Predigten |
Foto: Mag. Hans Pflügl (C). |
|
Gelobt sei Jesus Christus!
Wie zur Zeit der Apostel sitzen wir heute hier, um ein Werk des Heiligen Geistes zu vollenden, das Gott in der Weihe der Diakone eingerichtet hat. Lieber Herr Bischofsvikar, lieber Prälat Hörmer, lieber Pfarrer Ambrosius, lieber Pater Moderator Schmid, liebe Mitbrüder, liebe Brüder und Freunde im Amt und im Dienst der Priester und der Diakone, die Sie heute in so großer Zahl hier sind! Ich grüße Sie herzlich und dankbar und auch in einer gewissen freudigen Gewißheit, daß wir zusammengehören und in Zukunft zusammenarbeiten wollen zum Aufbau des Leibes Christi der Kirche.
Liebe Angehörige der Weihekandidaten, die Sie von überallher gekommen sind! Ich grüße Sie herzlich und hoffe, daß ich Sie ein wenig noch sehe, ehe wir dann noch einmal am 29. Juni das Fest der Priesterweihe gemeinsam begehen werden. Liebe Angehörige, liebe Freunde der Weihekandidaten, liebe Freunde und Förderer der Sache Gottes, liebe Brüder und Schwestern in Christus und vor allem auch liebe Pfarrgemeinde, die Sie uns heute wieder einmal diese schöne, wunderschöne Kirche zur Verfügung gestellt haben, auf daß wir das Werk Gottes hier vollziehen! Ganz am Schluß sage ich: Der Friede Christi sei mit Euch, liebe Weihekandidaten, liebe "fratres ordinandi". Ihr seid heute die wichtigsten, aber es wird Euch so gehen wie dem König David, daß er erst am Schluß gesucht und gefunden wird vom Propheten. Ihr seid heute gewissermaßen die Letzten im Reiche Gottes, und Euer Dienst wird es sein, daß Ihr die Ersten werdet nach den Worten Christi: Wer der Beste, der Erste sein will, der sei aller Diener. So geht es in dieser Diakonatsweihe nicht nur darum vom Dienst zu reden, sondern es ist ein Dienst, ja sogar ein heiliger Dienst, ja ein Dienst, der nicht von uns erfunden wurde, sondern von Jesus Christus durch die Apostel eingerichtet wurde. Ein Dienst ist es, und diesen Dienst wollen wir heute unwiderruflich zwei jungen Männern übertragen.
Liebe Brüder und Schwestern, heute ist das Fest des heiligen Josef. Liturgisch feiern wir zwar anderswo das Fest morgen, ein Sonntag ist nicht leicht zu verdrängen, aber hier ist es dennoch ein wahrer Grund, daß wir die Weiheliturgie nach der Liturgie des Hochfestes des heiligen Josef feiern. Der heilige Josef ist ein sehr geliebter Heiliger, aber auch gleichzeitig ein sehr unbekannter Heiliger bei den Menschen. Wir haben kein einziges Wort von ihm, das er gesprochen hat, das wir haben. Wir haben nur über die Gottesmutter ein einziges Mal eine Mitteilung. Als Jesus im Tempel gefunden wurde, sagte die Gottesmutter: "Kind, warum hast du das getan, dein Vater und ich, wir haben dich besorgt gesucht." Wir nennen den heiligen Josef mit seinem höchsten Titel den Bräutigam der Gottesmutter. Er ist jener Bräutigam, von dem wir auch jetzt gerade im Evangelium gehört haben. Er ist jener Bräutigam, dem Gott nicht die Aufgabe einer Ehe, sondern die Aufgabe von viel Liebe und Sorge für einen anderen, für die Gottesmutter und für Jesus Christus anvertraut hat. Der heilige Josef ist der Schutzvater, manchmal sagen wir: der "Nährvater" Jesu. Er hat Christus beschützt, er hat Christus begleitet in einem Leben, das gar nicht so ungewöhnlich war. Er hat Jesus begleitet, und er hat ganz sicher geformt an dem, was wir von Christus bekennen: Er ist wahrer Gott, aber er ist auch wahrer Mensch. Dieses wahre Menschsein liegt ja in jenem Prozeß der allgemeinen Aneignung; dieses wahre Menschsein, das hat Josef ganz sicher gemeinsam mit der Gottesmutter Jesus gelehrt. Jesus war einer, der nicht nur alles wußte, sondern der es auch verstand, alles ewige Wissen auch noch einmal in Liebe zu den Menschen zu lernen. Der heilige Josef ist der Patron der Kirche, deswegen feiern wir auch sein Fest im höchsten Grad in der Klasse jener Feste wie Ostern, wie Weihnachten, wie Pfingsten; es ist ein Hochfest das wir feiern, und wir verehren in ihm den Patron der Kirche. Der heilige Josef hat aber auch für uns selber, die wir oft weinen und seufzen in diesem Tränental -, er hat auch für uns selber viele Züge der Hilfe, viele Züge eines helfenden Liebenden, und er ist Helfer der Notleidenden. Nicht zuletzt, das sei auch gesagt, verehrt die Kirche im heiligen Josef seit unvordenklichen Zeiten jenen, der uns in der Stunde des Todes beistehen möge. Wir rufen, wenn wir betend einen Menschen verabschieden aus diesem Leben Jesus an, Gott an, wir rufen die Gottesmutter an, die Engel und alle Heiligen, und eine ganz besondere Bitte richten wir auch an den heiligen Josef. Er ist der Fürsprecher der Sterbenden.
