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 Spirituelles u. Theologisches

Altdiözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

 

"salvo l´unto!" – „Unbeschadet der Weihe!“

Eine sakramententheologische Überlegung

über das Sakrament der pastoralen Einheit in der Kirche

von P. Robert Bösner OSB, Maria Dreieichen

 

Wann immer einem volkstümlich (!) gläubigen Italiener das Temperament durchgeht und er meint, über seinen Pfarrer schimpfen zu müssen, sagt er am Schluss seiner Ausführungen meistens "salvo l´unto" („ausgenommen die Weihe!“ )

 

Er möchte dadurch deutlich machen, dass er trotz seines (ev. berechtigten) Grolls über den einen oder anderen Fehler (s)eines kirchlichen Amtsträgers den katholischen Glauben jedoch und die sakramentale Ordnung der Kirche nicht in Frage stellen will. Die heilige(-nde) Verfasstheit der Kirche (Hierarchie) ist für ihn als einfachen Gläubigen viel zu kostbar, als dass er sie mit seinem Groll aufs Spiel setzen möchte.

 

Schon lange schien mir diese Redewendung der einfachen Leute in unserem südlichem Nachbarland etwas auszusagen, von dem wir (auch bekannte Publizisten in unseren nördlichen Breiten!) mancherlei lernen könnten.

Katholische Kirche ist mehr als die persönlichen Qualitäten der geweihten Hirten in den verschiedenen Ordnungen (Bischöfe, Priestergemeinschaft, Diakone). Die Glaubensvorgabe des apostolischen Zusammenhanges (successio apostolica) birgt etwas in sich, das von Jesus Christus her den Glauben schützt und den Bestand der katholischen Kirche garantiert. Wenn man aber nur die „Kirche von unten“ ansieht, verzerrt sich die Perspektive und man sieht dann den (manchmal vielleicht ärgerlichen) Teilaspekt der Kirche fürs gottmenschlich Ganze (Kirche als theandrische Wirklichkeit), so als ob gewisse Irritationen und Fehler das einzige wären, was die katholische Kirche, die man als eine zeitgeschichtliche „Luftblase“ wähnt, anzubieten hätte.

 

Die aktuellen Gedenktage in unserer Diözese (4. Juli als der 13. Bischofsweihetag von emer. Weihbischof Dr. Heinrich Fasching und der 11. Juli als der 14. Jahrtag der Ernennung des jetzigen Altbischofs Dr. Kurt Krenn zum Diözesanbischof von St. Pölten sowie die Ernennung des Apostolischen Visitators DDr. Klaus Küng am 7. Oktober 04 zu unserem aktuellen Diözesanbischof von St. Pölten veranlassen mich, die obige „volkstümliche“ Erfahrung ein wenig zu thematisieren.

 

In den letzten Jahren sind katholische Christen (und Priester) durch ihre Entscheidung, sich vom Mitleben mit unserer Diözese nicht zu dispensieren, ziemlich irritiert worden. Ihre konkrete Bereitschaft, in den Fragen der Mitverantwortung für die Heilssendung der Kirche in dieser Welt Stellung zu beziehen, hat sie zu mancherlei persönlichen oder auch öffentlichen Stellungnahmen veranlasst. Denn manchmal hat man direkt Sorge haben müssen, dass jene bekannten lokalen Polarisierungen sogar kirchenspaltende Tendenzen aus dem gesellschaftlichen Großraum in unsere diözesanen Gegebenheiten hineinbringen und dabei glaubensschwächenden Schaden anrichten könnten. Und die Befürchtungen schienen gar nicht so oberflächlich zu sein.

 

Wenn man aber die gemeinten Ereignisse mit jener einfachen, mediterranen „Glaubensschläue“ betrachtet, dann können einem allerlei Zusammenhänge auffallen: die Ereignisse von damals schauen anders aus, wenn man sie rein soziologisch betrachtet, so als ob sie eine ganz eigenständige Dynamik hätten, oder wenn man sie „salvo l´unto!“ beurteilt. Mit anderen Worten, die oft enttäuschenden Ereignisse und auch die sich jetzt scheinbar frisch anbahnenden neuen Kontroversen, müssen das Glaubensleben nicht destabilisieren!

