf den anderen, ganz gleich, was kommen mag, dann ist diese Treue auch ein Abbild der göttlichen Liebe. Christus sagt uns (vgl. Mt 10,34 ff): Wenn wir treu sind, wird es immer Streit geben, Streit und Spaltung. Er sagt nicht: Er ist gekommen, die selige Friedseligkeit zu bringen, nein, er sagt: Ich bin gekommen, den Vater und den Sohn, die Mutter und die Tochter zu entzweien. Er hat sicher kein Interesse, daß wir kämpfen und streiten, aber es gibt in den menschlichen Banden noch ein höheres Maß an Verpflichtung, und das ist die Treue zu Gott, zu seinen Geboten, die Treue zur Wahrheit und die Treue zur Liebe in allem. Daher ist es etwas, was wir tun müssen. Und Christus spaltet uns manchesmal, die einen gehen dorthin, die anderen dorthin; auch in der Kirche erleben wir das heute, daß die einen dorthin und die anderen dorthin gehen. Christus hat gesagt, nicht, daß das nicht sein Wille sei, sondern er will natürlich, daß wir gut und friedfertig miteinander sind, aber nicht um jeden Preis! Nicht um den Preis der Wahrheit, nicht um den Preis der Gottesliebe, nicht um den Preis der Heiligkeit. Das ist es, was Christus uns sagen möchte: Er ruft auf, und heute erleben wir ja auch in der Kirche gar nicht wenig oft diese Tatsache: Es geht oft ein Riß durch eine Pfarre, es geht oft ein Riß mitten durch die Familie; und das alles ist nicht das Ziel Jesu Christi, aber es ist die Folge oft dessen, daß die einen treu sein wollen und die anderen auch auch, und am Ende weiß niemand, was Gott will ...

Sucht über allem Zwist wieder das gemeinsame Maß! Das gemeinsame Maß wird nicht bestimmt dadurch, daß man sagt: Du gibst ein wenig etwas und ich auch, und in der Mitte treffen wir uns. Die Wahrheit ist nicht eine Sache der Mitte, die Wahrheit ist bei Gott, bei Christus und bei der Kirche. Und deswegen ist alles abzulehnen, was gewissermaßen unter dem Vorwand, daß man eine neue Mitte sucht, eine neue Mitte baut, etwas nach links vielleicht, diese neue Mitte, sie ist falsch, und sie bringt auch nicht die Wahrheit. Deswegen bitte ich Euch, wenn es um diese Streitfragen geht: Schaut auf Gott, schaut auf Christus, schaut auf die Schrift und schaut auf den Heiligen Vater. Es gibt eben auch eine Versuchung, die Treue der Selbstverwirklichung zu opfern, und es wird oft etwas begehrt und (für) etwas protestiert, was Gott nicht will. Alle, die hier sind, möchte ich bitten: Bleibet treu, bleibet treu Christus, der Lehre des Glaubens! Und Gott selber sagt von sich nicht, daß er die ständig neue Sache ist, daß er Sensation und Aktualität ist, nein: Gott sagt zu einem jeden von uns, daß er die unveränderliche Wahrheit ist. Und so sei es das Zweifache, was ich Euch mitgeben möchte, liebe Brüder und Schwestern, die Ihr Geduld habt zuzuhören, aber ich danke nicht dafür, denn es ist gut, wenn Gott uns ein wenig in die Pflicht nimmt, in die Pflicht nimmt zuzuhören und auch mit Gott eine Entscheidung zu treffen.

Denkt daran, es ist die Treue, und vor allem: Es ist für Euch, ganz konkret hier und dort, die Familie, in der Ihr diese Treue üben müßt, in der Ihr diese Treue vollziehen und bewahren müßt, und ich wünsche Euch dafür allen Segen Gottes, alles Gute Euren Lebenswegen, Euren Plänen. Und mit dem Heiligen Vater rufe ich Euch zu - er hat das einmal vor fast zwanzig Jahren geschrieben -: "Menschheit, deine Zukunft ist die Familie!" Und unserem Helmut Prader, unserem Primizianten, sage ich heute: Geh' zur Jugend! Diene den Familien, damit sie heilig seien; die Familien, wo der Mensch lernt, was er sonst in seinem ganzen Leben fast nie mehr lernt. Helmut, geh' dorthin, zu den Familien und zur Jugend, und kümmere dich um die Kinder!

Und wenn wir so familiär denken und sprechen, dann will ich enden damit, daß ich Euch alle, liebe Brüder und Schwestern, der Gottesmutter anvertraue, der Mutter Jesu Christi, der Mutter des Erlösers; und diese Mutter des Erlösers - so heißt es einmal im Evangelium (vgl. Lk 2,19) - sie erwog in ihrem Herzen, was da geschehen ist mit Christus. Ein Herz ist es, das die Gottesmutter als Mitte und auch als Ausblick auf Gott hat. "Sie erwog in ihrem Herzen", und das größte Glück, meine Lieben, war es für sie, daß sie sagen durfte: "Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort." (Lk 1,38). Das größte Glück war es für sie - und heute feiern wir ihren Festtag -, das größte Glück war es für sie, immer den Willen Gottes zu tun und getan zu haben. Und dieses Glück möchte ich Euch auch verraten. Euer größtes Glück darf nicht sein, wie man so oft sagt: "Gesundheit ist das wichtigste"; nein: Gesundheit ist das zweitwichtigste. Wichtigstes ist es, Gottes Willen zu tun, und auch in der Stunde des Sterbens sagen zu können: Ich habe Gottes Willen getan. Das wird unser größtes Glück sein; und das möchte ich Euch verraten: Geht diesen Weg, Gottes Willen zu tun. Jeden Tag betet Ihr ja im Vater unser: "Dein Reich komme, dein Wille geschehe." Tut diesen Willen, und Jesus sagt ja auch (vgl. Lk 11,28): Wer ist denn mit mir verwandt? Wer gehört denn zu den Meinigen? Es sind die, die das Wort Gottes hören und es befolgen; es sind die, die Gottes Willen aufnehmen und ihn vollführen.

So verheiße uns allen jetzt Gott und die Eucharistie, die ja im Himmel fortgefeiert wird, uns allen verheiße sie das, was schon der Prophet sagte, was bei Paulus steht, und das ist, was ich Euch allen wünsche, meine Lieben: "Kein Auge hat je gesehen, kein Ohr hat je gehört, was Gott denen bereitet, die ihn lieben!" (1 Kor 2,9). Dieses größte Glück sei uns vergönnt, in Christi Namen durch die Fürsprache der Gottesmutter und durch den Dienst unseres Neupriesters. Gott hat alles Beste denen bereitet, die ihn lieben! Und so sei es immer Dasselbe: Christus derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit! Und dieser Christus, der unser Hoherpriester ist, er gehört zu Euch, und wir gehören zu ihm. Amen.

Predigt bei der Priesterweiheam 29. Juni 2000


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 10.07.2000.

 

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