Dankesworte
S.E. Erzbischof DDr. Donato Squicciarini

am Ende der Eucharistiefeier
anlässlich des 25. Jahrestages seiner Bischofsweihe
in der Basilika Sant'Apollinare in Rom,
30. November 2003


Am Ende dieses feierlichen Gottesdienstes möchte ich in erster Linie Seiner Eminenz Kardinal Ratzinger für sein Kommen danken und für die Worte, mit denen er uns beschenkt hat.
Einmal mehr waren sie Ausdruck seiner Liebenswürdigkeit und der Klarheit seines Denkens.
Ein besonderer Dank gilt auch dem anwesenden Botschafter von Österreich beim Heiligen Stuhl, Dr. Walter Greinert, sowie Herrn Ministerialrat Dr. Rudolf Heinrich, die die Feier mit den Verantwortlichen der Università della Santa Croce organisiert haben - gerade hier am Apollinare, wo ich in den 50er Jahren mein juristisches Studium beendet habe.

Ich möchte aber auch allen anderen danken, die sich an diesem Ersten Adventsonntag hier in Sant'Apollinare versammelt haben, um mir gleichsam zu helfen, dem Dreifaltigen Gott, von dem alle Gnade und alles Erbarmen kommt, zu sagen:
Gratias tibi, Deus, gratias tibi!
Ich danke dir, Gott, ich danke dir!

Wenn ich an die Jahre meines Dienstes als Bischof zurückdenke
- an die Jahre als Nuntius in Afrika und
- an die Jahre als Vertreter des Heiligen Vaters in Österreich und
- bei den Internationalen Organisationen mit Sitz in Wien
wird mir neu bewusst, wie bei aller Verschiedenheit der gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen ein Grunderlebnis immer konstant geblieben ist - die Erfahrung des geheimnisvollen Wachstums der von Christus auf den Felsen Petri gegründeten heiligen katholischen Kirche.

In Afrika ist die Anziehungskraft Christi und seiner Kirche gleichsam mit Händen zu greifen. In Kamerun z.B. hat vor kaum hundert Jahren die Missionsarbeit begonnen,
und heute sind mehr als die Hälfte seiner Bewohner Christen.
In Europa scheint die Entwicklung auf den ersten Blick in die entgegengesetzte Richtung zu gehen: Säkularisierung, Abwendung von der Religion, Gleichgültig-keit, ethischer Relativismus...
Aber so wie in Afrika das positive Bild durch mancherlei Schatten getrübt wird, so finden sich umgekehrt vor dem dunklen Hintergrund der europäischen Menschheitsszene unzählige Lichtpunkte.

Bei seinem ersten Pastoralbesuch in Österreich hat der Heilige Vater mit Recht festgestellt, dass die Mitte der Nacht zugleich der Anfang des Tages ist.
Es ist wahr, dass man in dieser Welt viele böse Phänomene beobachten kann. Aber soll uns das wundern?
"Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab..., damit die Welt durch ihn gerettet wird!" (Joh 3,16-17)
Gott "lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte" (Mt 5,45).
Durch dieses Wort des Evangeliums werden die Freiheit und die Verantwortlichkeit der Menschen jeder Zeit und jeder Gesellschaft und jeder Zivilisation angedeutet.
Diese unsere Welt bedarf der Erlösung. Sie wartet - sehnsüchtig - auf Christus und das Kommen seines Reiches. Aber diese Erlösung ist bereits vollzogen, und sie geht durch die Zeiten hindurch ihrer Vollendung entgegen.

Die Kirche und die einzelnen Mitglieder sind das Werkzeug, dessen sich Christus bedient, um - nach und nach - das Reich Gottes auf Erden - sein Reich - aufzurichten.
Er hat uns auf vielerlei Weise in seinen Gleichnissen über das Wachstum dieses Reiches belehrt, das die Fassungskraft unserer Begriffe sprengt und übersteigt:
"Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Das Reich Gottes ist mitten unter euch" (Lk 17,20-21).
In diesen 25 Jahren hat mich Gott unentwegt die Nähe seines Reiches erfahren lassen: Bekehrungen, Berufungen, Neuaufbrüche religiösen Lebens - oft und oft völlig unableitbar aus den gegebenen menschlich-gesellschaftlichen Prämissen.
Es ist das Wachstum des Samenkorns, das der göttliche Sämann auf dem Acker der Welt ausstreut.
Trotz aller Schwierigkeiten und Anfeindungen, trotz der Umtriebe des Feindes, die bis zum Ende der Zeiten fortdauern werden, wächst das Reich Gottes, entfaltet sich die Kirche.

Seien wir alle begeisterte Mitarbeiter Gottes beim Aufbau dieser unserer Mutter Kirche, in der das Reich Gottes schon im Keim zugegen ist - "das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens" (Präfation vom Königtum Christi).

Um Gott "immer und überall" zu danken, wie es "würdig und recht" ist, lade ich Sie ein,
- die Wirksamkeit des göttlichen Gnadenwirkens in den Menschen und in der Gesellschaft nie aus den Augen zu verlieren
-und daran zu denken, dass Gott jeden einzelnen von uns einbezieht in seine Pläne des Heils: um sie an uns zu vollziehen, und durch uns, die wir alle Glieder seiner heiligen Kirche sind.
Mit diesen Worten des Dankes, möchte ich am heutigen Ersten Adventsonntag meine aufrichtigen Segenswünsche verbinden
- für die ganze Adventszeit und
- für das bevorstehende Weihnachtsfest, das uns die Liebe Gottes durch die Menschwerdung Seines geliebten Sohnes Jesus Christus auf so einzigartige Weise nahe bringt.
 

