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Interview ("Oberösterreichische Rundschau", 18.08.2002)
"Die dritte Türkenbelagerung"
KURT KRENN (66) machte einige Tage Ferien bei seiner Schwester in seiner Heimatgemeinde Oberkappel. Die RUNDSCHAU besuchte ihn. Urlaub in dem Sinn mache er nicht, betonte er. "Ich bin auch noch nicht aus Europa hinausgekommen." Auch nicht in die weltweit verstreuten Missionsgebiete. Geld gebe er denen schon, "aber es ist ein bißchen eine Versuchung für uns, dorthin zu fahren und sich feiern zu lassen." Mit dem Diözesanbischof von St. Pölten sprach der stellvertretende Chefredakteur JOSEF ERTL.
Es ist ruhiger um Sie geworden.
Das sind Beobachtungen von Ihnen. Es regen sich nicht mehr soviele auf. Ich habe nichts verändert in meiner Art und Arbeit. Man kapiert es vielleicht schon besser. Es ist ruhiger geworden, weil die Leute wissen, sie können mich nicht ändern. Die Leute trauen mir zu, dass ich normal und gut bin. Ich liebe den Wirbel nicht, aber ich scheue ihn auch nicht. Man lebt ganz gut.
Wie sehen Sie die Situation der österreichischen Kirche?
Seit meiner Bischofsernennung 1987 sind wir nicht schlechter geworden. Wahrscheinlich auch nicht besonders besser. In einer Zeit, in der manches bergab geht, ist das Nicht-Schlechter-Werden nicht so selbstverständlich.
Aber der Anspruch der traditionalistisch-konservativen Bischöfe war doch, dass es nach der Ära von Kardinal König besser werden sollte.
Sicher. Oft ist es auch so, wenn etwas bleibt, ist es schon besser geworden. Mit dem Durchsetzen von Ansprüchen, die von Gott herkommen, muss man immer besser sein. Um jeden Tag genug Richtiges zu sagen und zu tun.
Sie sind jetzt 15 Jahre Bischof. Was ist Ihnen in dieser Zeit gelungen?
Es ist mir vieles Kleine gelungen. Was ich als solches wollte, denn diese großen Veränderungen sind im Grunde Täuschungen unserer selbst. Es geht von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde, und da ist uns schon Einiges gelungen. Das ist sicher.
Können Sie Beispiele nennen?
Es ist besser geworden, dass man sich wieder verstärkt traut, zum Papst zu stehen. Es ist eine Spur besser geworden, dass wir die Probleme schon wieder mehr von der Wahrheit des Glaubens her sehen. Da haben wir schon etwas geschafft, nämlich den Menschen zu sagen, schau' auf deinen Glauben und was sagt er dir.
Oder auch die große Frage der Priesterberufungen. Das ist für uns die große Lebensfrage. Wenn wir das nicht schaffen, sind wir erledigt, auch historisch erledigt. Da ist schon etwas vorwärts gegangen, wenngleich die Schwierigkeiten ganz groß sind.
Sie sind mit der Entwicklung nicht unzufrieden?
Ja, es ist etwas besser geworden. Wir haben manches auf uns nehmen müssen.
Sie meinen die Kritik an Ihrer Person?
Das ist nicht besonders schlimm. Ich lebe ja ganz gut in dieser Kritik. Wie halt manch' einer, der etwas tun muss und sich dabei ungewöhnlich verhalten muss. Ich will ja die Menschen bekehren. Ich habe nicht vor, Österreich verkommen zu lassen. Das tun ja manche. Es ist unsere Pflicht, auf das Ethische, Moralische zu achten. Man muss etwas gegen die Verwahrlosung tun. Eines ist sicher. Unseren Menschen geht es gut. Das ist auf der einen Seite etwas Positives. Aber sie verwahrlosen.
Das ist eine deftige Kritik, von sittlicher Verwahrlosung zu sprechen.
