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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Die Tagespost, 12.07.2001

„Streng beginnen, milde enden“
„Wir sind Hirten für 99 Schafe und für eines“
65 und kein bisschen leise: Bischof Kurt Krenn

Von Stephan Baier

St. Pölten (DT) Für einen „gewissen Rigorismus in der Sakramentenpastoral“ spricht sich der Bischof von St. Pölten, Kurt Krenn, aus. Am Ende solle man sich aber immer fragen, ob man „den glimmenden Docht wirklich auslöschen“ will, meint Bischof Krenn im Gespräch mit der „Tagespost“. Seine Strategie für die Sakramentenpastoral laute deshalb: „Mit Strenge beginnen und mit Milde enden“. Es müsse ein hohes Niveau in der Vorbereitung auf die Sakramente geben, doch solle man sehr vorsichtig bei der Beurteilung der rechten Disposition sein, da man in das Herz desjenigen, der um ein Sakrament bittet, nicht hineinsehen könne. Krenns Mahnung an die Bischöfe: „Wir sind Hirten für 99 Schafe und für eines.“

Krenn zieht nicht in Zweifel, dass Erzbischof Georg Eder von Salzburg richtig entschieden habe, als er vor einigen Wochen eine Firmung in Gröding kurzfristig absagte, er selbst sei allerdings noch nie vor eine ähnliche Entscheidung gestellt worden. Die Firmvorbereitung läuft nach Ansicht des Bischofs von St. Pölten „im Wesentlichen ordentlich“ ab. Die Absage Erzbischof Eders, der die Firmlinge unzureichend disponiert erlebte, sei eine „nützliche Botschaft für ganz Österreich“, doch liege die Botschaft dieses Ereignisses auch in seiner Einmaligkeit, meint Bischof Krenn. Er hält das „Glaubenswissen, das ein Erwachsener für die Taufe braucht“ und eine moralische Grundentscheidung für das Gute und für Gott, für die Mindestvoraussetzungen einer Firmspendung.

Zum rechten Firmalter meint Bischof Krenn: „Der Mensch ist von sich aus nie reif und nie würdig.“ Betont werden müsse deshalb die Gnadenhaftigkeit und der Geschenkcharakter des Firmsakramentes. „Die Linken“ wollen, so meint Krenn beobachtet zu haben, das Firmalter anheben: „Diejenigen, die auf achtzehn Jahre gehen wollen, sind reine Pelagianer“, würden die Gnade vergessen und betonten statt der Gottesverheißung zu stark den Gedanken der kirchlichen Sozialisierung.

Die Ehevorbereitung? Völlig unzureichend!

Bei der Erstkommunion-Vorbereitung empfiehlt Bischof Krenn einen Religionsunterricht für die Tischmütter. Die Tischmütter seien im Glauben zu unterweisen, damit sie selbst nicht nur „diesen Brot- Quatsch“ weitergeben. Den Pfarrern rät Krenn, die Erstkommunionklassen selbst zu unterrichten, wo immer es möglich ist.

Bischof Krenn, der vor wenigen Tagen seinen 65. Geburtstag beging und nun seit genau einem Jahrzehnt als Diözesanbischof in St. Pölten wirkt, legt großen Wert darauf, dass die Eucharistiefeier an einem „würdigen Ort“ stattfindet. Einen Jugendgottesdienst in der Disco hat er deshalb untersagt. Nach Ansicht des Bischofs hat die eucharistische Anbetung heute „wieder mehr Sympathien als vor dreißig Jahren“. Im Gespräch mit dieser Zeitung beklagt Krenn, dass sich die Pfarrer von der Aufgabe, die Brautleute gründlich auf die Ehe vorzubereiten „weitgehend dispensiert“ haben. Die Ehevorbereitung sei deshalb „völlig unzureichend“. Auch wenn Brautleute weit von der Kirche entfernt seien, müsse ihnen der Pfarrer das Wichtigste über Treue, Unauflöslichkeit und Gnade beibringen. Zugleich müsse ihnen vermittelt werden, dass sie selbst – und nicht der Priester – für das Zustandekommen des Ehesakramentes verantwortlich seien.

