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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Interview ("NEWS", 16.10.2003, S.47, Alfred Worm)

Der Papst leidet, um uns allen Vorbild zu sein
Diözesanbischof Kurt Krenn über den Papst

NEWS: Herr Bischof, Sie kennen das Leiden dieses Papstes aus nächster Nähe.

Krenn: Der Papst hat ein theologisch fundiertes Verhältnis zum Kreuz und zum Leiden. Er will, als zentrale Aussage, für andere leiden. Das Leiden für andere ist im Sinne Christi. Er leidet, nicht um sich mit Gott gut zu stellen, sondern um für andere Vorbild zu sein.

NEWS: Sie gelten als Freund des Papstes. Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zu ihm?

Krenn: Das Wort Freund ist nicht ungefährlich. Wohl aber ist mein Verhältnis ein sehr gutes. So weit ich das sehe und spüre, mag mich der Heilige Vater einigermaßen. Ich würde mich freuen, wenn das der Papst auch so sieht.

NEWS: Welchen Stellenwert hat für Sie, der Sie von Karol Wojtyla zum Bischof ernannt wurden, dieser Papst in der Geschichte? Wird es nicht irgendwann einmal heißen, Johannes Paul sei ein schwer konservativer Papst gewesen, der die Zeichen der Zeit nicht verstanden hat?

Krenn: Das Gegenteil ist der Fall. Dieser Papst ist sehr modern und der Zeit gegenüber sehr aufgeschlossen. Aber er ist deshalb so großartig, weil er das, was zu bewahren ist, bewahrt. Seine Größe ist das Bewahren all jener Werte des Lebens, die Gott uns gegeben hat. In diesem Sinn wird Johannes Paul II. als großer Papst in die Geschichte der Welt eingehen. Das Dauernde wird bleiben.

NEWS: Wofür sind Sie selbst diesem Papst dankbar? Dass er Sie zum Weihbischof und danach zum Diözesanchef ernannt hat? dass er - eine nach außen getragene Auszeichnung - bei seinem letzten Besuch in Österreich Ihre Hauptstadt St. Pölten besucht hat? Dass er, wohl nach Rücksprache mit Ihnen, den Alterzbischof Kardinal Hans Groer auch in den Zeiten seines Exils nie allein gelassen hat? Wofür danken Sie dem Papst nach 25-jährigem Pontifikat?

Krenn: Aus Anlass des 25-jährigen Papstjubiläums empfinde ich zuallererst große Dankbarkeit für sein unermüdliches Wirken für die Kirche ...

NEWS: ... deren Bestand er ja bis zur Selbstaufgabe verteidigt.

Krenn: Sein Mut und seine Stärke in der Bewahrung und Verteidigung des Glaubens sind ein fester Halt in unserer Zeit. Was ich an ihm bewundere, ist sein klares Menschenbild, das ihn unbeirrt für den Schutz der Menschenwürde und der Menschenrechte eintreten lässt. Und das nicht so beliebig, wie manche Vertreter unserer Tage, die zwar das Wort im Munde führen, aber dem Menschen am Beginn seines Lebens und am Ende desselben das Recht zu leben nehmen wollen. Wir haben diesem Papst unendlich viel zu danken, und ich hoffe, dass Gott ihn uns noch lange erhält.


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 16.10.2003.

 

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