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Krenn bleibt in St. Pölten:
„Werde mich gut
benehmen...“
Interview mit dem Neuen Volksblatt (Manfred Maurer), 09.10.2004
Kurt Krenn gibt dem VOLKSBLATT das erste Interview als Altbischof: „Meine
Mission ist noch nicht erfüllt!“
VOLKSBLATT: Herr Bischof, wie verbittert schieden Sie aus dem Amt?
KURT KRENN: Überhaupt nicht. Ich schied aus dem Amt nicht fröhlich und nicht verbittert. Das ist so wie ein Fingerzeig Gottes.
VOLKSBLATT: Was empfinden Sie, wenn Sie hören, wie erfreut Ihr Abgang kommentiert wird?
KURT KRENN: Ich höre auf diesem Ohr etwas schwer.
VOLKSBLATT: Was hört das andere Ohr?
KURT KRENN: Nach dem, was bei mir eingeht, ist die Zahl derer, die meinen Rücktritt bedauern, viel größer.
„... auf einmal quatscht die ganze Bischofskonferenz“
VOLKSBLATT: Im jüngsten Hirtenwort der Bischofskonferenz steht: „Bischof Kurt Krenn wurde und wird von uns anderen Bischöfen nicht unsolidarisch behandelt“. Sehen Sie das auch so?
KURT KRENN: Lassen Sie mich ein bisschen lachen. Wir haben gesagt, wir geben keine Erklärungen ab, und jetzt auf einmal quatscht die ganze Konferenz. Die hätten sich selber das Maß, das sie kreiert haben, auferlegen und wenigstens zu mir schweigen müssen.
VOLKSBLATT: Es ist viel von Neuanfang die Rede. Welchen Beitrag werden Sie dazu leisten?
KURT KRENN: Jeden möglichen. Aber diese Sprüche vom Neuanfang sind schon zu alt. Ich wünsche denen das Beste und alles an Errungenschaften, was ich nicht erreicht habe.
VOLKSBLATT: Was erwarten Sie von Ihrem Nachfolger?
KURT KRENN: Dass er seine Arbeit tut.
VOLKSBLATT: Sie werden sich doch etwas für die Diözese wünschen.
KURT KRENN: Da bin ich zu dumm, um etwas Gescheites zu sagen.
„Momentan fällt mir nichts Gescheites ein“
VOLKSBLATT: Sie haben doch immer was G'scheites gewusst ...
KURT KRENN: Ja schon, nur momentan fällt mir nichts ein. Was soll ich einem Mann, der gestern Bischof geworden ist, in die Wiege legen. Ich wünsche ihm alles Gute.
VOLKSBLATT: Werden Sie an dieser Wiege stehen, sprich: weiter in St. Pölten tätig sein?
KURT KRENN: Ja sicher, in der entsprechenden Form.
VOLKSBLATT: Was heißt das? Übernehmen Sie eine Pfarre?
KURT KRENN: Nein, aber ich werde mich hier aufhalten und gut benehmen.
VOLKSBLATT: Ich nehme an, in Ihrer Selbsteinschätzung haben Sie sich immer gut benommen?
KURT KRENN: Sicher habe ich mich gut benommen. Das wird auch in Zukunft so sein.
VOLKSBLATT: Das heißt: Sie werden sich nicht ändern?
KURT KRENN: Nein, in wichtigen Dingen sicher nicht. Ich bleibe hier, weil ich hierher gehöre. Der Altbischof gehört ja auch zur Diözese. Ich sehe meine Mission noch nicht vollendet.
VOLKSBLATT: Was haben Sie nach Ihrer Selbsteinschätzung falsch gemacht?
KURT KRENN: Ich glaube eher nichts.
VOLKSBLATT: Wurden Ihnen von einer kirchlichen Stelle konkrete Verfehlungen angelastet?
KURT KRENN: Interessanterweise nicht. Ich habe auch immer gedacht, ich hätt' was angestellt. Aber es scheint nichts auf von irgendwelchen Verfehlungen.
„Kirchenbeitragsboykott ist ein Unsinn“
VOLKSBLATT: Aber Sie wurden zurückgetreten. Da musste Ihnen doch im Vatikan gesagt worden sein, warum das gewünscht wird.
KURT KRENN: Man wünschte den Rücktritt zum Guten der Diözese. Es gibt keinerlei Vorhaltungen.
VOLKSBLATT: Was halten Sie eigentlich vom Kirchenbeitragsboykott gegen die Diözesanfinanzkammer, zu dem Volksanwalt Stadler aufruft?
KURT KRENN: Das ist ein Unsinn. Wir brauchen ja leider Gottes Geld. Da sind solche Kleinkriege nur schädlich.
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