Priesterseminare? Stätten der Dürre!

Von einer Verweigerung der kirchlichen Trauung hält Bischof Krenn nichts. Man müsse zwar stets alle Probleme offen nennen, „aber selten bis nie sagen: Es geht nicht“. Hier seien manche Priester „oft an der falschen Stelle zu streng“, würden sich zu sehr in die Entscheidung des Brautpaares hineindrängen und eine unzulässige „Seelenherrschaft ausüben“. Die Hochzeit als ein Lebensfest zu sehen, mache die Trauung noch nicht ungültig, meint Bischof Krenn, der die Priester davor warnt, sich in diesem Bereich ein „Letzturteil“ zuzutrauen. Bei der kirchlichen Eheanullierung plädiert Krenn dafür, dass ein Betroffener im Notfall auch alleine und in eigener Sache aussagen können solle. Im Zweifelsfall solle nach ernsthafter Prüfung die Aussage eines der Betroffenen im Ehenichtigkeitsverfahren ausreichen.

„Eher unzufrieden“ äußerte sich Bischof Krenn über den Zustand der Priesterausbildung: „Die Priesterseminare sind Stätten einer großen Dürre.“ Für Bischof Krenn geht es dabei um die Gottesfrage: „Die Priester lernen nicht mehr, abstrakt zu denken und konkret zu sehen. Man meint manchmal, das Praktische sei schon das Konkrete. Aber wir glauben an eine Wirklichkeit, wir bekennen eine Wirklichkeit und wir haben eine Wirklichkeit zu verändern.“ In der geistlichen Ausbildung der Priester müsse vermittelt werden, dass Gott eine Wirklichkeit und nicht eine Idee ist, betont Bischof Krenn. „Der Glaube ist kein Gefühl!“

Viele Priester haben nach seiner Ansicht keine ausreichende Gottesbeziehung, sagt Krenn. Auch an die vielfach beklagte Überlastung der Pfarrer mag der Bischof von St. Pölten nicht recht glauben: „Ich glaube nicht, dass sich die Priester überarbeiten. Aber es gehört zu Kleruskreisen, zu jammern.“

Eine neue Bewusstmachung der Wirklichkeit Gottes ist für Bischof Krenn auch die Voraussetzung für eine Wiederentdeckung des Bußsakramentes. In Rom sei die Beichte während des Heiligen Jahres „der große Renner“ gewesen. Doch andernorts werde die Beichte „durch Sozialisierung kaputt gemacht“, sagt Krenn, der davor warnt, die Beichte als Psychotherapie oder Lebenshilfe zu sehen. „Das göttliche Maß muss wieder eingebracht werden“. Wenn sich der Mensch bewusst werde, dass er sich an Gott zu messen habe, wisse er auch, dass er ein Sünder ist, sagt Krenn, der die „heillose Verwechslung von Schuld und Schuldgefühl“ beklagt. Krenn wörtlich: „Die Sünde ist nicht vergeben, wenn mein Schuldgefühl verschwunden ist.“ Weil jeder Mensch Vernunft und Freiheit habe und es in Welt und Geschichte „eine lesbare Gegenwart Gottes“ gebe, deshalb könne jeder Mensch durch Gottes Gnade sein Heil finden: „Es gibt keinen Menschen ohne möglichen Heilsweg!“

Der Diakonat der Frau? Ein klares Nein!

Für Forderungen nach einer Diakonen- Weihe für Frauen hat Bischof Krenn kein Verständnis. Laut Krenn ist diese Frage bereits geklärt, denn: „Wenn das Christus gewollt hätte, hätte er es uns positiv sagen müssen.“ In der alten Kirche seien die sogenannten Diakoninnen lediglich Helferinnen bei der Taufe von Frauen gewesen, die aber “kein Weiheamt“ innehatten. Zur immer wiederkehrenden Diskussion über die angeblich offene Frage der Diakonenweihe für Frauen sagt der Bischof: „Das ist entschieden und war immer entschieden. Wir haben eine gewisse Glaubenssystematik, Das kann auch jemand beantworten, der nicht bei Ratzinger anfragt.“


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 13.07.2001.

 

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