Das ist es aber, ganz sicher. Die Ehescheidungen sind zum Beispiel ein Zeichen der Verwahrlosung. Im Augenblick, in dem Menschen geheiratet haben, haben sie eine Berufung gehabt, zum Glück und zum Segen, zum Glauben. Und auf einmal ist das weg.
Und wenn ich mir die Talkshows im Fernsehen anschaue, das ist eine reine Verwahrlosung. Jeder sagt, was er will, jeder sagt jeden Blödsinn.
Würden Sie mir ein Beispiel nennen?
Zum Beispiel die Talkshow von Barbara Karlich. Die wirken mit an der Verwahrlosung, vielleicht oft gegen ihr eigenes Wollen. Da erzählen die Leute und bedenken gar nicht mehr, dass das, was sie tun, Ehebruch ist oder Untreue oder Undankbarkeit. Gegen diese Verwahrlosung muss man sein. Ein schlechtes Gewissen zu haben ist oft schon ein Fortschritt. Aber überhaupt nichts mehr zu haben ... Der Österreicher wird tagtäglich medial herausgefordert, und er muss etwas sagen. Aber er ist dabei nicht gescheiter geworden.
Findet für Sie derzeit ein Kampf zwischen dem abendländischen Christentum und dem Islam statt?
Ja, und das muss auch sein. Ich möchte nicht, dass man da mit einem falsch verstandenen Pazifismus und einer falsch verstandenen Toleranz etwas verwischt. Der Islam, und das muss man einmal sehen, ist eine politische Religion. Wir Christen sind eher eine theologische Religion. Wenn wir beim Islam nicht aufpassen, werden wir in einem Zustand erwachen, der uns nicht sehr gut tut. Der Islam will manches nicht. Er will nicht, dass es in der Welt nach des Menschen Wohl zugeht. Dann die ganze Unduldsamkeit, die ist da innerlich drinnen ist. Der Islam ist eine aggressive Religion. Es hat gar keinen Sinn, wenn man einem Moslem da schöne Worte sagt. Ich glaube, wir müssen uns ganz hart auseinandersetzen mit ihm. Zwei Türkenbelagerungen waren schon, die dritte haben wir jetzt. Jetzt geht es halt auf einem anderen Weg. Ich weiß zum Beispiel genau, dass die Religionslehrer bei ihrem Unterricht den Kindern sagen, schaut, das wird uns eh' einmal alles gehören. Woher nehmen sie diese Gewissheit? Sie haben gar nicht so unrecht. Sie sagen, die Christen sterben aus, weil sie keine Kinder haben, wir haben die Kinder.
Wie soll man mit den Moslems umgehen?
Friedlich, anständig. Die Zuwächse sind bei den Christen zu machen. Man muss die Kinder auch wollen. Da fehlt es noch mehr als an den Verhütungspraktiken, die da oft geübt werden und von der Kirche verboten sind. In der Bejahung des Menschen und des Lebens sind uns die Muslime voraus. Aber sie werden auch noch vom Konsum versucht werden. Die muslimischen Religionslehrer sagen den Kindern, das wird alles einmal uns gehören, weil die Christen keine Kinder haben. Ich sehe das im Waldviertel, wo eh' schon alles entvölkert und verlassen ist. Die muslimischen Kinder lernen, das wird alles einmal uns gehören. Das ist keine bürgerliche Solidarität. Und keiner von den politisch Verantwortlichen macht den Mund auf.
Ihre Kritik resultiert aus dem Glauben heraus, dass der Katholizismus dem Islam überlegen ist?
Natürlich, selbstverständlich. Wir sind ja auch 500 Jahre älter als sie. Und der Koran hat auch eine ganze Menge von den Christen abgeschrieben. Man kann die Probleme nicht dadurch lösen, dass die Christen die Muslime verfolgen oder umgekehrt, sondern, dass es jeder besser macht, im Sinne Gottes.
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