In diesem Zusammenhang, liebe Brüder und Schwestern, steht heute diese Weiheliturgie, die wir feiern. Ich darf noch einmal sagen, daß so viele gekommen sind, und jedem möchte ich eigentlich sagen, Gott sei gedankt, daß er Euch hierher geführt hat.
Der Diakon ist auch genauso wie der Bischof und der Priester in der apostolischen Folge zu weihen. Wir weihen nicht, weil wir dieses Amt erfinden oder irgendwann einmal beschlossen haben, nein - dieses Amt ist ein apostolisches Amt, das sicherlich im Weihesakrament die erste und auch noch die geringste Stufe bedeutet, aber es ist ein apostolisches Amt. Wenn der Bischof heute den Weihekandidaten die Hände auflegt und sie mit dem Weihegebet Gott vorstellt und um die Gaben bittet, die sie brauchen zur Erfüllung ihrer Verpflichtung, dann ist es ein apostolisches Tun, das wir alle vollziehen. Wir erfinden die Ämter nicht, und es ist auch so, daß wir immer wieder auch der Mentalität von heute widersprechen müssen. Viele meinen, wenn es irgend eine Aufgabe gibt in der Welt, bei den Menschen, im Staat und in der Kirche, dann müssen wir ein Amt erfinden. Nein, so geht es nicht. Es ist die Vorgabe des Sakraments, die wir aufgreifen und die wir vollziehen. Auch ein Dokument der Kirche in der letzten Zeit hat es deutlich gesagt: Nicht die Aufgabe konstituiert das Amt des Priesters oder des Diakons oder des Bischofs, nein, es ist die Weihe, die das Amt konstituiert und zu dem macht, was es ist; auch das Amt des Diakons, das genau beschrieben ist von der Ordnung der Kirche her. Meine lieben Priester und Diakone, liebe Mitbrüder, Ihr erhaltet nicht vielleicht viel Macht, und Ihr sollt auch Macht nicht ausüben in diesem Sinne wie sie heute oft gesucht und auf der anderen Seite verschmäht wird. Es ist nicht Macht, was Ihr erhaltet, aber Vollmacht ist es. Vollmacht, die Ihr erfüllt und die Ihr auch durch- und ausführen müßt. Diese Vollmacht der Weihe ist eine wahre Macht, aber sie ist keine Macht der Menschen wie sie oft sagen, um die Macht als böses Werk zu denunzieren. Ihr erhaltet die Vollmacht des Dienstes für das Volk Gottes, Vollmacht im Wort und, liebe Diakone, Vollmacht auch im Dienst und in der Tat, die Euch aufgegeben ist, und es gibt viele Dimensionen, die ein Diakon erfüllen kann. Die Kirche ist daran, den Diakon auch neu zu entdecken. Der Diakon ist nicht bloß eine Vorstufe zum Priestertum, sondern es ist ein apostolisch gegebenes Amt in sich. Der Diakon vollbringt im Wort, in der Tat und vor allem auch in der Nächstenliebe, die er verbreiten und verwirklichen muß, aber auch in den Sakramenten, die er mit dem Priester mitverwaltet, seinen Dienst. Wenn ihr beide, meine lieben Mitbrüder, einmal Priester seid - es wird bald soweit sein -, dann darf ich Euch sagen, (was) den Diakon (betrifft), den Ihr heute empfangt: Ihr habt kein Recht, das einmal abzulegen und zu sagen, das ist vorbei, ich bin jetzt Priester - so wie sie auch dem Bischof gegeben wird. Auch der Bischof bleibt in seinem Herzen und in seiner Wesensbestimmung genauso Diakon, wie er es einmal geworden ist. Ihr könnt nicht sagen, daß die Priesterweihe von irgend etwas Euch entbindet. Eure Aufgabe wird größer mit der Priesterweihe, Eure Verantwortung wird größer, aber die Grundsendung des apostolischen Dienstes im Diakonat, sie bleibt. Eure Verantwortung steigt, aber es bleibt alles, und keiner von uns hat das Recht zu sagen, jetzt bin ich Bischof, jetzt bin ich Priester und nicht mehr Diakon; dazu haben wir kein Recht, denn es ist ein ganzes von Christus Gewirktes, von den Aposteln auf uns Übertragenes.
