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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

 

Hirtenbrief zur Fastenzeit 2002

Die Botschaft Jesu Christi ist es, die ich euch, liebe Brüder und Schwestern, zu Beginn der Fastenzeit vorlegen möchte. Gott schenke euch für die österliche Bußzeit allen persönlichen Ernst, den unser Glaube braucht, um alles in uns am Erlöser Jesus Christus auszurichten. Die Ausrichtung unseres Lebens an Christus, der Weg, Wahrheit und Leben ist, ist unsere Bekehrung zu Gott in der Glaubensgemeinschaft der Kirche. Als Jesus begann, vor den Menschen aufzutreten, war seine Botschaft: “Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist nahe. Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium” (Mk 1,15).

Es ist ernst, denn die Zeit ist erfüllt. Für uns Menschen in dieser Welt gibt es vieles, was uns von der Bekehrung abhalten möchte: Leichtsinn: Gott meint alles nicht so ernst; Unbeständigkeit: wenn es schwer wird, lauf ich davon; Untreue: warum soll ich mich aus Treue zu Gott und zum Nächsten beschädigen? Egoismus: was mir nicht nützt, kann nur Nebensache sein; Stolz: ich will nicht dienen und gehorchen; Neid: der Nächste soll es nicht besser haben als ich.

Es gibt viele Sünden und Fehler, die uns alle vom wahren Weg abbringen. Jedesmal ist es unsere Bekehrung, die gefordert ist, wenn wir Gott über alles lieben und damit unser Heil finden sollen.

Ich lade alle Gläubigen ein, sich durch eine würdige, aufrichtige und persönliche Beichte auf die Osterkommunion vorzubereiten, die heilige Osterkommunion zu empfangen und ein neues Leben in Christus zu beginnen.

Beweist eure Bekehrung durch gute Taten für die Notleidenden in der Fastenaktion, denkt an eure Verantwortung, die ihr für den Frieden habt; vergebt einander und betet um das Erbarmen, das in Christus für euch unerschöpflich ist.

Bringt Opfer, die euch dem leidenden Christus gleichförmig machen. Befreit euch und eure Nächsten aus den Fesseln einer Isolation, die euch von Gott abwendet, euer Herz verhärtet und eure Gewissensurteile trübt und verkehrt.

Betet ohne Unterlaß, auch in den gewöhnlichsten Dingen eures Alltags. Kommt jeden Sonntag mit euren Familien zur heiligen Messe. Nur in Notfällen könnt ihr Gottesdienst ohne Priester feiern. Nur durch die Teilnahme an einer vom Priester gefeierten Messe könnt ihr die Sonntagspflicht erfüllen.

Eure Pfarrgemeinde sei die Heimat eures Glaubens, Betens und Feierns. Stärkt das Christsein derer, die eure Nachbarn sind; seid Vorbilder für eure Kinder. Laßt unsere jungen Christen nicht in Unzucht und Oberflächlichkeit verwahrlosen.

Unsere Kirche ist das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk (LG 4). Unsere Einheit liegt nicht im Wollen eines Volkes, sondern im dreifaltigen Gott, von dem her sich alles in der Kirche rechtfertigt. Am 17. März werden in allen Diözesen Österreichs die Pfarrgemeinderäte für fünf Jahre gewählt und bestellt. Ich kann aus persönlicher Erfahrung feststellen, daß in unseren Diözesen die Pfarrgemeinderäte für das Volk Gottes große Hilfe für das Leben der Pfarren sind. Ich möchte nirgendwo in der Diözese auf diese besondere Form von Gemeinschaft und pastoraler Wirksamkeit verzichten. Ich rufe daher alle Gläubigen auf, an der Wahl zum Pfarrgemeinderat teilzunehmen; je mehr Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben, desto besser werden die Anliegen der Gläubigen von den gewählten und bestellten Pfarrgemeinderäten vertreten werden können.

Gewählt wird der Pfarrgemeinderat nach der geltenden diözesanen “Pfarrordnung”; diese Pfarrordnung regelt auch die Aufgaben, Rechte und Pflichten des Pfarrgemeinderates. Ich danke jenen Frauen und Männern, die sich in den vergangenen fünf Jahren als Pfarrgemeinderäte oder als Pfarrkirchenräte in den Dienst ihrer Pfarre gestellt haben.

Meine Bitte betrifft heute aber auch die Zukunft: Stellen sie sich bitte auch für die nächste Funktionsperiode wieder zur Verfügung oder haben Sie den Mut zu einer ersten Mitarbeit. Jede Pfarre hat ihren besonderen Charakter und ihre besondere Situation. Denken Sie zusammen mit dem verantwortlichen Priester über die Bereitschaft und Eignung der Gläubigen nach, die Ihre Pfarrgemeinderäte sein sollen. Bei solchem Anlaß  könnten auch Mitarbeiter entdeckt werden, die vielleicht unauffällig, aber dennoch gut geeignet sind. Nicht allein Wortgewaltigkeit empfiehlt einen Kandidaten; achtet auch darauf, daß Ideen und Worten auch wirkliche Taten folgen.

Demokratische Entscheidungen durch Wahl sollen nur ein möglicher Weg zum Finden von Verantwortungsträgern sein. Es soll vermieden werden, daß verdiente und tüchtige Kandidaten unbegründeten Regelungen zum Opfer fallen. Unbedingt zu respektieren ist die besondere Position des verantwortlichen Priesters im Pfarrgemeinderat: Diesem steht es allein zu, den Pfarrgemeinderat einzuberufen, die Sitzungen zu leiten und Beschlüsse herbeizuführen. Ohne den Priester kann der Pfarrgemeinderat niemals entscheiden. Jede gültige Entscheidung des Pfarrgemeinderates braucht die ausdrückliche Zustimmung des Pfarrers bzw. des verantwortlichen Priesters. Fehlt diese Zustimmung sind die Beschlüsse nichtig. Die Organe der diözesanen Verwaltung haben die entsprechende Aufsicht auszuüben.

Wir wollen beten, daß alle sich im Alltag als Glaubende, Hoffende und Liebende bewähren. Im Jahr 2002 feiern wir das Jahr der geistlichen Berufungen; wir wollen Gott betend bestürmen, daß er junge Menschen berufe zum Priesterdienst und zum gottgeweihten Leben.

Ich segne alle und grüße euch, die ihr zum Glauben, zur Hoffnung und zur Gottesliebe berufen seid.

St. Pölten, Aschermittwoch 13.2.2002 

+ Kurt Krenn

                                                                       

Dieser Hirtenbrief ist bei allen Gottesdiensten des 1. Fastensonntags zu verlesen.

 


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 08.02.2002

 

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