Presseerklärungen |
Dialog für
Österreich
Delegiertenversammlung in Salzburg vom 23.-26.10.1998
Wie bewertet der Bischof von St. Pölten, Dr. Kurt Krenn, den Vorgang der Delegiertenversammlung in Salzburg und deren Ergebnisse?
Drei Stellungnahmen des Bischofs: Abschlußplenum - NEWS - NÖN
Das Foto mit Bischof Dr. Kurt Krenn und Dr. Thomas Plankensteiner vor der Wallfahrtskirche Maria Plain bei Salzburg gibt ein symbolhaftes Bild von der Kirche Österreichs: Der "Dialog für Österreich" hat gezeigt, daß eine Versöhnung von Personen trotz unversöhnlicher Lehrpositionen möglich ist. Die Trennschärfe des Katholischen nicht aus dem Auge zu verlieren ist auch weiterhin das Anliegen von Bischof Kurt Krenn, wie er in seinen Stellungnahmen zum Ausdruck gebracht hat. Foto: Franz Josef Rupprecht
Bischof Krenn beim Abschlußplenum des Delegiertentags
In seiner Stellungnahme beim Abschlußplenum des Delegiertentags im Rahmen des "Dialogs für Österreich" am 26. Oktober 1998 in Salzburg (Bildungshaus St. Virgil) sagte Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn zur Salzburger Delegiertenversammlung:
,,Es gibt eine gute Meldung: Das Klima war gut. Ich möchte das auch von mir her bestätigen. Die Sitten waren sehr gut. Das, glaube ich, war auch etwas Neues in der Kirche. Ich möchte auch sagen, daß die Organisation sehr gut war, daß auch die Moderatoren ausnahmslos exzellent waren.
Was dieser Versammlung aus meiner Sicht gefehlt hat, war: Es fehlt eigentlich das einfache Volk, das komplizierte Volk ist hier. Ich gehöre auch dazu. Mir fehlte die Jugend und mir fehlten die neuen Gemeinschaften, die sind nicht so aufgetreten oder konnten nicht, ich weiß nicht. Ich stelle es fest.
Einen Satz möchte ich als besonders verwerflich darstellen: Es ist oft sinngemäß und manchmal sogar wörtlich gesagt worden: Die Gebote Gottes, die Lehre der Kirche, das stimmt nicht mehr mit der Lebenswirklichkeit überein. Und das wurde so gesagt, als ob das nun hieße: Lieber Gott, du mußt dich ändern, wir sind anders. Bisher war immer die Frage der Christen: Gott, erfüllen wir deinen Willen, tun wir deinen Willen, erfüllen wir auch dein Gesetz und dein Gebot? Das war ganz sicher eine Mentalität, die man nicht akzeptieren kann.
Noch etwas: Es sind manche Formulierungen in den Texten, die nicht mit dem Glauben übereinstimmen, mit der Glaubenslehre der Kirche. Das war auch eine Voraussetzung, die der Papst uns gegeben hat bei diesem Treffen mit den Bischöfen. Deshalb meine ich: Jedes Parlament hat einen Verfassungsdienst, der sagt, das entspricht der Verfassung. Diesen Verfassungsdienst, den müssen wir jetzt auch einsetzen, damit wir feststellen, was läßt sich denn aufrechterhalten. Man kann nicht einfach sagen, wenn es genug Stimmen gibt, dann gilt das. Wir haben gesagt: Wichtig heißt noch lange nicht richtig. Das sei auch hier gesagt.
Zuletzt noch zu Rom. Wir müßten nach Rom gehen
und etwas deponieren. Ich glaube nicht, daß es ehrlich ist, wenn wir sagen,
wir gehen nach Rom und vertreten es, und dort wird es vielleicht behandelt oder
nicht behandelt. Ich glaube wenn die Ehrlichkeit, die da war, und die Liebenswürdigkeit,
die auch da war, wenn wir die ernst nehmen, dann sagen wir auch: diese Probleme,
wir müssen sie bei uns lösen und nicht in Rom."
"Diese Veranstaltung hatte sehr gute Elemente, etwa den
Stil, wie alle miteinander umgegangen sind. Das ist ein Grund zur Hoffnung.
Allerdings fehlt mir noch die Gemeinsamkeit im Glauben. Die herzustellen wird
Aufgabe von uns Bischöfen sein. Wir müssen nun aus der Gemeinschaft
der Gefühle eine Gemeinschaft der Glaubenslehre machen. Bei gewissen vorgetragenen
Positionen müssen wir energisch etwas dagegenhalten. So etwa stehen die
Sexualität, die Ehe, der Zölibat oder der Sakramentenempfang nicht
zur freien Verfügung der Menschen. Die Delegiertenversammlung hat Vorschläge
zur Diskussion unterbreitet. Jedes bürgerliche Parlament prüft, ob
solche Vorschläge mit der Verfassung übereinstimmen. Genau das müssen
wir Bischöfe auch mit den Ergebnissen von Salzburg machen. Wir prüfen
auf Übereinstimmung mit der Glaubenslehre. Jedenfalls werden wir nächste
Woche in der Bischofskonferenz die Ergebnisse von Salzburg beraten. Was rauskommt,
kann man nicht sagen – endgültige Aussagen sind nicht möglich. Im
übrigen lege ich Wert auf die Feststellung, daß in Salzburg keine
Abstimmungen zur Sache durchgeführt wurden – es wurden nur Voten über
die Wichtigkeit gewisser Themen abgegeben. Über Glaubensfragen gibt es
keine Abstimmung."