Liebe Weihekandidaten, Ihr werdet jetzt in der Weiheliturgie Verschiedenes tun müssen. Ihr werdet vor dem Volk Gottes und auch vor Euren Mitbrüdern dem Bischof Ehrfurcht und Gehorsam versprechen. Ich nehme das - und viele Bischöfe - viel ernster als früher. Das sind keine verbalen Beteuerungen, über die man dann im nächsten Text schon wieder weginterpretiert als "Mitarbeit". Nein, es ist nicht Mitarbeit, die Ihr versprecht, es ist Ehrfurcht vor dem Bischof, der die Diözese im Namen des Heiligen Vaters leitet, und dem habt Ihr Ehrfurcht und Gehorsam zu erweisen. Heute mir und morgen und übermorgen meinen Nachfolgern. Das ist das Entscheidende, und ich frage mich, warum man gerade dieses Versprechen durch verschiedene Handlungen, durch bestimmte Botschaften der Kritik und des Ungehorsams in Frage stellt. Es ist nicht nur Mitarbeit, nein, es ist Gehorsam, es ist Ehrfurcht, was Ihr dem Bischof, der Christus ja in der Diözese vertritt, versprecht. Es heißt auch im Konzil, daß jede rechtmäßige Eucharistiefeier, jede, wo sie hier auch gefeiert werden mag, hier oder in einer anderen Pfarre, hier oder in der ganzen Welt, gewissermaßen unter der Leitung des Bischofs steht. Jeder Priester ist in dem Augenblick, in dem er Eucharistie feiert, nicht Funktionär der Kirche, nein, er ist ein Mitbruder, ja ich möchte sagen: ein Freund, und ein Mitbeteiligter, ein Teilhabender mit dem Bischof an dieser Würde und diesem Amt. Daher braucht es auch das Grundmaß, ja das Radikalmaß der Liebe, die immer darin besteht, daß wir Ehrfurcht voreinander haben und Gehorsam erweisen dem, der die Verantwortung hat. Aber auch Ihr dürft wieder Gehorsam verlangen, und es heißt ja auch, daß wir voreinander gehorsam sein sollen. Ehrfurcht und Gehorsam! Ihr werdet auch versprechen, daß Ihr das Stundengebet sprecht, und das ist nicht eine kleine Verpflichtung, die, wenn man am Abend müde ist, einfach ausläßt. Ich rate allen Kandidaten, mit denen ich das Glück zu reden habe, daß sie das Brevier, das Stundengebet, ganz genau beten, noch genauer als andere Frömmigkeitsübungen. Dieses Brevier sei ja auch der tägliche Begleiter durch die Stunden, durch die Stunden der Mühe, des Leidens, durch die Stunden der Versuchung und Anfechtung. Wer es versteht, jeden Tag zu beten, dieses Stundengebet zu sprechen - er wird eine große Hilfe haben im Worte Gottes der Psalmen, in den Lesungen der Kirchenväter und in vielem anderen, was wir dort finden und auch zu unserer Freude beten dürfen.