Hier der Kathpress-Bericht vom 01.12.2003:

Als Diplomaten und Seelsorger hat Kardinal Joseph Ratzinger den früheren Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Donato Squicciarini, gewürdigt. Kardinal Ratzinger hielt am Sonntag in der römischen Basilika Sant'Apollinare bei der Festmesse zum 25. Jahrestag der Bischofsweihe Squicciarinis die Predigt. Der Dekan des Kardinalskollegiums unterstrich die besondere Verbundenheit Squicciarinis mit Österreich, "diesem Herzland Europas". Squicciarini sei in einem Augenblick "tiefer Verwundungen und Verletzungen" nach Wien gekommen; mit Weisheit und Güte habe der frühere Nuntius geholfen, dass "wieder viel innerer Friede" in Österreich und seiner Kirche eingetreten ist.

Das Eintreten für die kirchliche Einheit, die im Nachfolger des Heiligen Petrus verkörpert ist, sei die "innere Richtung" von Squicciarinis Leben, so Kardinal Ratzinger. Auf diesem Hintergrund habe der frühere Nuntius Brücken gebaut und trennende Mauern niedergelegt, aber auch seinen diplomatischen Auftrag "auf priesterliche Weise" erfüllt. Squicciarini sei es darum gegangen, die Herzen zu festigen, was heute von besonderer Wichtigkeit sei, weil oft "die Mitte des Herzens fehlt" und sich ein neuer Dualismus ausbreite, der Geist und Materie nur als Gegensätze begreift.
"Christsein ist nicht Moralismus, sondern Gabe einer großen Freundschaft, der Freundschaft mit Christus", unterstrich der Dekan des Kardinalskollegiums. Aus dem Erlebnis dieser Freundschaft könne dann auch rechtes Tun kommen.

Erzbischof Squicciarini stand am Sonntag aus Anlass seines silbernen Bischofsjubiläums im Mittelpunkt zahlreicher Ehrungen. Zum Abschluss der Festmesse wurde eine Grußbotschaft Papst Johannes Pauls II.
verlesen. Der österreichische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Walter Greinert, überbrachte die Glückwünsche von Bundespräsident Thomas Klestil und Außenministerin Benita Ferrero-Waldner. Klestil dankte dem früheren Nuntius für sein Wirken, die Außenministerin würdigte namens der Bundesregierung "die unablässigen Bemühungen"
Squicciarinis "um das gute Einvernehmen von Staat und Kirche" sowie sein Interesse "am besonderen Weg Österreichs nach Europa".

Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser übergab dem früheren Nuntius das diesem vom Land Salzburg verliehene "Große Goldene Ehrenzeichen". Der frühere Bundesratspräsident Prof. Herbert Schambeck erinnerte daran, dass Squicciarini 1978 von Kardinal Franz König zum Bischof geweiht worden war und formulierte ein "herzliches Vergelt's Gott" für den früheren Nuntius, der für Kirche und Öffentlichkeit Österreichs ein "Geschenk des Friedens" geworden sei.

Botschafter Greinert, der gemeinsam mit der römischen CV-Verbindung "Capitolina" zur Feier eingeladen hatte, erinnerte an die dramatischen politischen Veränderungen in der Amtszeit Squicciarinis als Nuntius in Wien, angefangen vom Untergang des Kommunismus. Der Nuntius habe zu den ausgezeichneten Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Österreich wesentlich beigetragen, aber auch die Anliegen der Kirche - Vertiefung des Glaubens in einer säkularisierten Welt, Friede unter den Menschen und Staaten, moralische Gestaltung der Gesellschaft - in der Öffentlichkeit klar und fest zum Ausdruck gebracht.

In seinen Dankesworten bei der Messfeier betonte Erzbischof Squicciarini, dass ihn bei allen Verschiedenheiten an seinen Dienstorten - in Afrika ebenso wie in Europa - ein Grunderlebnis fasziniert habe: "Die Erfahrung des geheimnisvollen Wachstums der katholischen Kirche". In Afrika sei die Anziehungskraft der Kirche mit Händen zu greifen. In Europa könne man auf den ersten Blick einen gegenteiligen Eindruck haben. Aber so wie es in Afrika mancherlei Schatten gebe, seien in Europa "unzählige Lichtpunkte" festzustellen, sagte der frühere Nuntius und verwies auf "Bekehrungen, Berufungen, Neuaufbrüche religiösen Lebens". Squicciarini appellierte an alle Christen, "verantwortliche und begeisterte Mitarbeiter des Reiches Gottes" im Dienst der Menschheit und des Friedens zu sein.

An der Messfeier in Sant'Apollinare nahmen viele Freunde des früheren Nuntius aus Österreich teil. Zu den Konzelebranten Squicciarinis zählten außer Erzbischof Kothgasser auch der St. Pöltner Diözesanbischof Kurt Krenn, der Grazer Weihbischof Franz Lackner (der zugleich auch Diözesanbischof Egon Kapellari vertrat) und der Sekretär der vatikanischen Missionskongregration, Erzbischof Malcolm Ranjith.


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 03.12.2003.

 

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