Ansprache
von Stephan Baier bei der Präsentation der
Festschrift für Bischof Kurt Krenn
am 27. Juni 2006 im Bischöflichen Sommerrefektorium in St. Pölten
Exzellenz, hochwürdigster
Herr Bischof Dr. Krenn, lieber Jubilar,
Exzellenzen, hochwürdige Herren, meine Damen und Herren !
„Omne agens agit sibi simile“, so lernten wir als Studenten bei Professor Kurt
Krenn. Das gilt im allgemeinen, und also auch für Bischöfe, auch für Politiker,
auch für Journalisten. Es gilt auch für Autoren einer Festschrift, so dass die
Beiträge zu Festschriften oft mehr über den jeweiligen Autor als über den zu
ehrenden Jubilar aussagen.
Wenn die heute vorgestellte Festschrift zum 70. Geburtstag von Bischof Kurt
Krenn einen bleibenden Wert hat, so wohl aus drei Gründen:
• Erstens weil sich darin theologische Perlen finden. Um keinen der Anwesenden
in Verlegenheit zu bringen, möchte ich exemplarisch nur den Aufsatz des leider
schon verstorbenen großen Theologen Leo Kardinal Scheffczyk über den „Aufweis
der wahren Kirche in relativistischer Zeit“ nennen.
• Zweitens weil manche der Beiträge zumindest biographische Splitter über den
Jubilar enthalten: bisher übersehene, vergessene Mosaiksteine, um einigermaßen
zu einem wirklichen Bild dieses Theologen, Priesters und Bischofs zu kommen. Als
einer seiner Regensburger Studenten konnte ich nur staunen, welches Zerrbild
Kurt Krenns ab seiner Ernennung zum Wiener Weihbischof in österreichischen
Medien und auch in manchen Kirchenkreisen zelebriert wurde. Als Journalist,
später, bewunderte ich die Akribie, mit der in Bezug auf seine Person Vorurteile
gepflegt und Differenzierungen ausgeblendet werden konnten.
• Drittens ist die heute präsentierte Festschrift von bleibendem Wert, weil hier
– durch fremde Federn – viele seiner Themen reflektiert werden. Im Gegensatz zu
uns Journalisten ging es Bischof Kurt Krenn ja nie um Kurt Krenn.
Worum ging und geht es ihm?
Zunächst darum, in einer Gott-vergessenen Zeit „die wirkliche Wirklichkeit
Gottes“ zur Sprache zu bringen. Den Menschen daran zu erinnern, dass nicht die
Beliebigkeit, sondern die Wahrheit ihn frei macht. In einem Interview, das ich
1989 mit ihm führen durfte, sagte Bischof Krenn: „Der Mensch hat ein Recht auf
die Wahrheit, und der Mensch hat ein Recht auf Gott.“ Da drängen sich drei
Fragen auf:
• Warum hat der Mensch ein Recht auf die Wahrheit? – Weil der Mensch, jeder
Mensch, als Abbild Gottes geschaffen und deshalb zu einem Leben in voller
Gotteskindschaft berufen ist.
• Wie und wo findet der Mensch die Wahrheit seines Menschseins? – Er findet sie
in Christus, den die Kirche als „wahrer Gott und wahrer Mensch“ bekennt, in
Christus, der von sich sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“.
• Wenn der Mensch ein „Recht“ auf die Wahrheit hat, wer hat dann die Pflicht,
sie ihm zu bringen? – Die Kirche, die sich bis zur Wiederkunft Christi in
Herrlichkeit nicht von dem Auftrag ihres Herrn dispensieren kann, zu allen
Völkern zu gehen und alle Menschen zu lehren.
Die Nebelwerfer des Zweideutigen – von manchen Diplomatie genannt – waren Kurt
Krenns Sache nie: nicht als Professor, nicht als Seelsorger, nicht als Bischof.