Der Diakon, der nicht den Ständigen Diakonat auf sich nimmt, der zum Priester geweiht werden will, von ihm verlangt die Kirche auch den Zölibat. Der Zölibat heißt nicht nur - manche versuchen das umzudeuten -, daß man nicht heiraten darf und sich sonst ein schönes, vielleicht auch zuchtloses Leben leisten darf. Zölibat heißt Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen. Und hier, in der Reinheit des Leibes in der Mühe um die Erfüllung des Gebotes und Gesetzes Gottes treffen wir uns ja auch wieder mit denen, die verheiratet sind. Es ist nur ein anderer Weg der Liebe, aber es gibt keinen halben Weg der Liebe, auch nicht in der Ehelosigkeit des Priesters. Umgekehrt ist aber auch eine christlich gelebte Ehe, eine christlich bewältigte Ehe, eine christlich gestaltete Familie genauso schwierig wie die Ehelosigkeit des Priesters. Es ist schwer, und ich möchte das Wort Jesu in dem Sinn ergänzen, daß ich sage, ja nicht alle fassen es, aber es ist immer Berufung, und es ist immer Gnade. So kommt dann auch, bei aller Trennung von Ehelosigkeit und Ehe, von Alleinsein und Familie, immer jene Konvergenz, jenes Ineinanderneigen derer, die Gott lieben aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele und damit das höchste Gebot Jesu erfüllen. Ehe und Ehelosigkeit, wie ich sie sehe und wie ich sie Euch auch darlegen möchte, ist im Letzten etwas, was ein Zusammentreffen bedeutet, es muß nur jeder seinen Weg nach bestem Wissen und Gewissen (gehen), mit gebildetem Gewissen, und mit der Bereitschaft zur Liebe, zu dieser Liebe, die im Letzten nur Gottesliebe sein kann, woraus dann die Liebe zum Nächsten kommt; da muß jeder diesen Weg gehen.
Der Diakon steht auf der Seite des Bischofs. Gerade in letzter Zeit haben wir das Glück gehabt, ich konnte etwas auch mitwirken an diesen theologischen Reflexionen, die bereits in der Kirche angestellt wurden, der Diakon steht nicht irgendwo, sondern an der Seite des Bischofs. Der Diakon ist nicht Privatbesitz einer Pfarre, sondern der Diakon gehört der Diözese. Er gehört auf die eine Seite des Bischofs, und auf der anderen Seite steht der Priester. So seien wir dann jenes geheiligte Zusammen, das die Apostel eingesetzt haben und das die Kirche jetzt wieder mit neuem Mut und in Reife verwirklichen will.
Der Dienst der Geweihten, liebe Laienchristen, ihr hört es sicher mit Liebe, der Dienst der Geweihten ist wesensverschieden, so lehrt es das Konzil, vom Dienst der Laienchristen. Wesensverschieden, es ist kein gradueller Unterschied, daß man sagt, ein bißchen höher und dann das, nein, es ist von vornherein aus der Wurzel der Berufung heraus ein Wesensunterschied, so lehrt es die Kirche. Deswegen sagt auch die Kirche, daß gewisse Dienste, obwohl (dies) die Laien oft genau so gut könnten, den Geweihten vorbehalten sind. Zum Beispiel die Homilie in der Eucharistiefeier. Hier sagt die Kirche, da es ein Wesensteil der Eucharistiefeier ist, daß nur die Geweihten hier sprechen können. Wir wollen sicher den Laienchristen jede Möglichkeit der Wortmeldung geben, aber es soll auch hier die Ordnung der Eucharistie eingehalten werden. So ist also der geweihte Dienst, in den Ihr jetzt berufen werdet, wesensverschieden. Ich habe dieses Wort nicht selber erfunden, das haben die Konzilsväter geprägt, und das haben auch die theologischen Entwicklungen, die gefolgt sind, immer wieder neu bestätigt. Es möge aber niemand dem anderen die Berufung mißgönnen, denn ich glaube am Schluß, wenn wir gefragt werden, wie hast du gepredigt, wie hast du die Sakramente gespendet, oder wenn unsere Laienchristen gefragt werden, wie bist du deiner Berufung nachgekommen, in der Politik, in der Wissenschaft, in der Familie, überall wo es gilt, das Reich Gottes zu verbreiten, es war dann bei aller Wesensverschiedenheit der Dienst an demselben Herrn und Hohenpriester Jesus Christus!