Zu wenig Streit
Diözesanbischof Krenn zum ,,Dialog für Österreich"
Interview der NÖN vom 02.11.1998 (Sepp Bauer),
Woche 45/1998, S. 3 (Politik und Gesellschaft)
Einiges sei ,,falsch gelaufen", sagte der St. Pöltner Bischof Dr. Kurt Krenn nach dem Delegiertentag zum Dialog für Österreich. ,,Natürlich werden die Bischöfe es umdrehen."
NÖN: Wie fanden Sie das Klima der Tagung?
Krenn: Mehr Streit wäre vielleicht besser gewesen. Es ist fair und
anständig zugegangen. Es sind dadurch aber die Probleme nicht zur vollen
Schärfe gekommen.
NÖN: Identifizieren Sie sich mit den Voten?
Krenn: Mit der sozialen Botschaft sehr gut. Was die Moral und die Sakramente betrifft, kann ich nicht alles akzeptieren.
Kein Frauendiakonat
NÖN: Zum Beispiel?
Krenn: Ich habe nichts dagegen, daß über Dinge, wie Frauen-Diakonat, diskutiert wird. Wenn der Papst Grünes Licht gibt. Da er das nicht tut, halte ich dieses Thema für eine dogmatisch nicht lösbare Frage. Viri probati sind eine Frage der Kirchen-Diszplin. Aber das muß auch aufhören. Die, die den Dienst in der Kirche tun, dürfen nicht immer nur verunsichert werden. Eigentlich hat diese Diskussion schon ihr Ende. Nur in Österreich hat man das nicht wahrgenommen.
Ohne gläubiges Volk
NÖN: Sie sind nicht sehr glücklich?
Krenn: Ich wäre glücklich, wenn es anders gelaufen wäre. Die Versammlung war nicht repräsentativ für die Kirche Osterreichs. Es sind kopfbetonte Leute gewesen. Wo war das einfach denkende gläubige Volk?
NÖN: Nun werden die Bischöfe beraten ...
Krenn: Es jagt uns niemand. Wir haben auf der Bischofskonferenz eine große
Tagesordnung, die auch mit viel wichtigeren Dingen zu tun hat. Wir werden eine
zusammengeraffte Reflexion machen. Es war keine Synode, es gab keine Beschlüsse,
es waren nur Ratschläge.
Korrekturen nötig ...
NÖN: Was soll die Bischofskonferenz mit den Ratschlägen konkret
tun?
Krenn: Natürlich werden die Bischöfe es umdrehen. Das wird ganz anders
ausschauen. Wenn es um Abweichung von der Lehre geht, können das die Bischöfe
nicht akzeptieren. Das wäre gegen die Mahnung des Papstes: ,,Ihr müßt
euch über die Wahrheit, nicht über Meinungen einzelner Leute verständigen."
Die ganze Grundeinstellung in Salzburg war eine Form der menschlichen Auflehnung
gegen Gott.
Rom löst gar nichts ...
NÖN: Im November wird Rom informiert ...
Krenn: Daß Rom informiert wird, dafür bin ich schon. Aber ich bin
kein Briefträger. Ich bin dafür, daß wir die Probleme hier lösen
und nicht in Rom. Rom löst da nichts, was uns hier in Österreich betrifft.
NÖN: Wie könnte der Dialog für Österreich weitergehen?
Krenn: Ich bin für Weiterführung in der Diözese, aber nicht auf
Österreich-Ebene. Das wäre in drei Jahren nicht besser, vielleicht
sogar schlechter. Das können wir uns nicht oft leisten.
,,Diffuse Geschichte"
NÖN: Könnten Sie sich eine Synode vorstellen?
Krenn: Theoretisch ja. Aber eine Synode nicht als Weiterführung
des Dialogs. Sie müßte auch besser vorbereitet werden als dieser
Delegiertentag. Hier war es eine diffuse Geschichte. Es hätte aber anders
laufen müssen. Wenn da Leute dem Sinn nach sagen durften, ,,die Gebote
Gottes, die Lehre der Kirche entsprechen nicht mehr der Wirklichkeit des Menschen",
frage ich: ,,Wer muß sich ändern?" Man hätte fragen müssen:
,,Erfüllen wir die Gebote Gottes, die Lehre der Kirche?" Das war nicht
die Tendenz, das ist falsch gelaufen.