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Interview ("NEWS", 20.06.2002, S.35)
„Bin
überzeugt, daß das nicht stimmt“
Bischof Kurt Krenn weist Pädophilie-Verdacht zurück:
„Der Mann ist unter dreißig“
NEWS: Die Bischofskonferenz behandelt das Thema Priesternachwuchs. Da schaut’s nicht gut aus.
Krenn: Nein, sicher nicht. Da muß man irgendeinen Weg finden.
NEWS: Auch in Ihrem Priesterseminar St. Pölten wohnen nur mehr fünf Studenten.
Krenn: Es sind ein bissl mehr, aber natürlich viel zu wenig. Aber ich habe auch eine Reserve-Institution – Blindenmarkt und Kleinhain –, von wo ich immer wieder Nachwuchspriester bekomme. Aus Blindenmarkt kommen heuer sechs Kandidaten, also sind es in der Diözese ein knappes Dutzend, die zu Priestern geweiht werden.
NEWS: Im Klerus Ihrer Diözese herrscht Aufregung darüber, daß Sie vor kurzem eine geheime Diakonweihe durchgeführt hätten. Ein Deutscher. Ist das richtig?
Krenn: Das stimmt, die Weihe erfolgte vor einigen Wochen.
NEWS: Die Aufregung besteht darin, daß dieser Priesterstudent vom Erzbistum München-Freising zur Weihe abgelehnt worden ist, aus sehr persönlichen Gründen.
Krenn: Das stimmt, davon habe ich gehört. Aber ich habe das alles geprüft, es hat alles sehr überzeugend geklungen, daß die Münchner Verdachtsmomente nicht stimmen. Bitte, ich mach doch keine Blödsinnigkeiten, ich habe die Vorwürfe von guten Leuten meines Vertrauens prüfen lassen. Mehr kann ich nicht sagen. Nur so viel: Ich habe sicher nicht fahrlässig gehandelt, ich werde auch nicht fahrlässig handeln.
NEWS: Ist es richtig, daß das Münchener Erzbistum dem Mann wegen Verdachts auf Pädophilie die Weihe versagt hat?
Krenn: Ja, na gut, und das habe ich untersuchen lassen. Ich bin überzeugt, daß das nicht stimmt. Der Mann ist unter dreißig.
NEWS: Sie kannten also dieses Gerücht?
Krenn: Sicherlich, daher habe ich das auch untersuchen lassen. Diese Untersuchungen wurden schon vor Monaten eingeleitet. Es ist ja nicht so, daß wir uns da überraschen ließen oder was. Es gibt halt in diesem Fall ein paar, die Interesse haben, das wieder aufzugreifen – aber wir werden der Wahrheit ganz sicher die Ehre geben.
NEWS: Also, die Diakonweihe hat stattgefunden, der Mann schreitet in seinem Studium zum Priester ganz normal voran?
Krenn: Ja, und ich habe auch keinerlei Anlaß, das anders zu sehen. Aber ich werde mich natürlich auch in jeder Hinsicht absichern, denn ich will nicht fahrlässig handeln. Ich habe auch bisher nicht fahrlässig gehandelt. Ich habe ihn zum Diakon geweiht, wissend, daß die Vorwürfe nicht stimmen. Ich wäre doch ein schlechter Bischof, wenn ich mich drum nicht kümmerte. Wenn sich rausstellt, daß die Vorwürfe kein Fundament haben, na gut, dann kann ich natürlich handeln, und ich habe auch dementsprechend so entschieden.
NEWS: Die Priesterweihe wird also auch stattfinden?
Krenn: Na ja, natürlich, die wird in jedem Fall einmal sein. Ich weiß noch nicht, was das alles mit sich bringt, aber man muß auch nicht nervös werden.
NEWS: Die Unruhe in Ihrer Diözese St. Pölten ist jedenfalls da.
Krenn: Ja, ich weiß es, das stimmt. Aber es stimmt nicht, was behauptet wird – nämlich Pädophilie, und daß er deswegen von München abgelehnt worden sei. Nein, das haben wir alles wirklich genauestens geprüft. Nicht daß wer meint, wir hätten uns da die Sache zu leicht gemacht, weil eines muß schon gelten: Wenn ein Mensch unschuldig ist, dann muß man ihn auch unschuldig sein lassen.
NEWS: Sie sind sich ganz sicher, daß das Erzbistum München da einen Fehler gemacht hat?
Krenn: Ja, sicher, zusammen mit denen, die das dort angeblich untersucht haben. Mich interessiert normal nicht, was geredet wird, weil da gibt’s oft viele Dinge, die nicht stimmen – aber man mußte dieser Sache nachgehen, ich habe sie geprüft und auch von anderen prüfen lassen. Und wir sind zu unseren Schlüssen gekommen. Deswegen ist er auch schon Diakon.
NEWS: Es heißt, München hätte Rom über den Vorfall informiert.
Krenn: Ich werde überall und jedem Auskünfte geben, der was wissen will, das ist keine Geheimsache.
NEWS: Ärgert sie die Angelegenheit samt Unruhe in der Diözese?
Krenn: Für den Mann ärgert’s mich, mich direkt ärgert’s nicht, wir sind in diesen Dingen schon viel erfahrener und viel leidensfähiger. Mein Gott, was sollst machen!
Offizielle
Klarstellung der Diözese St. Pölten,
Die Beschuldigung, die gegen einen
Weihekandidaten unserer Diözese offensichtlich gezielt den Medien
zugespielt und von diesen verbreitet wurde, ist sicher unbewiesen und
falsch. Längst sind diese unwahren Verdächtigungen in einem vom Diözesanbischof
angeordneten und umfassenden Prüfungsverfahren widerlegt und
dokumentiert.
Alle Beurteilungen, die von Schulen, wo
der Kandidat Dienst gemacht hat und Dienst tut, und alle Beurteilungen
durch Priester, die ihn gut kennen, entkräften diesen Vorwurf.
Die diesbezügliche
Medienberichterstattung erweist sich als Rufmord in übelster Form.
Die Urheber dieser Verleumdungskampagne - soweit sie juridisch faßbar
sind - haben mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen.
Eine Überprüfung der Angelegenheit
und der diözesanen Dokumentation durch
die zuständigen Kongregationen des Heiligen
Stuhls kann mit Zuversicht abgewartet werden.
Dr. Alois Hörmer
als Bischofsvikar für die "Gemeinschaft
vom heiligen Josef".
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