Ich darf es nicht versäumen, wenigstens kurz die Eltern der Kandidaten, die Geschwister, die Verwandten, die Freunde, die Nachbarn, die Pfarreien, die Seelsorger auch zu grüßen, die hier sind und sich auch wirklich mitfreuen. Ich glaube, wir haben hier auch ein sehr wesentliches Beispiel auch darin, daß es oft auch auf die Seelsorger ankommt, daß neue Berufungen kommen. Jeder Seelsorger betrachte es als eine Gnade, wenn ein Kandidat sich meldet, wenn jemand geweiht wird. Nicht jeder hat das Glück, daß alles gelingt, aber ich glaube, jeder kann sich mühen, und ich meine, wo viele sich mühen, werden nicht wenige kommen und dem Ruf folgen. Ich danke auch den Freunden hier, den vielen, die ich auch meine Freunde und Mitbrüder nenne. Viele haben sich eingesetzt, viele haben sich eingesetzt auch in einer schwierigen Entwicklung, denn es ging nicht alles so leicht, wie es heute aussieht. Wir danken aber Gott, er hat alle bewegt und er hat uns alle zu einem gemeinsamen Ziel bewegt, sei es jetzt in der "Gemeinschaft des heiligen Josef", sei es auch in unserer Diözese. Vieles hat sich geklärt; ich danke Gott für all das, was heute möglich ist; und ich stehe nicht an, dieses Wort auch immer wieder bewußt zu verwenden: So wie der Priester, so wie der Diakon ein Amt und eine Weihe hat, so nennen wir Euch auch "hochwürdig". Das ist kein Stolz, sondern das heißt, Gott hat von Euch irgendwie Besitz ergriffen, Ihr habt eine Würde, eine hohe Würde, und schämt Euch nicht, wenn jemand - die Menschen sollen die Ansprache wählen, die sie wollen - Euch "hochwürdig" nennt; benehmt Euch nicht wie die Kinder, nein, es war ein Geschenk, was Gott Euch tat, als er Euch zu dieser Weihe berief. Ich möchte dazusagen, damit wird auch die Familie, die Pfarre, aus der die Priester kommen -, sie wird auch würdig und "hochwürdig". Die Kirche ist ja ein fortgesetztes System von Teilhabe. Wir haben alle irgendwie an Gottes Sein teil, wir alle haben irgendwie an Christus teil, an seiner Sendung, denn wir alle sind auch, wie es der Petrusbrief sagt, Anteilhaber des Priestertums. All das ist fortgesetzte Teilhabe - und leben wir sie so weiter!
Eine Frage will ich noch beantworten in diesem Augenblick. Wir müssen in dieser Zeit, die nun das Jahr 2000 schreibt, 2000 Jahre nach der Menschwerdung Jesu Christi, die man als Chance, aber auch als Gefahr erlebt hat, in dieser Zeit müssen wir nun fragen, wie können wir nicht die Kirche verbessern, nicht die Kirche kritisieren, das einzige, was wir uns immer fragen müssen, auf unsere Person und auf die Kirche bezogen: Wie können wir und wie können wir die Kirche erneuern? Ich möchte sagen, es gibt heute einen guten und einen weniger guten Weg. Ich glaube schon, daß es Sinn hat und auch Nutzen bringt, wenn man Administration verbessert, wenn man Botschaften, Beschlüsse faßt, wenn man Delegiertentage macht, aber meine Lieben, die Erneuerung kommt nicht allein auf diesem Weg. Ich möchte sagen, noch viel mehr als mit solchen Versuchen ist es die persönliche Erneuerung, und die geschieht in euren Herzen und die geschieht im Geheimnis der Gnade Gottes. Es ist also nicht so sehr der kollektive Weg in der Kirche, der uns Verbesserungen gibt, sondern der personale Weg ist es, der die Erneuerung in der Kirche und auch in der Pastoral bringt. Das heißt also, es muß an jedem Platz und in jeder Entscheidung der Mensch stehen, die verantwortliche Person stehen, ganz besonders muß es auch die Geweihten geben, die hier einstehen und gerade stehen. So ist auch unsere Diözese St. Pölten abhängig vom Gelingen dieser Frage. Ich glaube, meine Lieben, wir können noch so viel prophezeien und raten und planen, es wird davon abhängen am Schluß, ob wir gute Priester, gute Diakone, und ich führe diese Frage weiter, ob wir gute Seelsorgshelfer haben, Religionslehrer haben, davon wird es abhängen, nicht davon, wieviel Geld wir haben, wie viele Möglichkeiten wir haben, etwas zu tun, etwas zu geben. Es wird darauf ankommen, wieviel gute, wieviel heilige Menschen gibt es, auch wieviel heilige Mütter und Väter und auch Ordensfrauen und auch Ordensmänner. Es ist also die Berufung zum Priestertum und zur christlichen Ehe und Familie nicht Papier, sondern es ist ein Sache des Herzens und einer lebendigen und unbeugsamen - bitte hinhören - Vernunft. Die Vernunft, auch das Denken hat bei uns eine Rolle zu spielen, wir sind nicht eine irrationale Religion, die irgend etwas sagt. Der heilige Paulus hat auch schon gesagt, lieber fünf Worte mit Vernunft als 10.000 Worte irgendwie sinnlos und unverstehbar gesagt.