Dass auch das Eindeutige zu Mehrdeutigem führen kann, dass auch das Klare manche
Unklarheit wirkt, ist eine besondere Tragik, letztlich wurzelnd in der
gefallenen Menschennatur. Nun, da sich der Pulverdampf vergangener Gefechte
verzogen hat, bleibt zu hoffen, dass Kurt Krenn und sein Wirken authentischer,
menschlicher und auch gerechter bewertet werden mag. Und vielleicht ist ja die
vorliegende Festschrift ein Beitrag dazu.
„Christi misericordia pax nostra“, hat er sich zum Motto seines bischöflichen
Wirkens erwählt. Möglicherweise zur Überraschung mancher Gegner und mancher
Anhänger, die sich eher Donnerworte erwartet hätten. Doch wo sonst sollten wir
Frieden finden, wenn nicht in der Barmherzigkeit Christi? Dass diese Wahrheit,
vielleicht auch für jene in der Ferne, nun in dieser auch vom Leiden
überschatteten Lebensphase Bischof Krenns immer mehr aufleuchten möge, ist mein
Wunsch zu seinem 70. Geburtstag.
Titelangabe der Festschrift:
„Der Wahrheit verpflichtet.
Festschrift für em. Diözesanbischof Prof. Dr. Kurt Krenn zum 70.
Geburtstag“; hrsg. v. J. Kreiml, M. Stickelbroeck, I.M. Fux, J.
Spindelböck; Ares-Verlag, Graz 2006; ISBN
3-902475-24-2, ISBN 978-3-902475-24-4; Euro 39,90; 760 Seiten, mehrere Fotos.
Zu
beziehen über:
Leopold Stocker
Verlag
Mag. Wolfgang Dvorak-Stocker
Hofgasse 5
8010 Graz
Tel.: +43
(0) 316 / 82 16 36
e-mail: stocker-verlag@stocker-verlag.com
Bestellung
über Internet:
Ö und D : buch@kath.net
Schweiz: buch-schweiz@kath.net
Oder ab Ende Juni 2006 über jede
Buchhandlung.
Leseprobe (DDr. Günther Nenning)
Biographische
Daten von Bischof Kurt Krenn:
28. Juni 1936, geboren in Rannariedl (OÖ)
2. Juli 1936, getauft in Rannariedl
1945 Übersiedlung nach
Oberkappel
1945–1947 Volksschule in
Oberkappel
1947–1954 Realgymnasium in
Schlierbach
1954 Eintritt ins
Priesterseminar Linz
1955–1965 Studium der
Philosophie und der Theologie an der Gregoriana in
Rom, Studium des Kirchenrechtes an der Lateranuniversität
in Rom
7. Oktober
1962 Priesterweihe in Rom
1965 Seelsorger in der Pfarre Capena (bei Rom)
1965–1966 Studium an der
Universität in Tübingen
1966–1967 Studium an der
Universität in München
1966–1970
Wissenschaftlicher Assistent an der Universität München
1970–1975 Professor der
Philosophie in Linz
1974–1975 Lehrbeauftragter
an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten
Mitglied des Richterkollegiums
des Diözesangerichts in Linz
1975 Professor auf dem Lehrstuhl
für „Systematische Theologie“ in Regensburg
Vorlesungen an den Universitäten
Eichstätt und Parma
1977 Geschäftsführer der
Internationalen Gesellschaft für Religionspsychologie in Uppsala
1966–1987 Seelsorger in
Altenhof, Neustift und Oberkappel, Dekanat Sarleinsbach
(OÖ)
3. März 1987 Ernennung zum
Weihbischof der Erzdiözese Wien (für Kunst, Kultur und Wissenschaft)
26. April 1987 Weihe zum
Titularbischof von Aulona in Wien durch Kardinal Dr.
H.H. Groër
1987–1991 Weihbischof in
Wien
11. Juli 1991 Ernennung zum
Bischof von St. Pölten
15. September 1991 Amtsübernahme
als Diözesanbischof von St. Pölten
Vorsitzender der
Finanzkommission der Österreichischen Bischofskonferenz und zuständiger Bischof
für den Sport
7. Oktober 2004 Päpstliche
Annahme des Rücktritts (Emeritierung)