 

Ein Priester der die heilige Messe feiert, betet täglich bei den Interzessionen im eucharistischen Hochgebet: „Wir gedenken unseres Papstes Benedikt, des Diözesanbischofs Klaus und der Gemeinschaft der Bischöfe, unter ihnen unser Altbischofs Kurt und sein emeritierten Weihbischof Heinrich, sowie der Priester und Diakone…“ (GL 368 ) Wie verschieden sind die einzelnen Mitglieder des Bischofskollegium der ganzen Welt, wie verschieden die Mitglieder der vielen diözesanen Priestergemeinschaften ihrer Bischöfe und die Diakone auf der ganzen weiten Welt!

 

Jeder ist bereit, auf seine Weise die Sendung der Kirche mit zu tragen und jeder, auch der Tüchtigste, hat seine Fehler und Grenzen (gehabt). Wenn es nicht den Bereich der sakramentalen (!) Verbundenheit und der communio gäbe, müsste man eigentlich über dieses scheinbare Menschenwerk, wenn die Kirche das allein wäre, verzagen. Wie bei einem rauh und viel benützten Fleckerlteppich müsste man dann für dessen Einheit und Zusammenhalt Sorge haben. So aber gehören alle, Priester und Gläubige, in apostolischer Gemeinschaft um ihren jeweiligen Bischof geeint, zur katholischen Weltkirche dazu. „Der Ordo der Bischöfe aber, der dem Kollegium der Apostel im Lehr- und Hirtenamt nachfolgt, ja, in welchem die Körperschaft der Apostel immerfort (!) weiter besteht, ist gemeinsam mit seinem Haupt, dem Bischof von Rom und niemals ohne dieses Haupt, Träger der höchsten und vollen Gewalt über die ganze Kirche (LG 22).

 

Wer immer dem jetzigen Diözesanbischof DDr. Klaus Küng bei dem so oft beschworenen „Neuanfang“ mithelfen will, der muss sich gläubig bewusst sein, dass er - in diese vorhin erwähnte Glaubenswirklichkeit der Kirche (nämlich in den apostolischen Zusammenhang (durch die Sakramente, die ein unauslöschliches Merkmal vermitteln) unwiderruflich eingegliedert ist. Dadurch ist er dann auch von Jesus Christus persönlich zur Mitarbeit berufen!

 

„Die Priester gelangen auf einer ihnen eigenen Weise zur Heiligkeit, nämlich durch aufrichtige und unermüdliche Ausübung ihrer (dreifachen) Ämter im Geiste Christi….Mögen die Priester nach stets größerer Heiligkeit streben, um so immer mehr geeignete Werkzeuge für den Dienst am ganzen Gottesvolk zu werden (Anm: in Verbundenheit mit dem Bischof und mit der sakramentalen Bruderschaft der diözesanen Priestergemeinschaft ) PO 13.

 

„Das Weihesakrament macht die Priester Christus dem Priester gleichförmig. Denn sie sind Diener des Hauptes zur vollkommenen Auferbauung seines ganzen Leibes, der Kirche, und Mitarbeiter des Bischofsstandes“ (Anm: besonders für die je eigenen Diözesen). PO 12.

„In den Bischöfen, denen die Priester(-gemeinschaften der Diözesen) zur Seite stehen, ist also inmitten der Gläubigen der Herr Jesus Christus, der Hohepriester, anwesend“ LG 21.

Jenes volkstümliche Wort zu Beginn der Meditation: „Vorbehaltlich der Priesterweihe (salvo l´unto)“ ist sozusagen die minimalste Form, wie ein Gläubiger die Treue zur Einheit der Kirche hält, „Aufgrund der Priesterweihe“ jedoch zusammen mit dem Bischof und in der Gemeinschaft der Priester und mit den Diakonen den apostolischen Hirtendienst ausüben: das ist die Vollform der dreigestaltigen Teilhabe der Priester an der Sendung der Bischöfe für ihre Diözese.

 

KR lic. theol. P. Robert Bösner OSB

Wallfahrtspfarrer in 3744 Maria Dreieichen.

 

 


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