Heute sind es zwei, und einer der beiden Weihekandidaten, Helmut Prader, hat mir viel geholfen in den letzten Jahren (als Bischöflicher Zeremoniär!), und dafür bin ich dankbar und ich hoffe, daß er auch in Zukunft nicht nur mir, sondern auch der Diözese geeignet helfen kann. Auch der Mitbruder Seeanner, er wird sich sicher einfügen, er ist noch nicht so lange bei uns, aber ich glaube er hat auch alles Talent und alle Gaben, ein guter Priester zu sein und einen guten Dienst zu leisten. Ich sage das etwas auf Hoffnung hin, aber ich glaube, diese Hoffnung ist begründet. Wer sich auch aus der Gemeinschaft vom heiligen Josef in den Dienst der Diözese stellt, wird Priester, wird in der Diözese inkardinierter Priester, mit aller Verantwortung und allem Gehorsam gegenüber der Diözese und dem Bischof. Jetzt erhaltet Ihr, liebe Mitbrüder, liebe Kandidaten, die Handauflegung wie seit der Zeit der Apostel so weitergegeben. Das ist viel mehr als nur eine Berührung der Hände mit dem Haupt des Geweihten, es ist mehr, Gott legt seine Hand auf Euch, und wir sind seine Instrumente. Ihr werdet, wie das die Kirche lehrt, im Weihesakrament einen "character indelebilis", einen nicht auszulöschenden Weihecharakter erhalten. Er bleibt auf immer, und Ihr könnt, selbst wenn Ihr wolltet, nicht mehr davon loskommen. Ihr habet Euch in diesem Augenblick, wenn das Weihegebet gesprochen ist, in den unwiderruflichen Dienst und in das unwiderrufliche Eigentum Gottes begeben. Was heißt denn dieses unauslöschbare Zeichen, das wir ja auch kennen in der Taufe? Jeder Getaufte erhält ein Siegel, ein Prägemal, ein sakramentales, es ist nicht mehr zu verlieren; auch der Gefirmte und auch der Geweihte. Das sind Sakramente, die wir auch nur einmal empfangen und nur einmal spenden können - so also "character indelebilis", Prägemal. Ich meine, die größte Botschaft ist nicht, daß Ihr einen Besitz habt, den Euch niemand mehr wegnehmen kann, sondern daß Ihr allen Grund habt, den Worten des heiligen Paulus zu folgen, "caritas Christi urget nos", die Liebe Christi, sie drängt uns, sie drängt uns immer wieder, und das sei die innere Kraft des Weihesakramentes und des Weihecharakters.
So erneuert sich heute, liebe Brüder und Schwestern,
die Kirche durch freie, durch denkende, durch opferbereite und durch endgültig
entschiedene Geweihte. Wir bitten nur Gott, daß jedes Jahr, ja jeden Monat
Neue kommen mögen, denn die Kinder von heute sind die Träger der Kirche
von morgen, und die Jugendlichen von heute sind die Priester und Bischöfe
von morgen. Die Kirche muß sich immer wieder erneuern. Heute vollbringen
wir diesen Dienst. Der dreifaltige Gott, er möge heute in seinem inneren
Wirken alles ausgestalten, was Gnade in den Geweihten und was Gnade in Euch
allen ist. Bitten wir um diesen Heiligen Geist. Im Weihegebet ist auch die zentrale
Stelle diese Bitte um die Gaben des Geistes für die Diakone. Der Geist
Gottes werde uns geschenkt, Maria begleite uns, die Gottesmutter, die für
alles Gute und alles zuständig ist, was Gnade und Erbarmen ist. Und der
heilige Josef beschütze uns, Euch und die Kirche. Amen.