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Jahr der Bibel – Buch der Mitte
Beitrag für das "Jahrbuch der Diözese St. Pölten 2003"

Die Bibel, das Buch der Bücher, besteht aus vielen Büchern, die zu verschiedenen Zeiten der Heilsgeschichte das Wirken und die Ziele Gottes kundtaten. Zur Bibel gehören nicht nur die Evangelien und Apostelbriefe; zur Bibel gehören auch die Schriften des Alten Testaments, die sich ebenfalls auf Gott als ihren Urheber berufen. Die Bücher der Bibel bilden ein unauflösliches Ganzes, das in das Leben der Kirche eingebettet ist. Es ist die Kirche Christi, die uns die Bücher der Bibel als heilige Bücher übergibt; die Kirche beurteilt letztlich, welche Schrift zur Heiligen Schrift zu zählen ist. Die Schrift hat ihren Ursprung aus der Kirche; die verbindliche Deutung der Schrift ist die Sache der Kirche; die ihre Gewissheit über alles Geoffenbarte nicht allein aus der Heiligen Schrift schöpft (vgl. DV 9).

Was in der Reformation zum Schlagwort der „sola scriptura“ (d.h. nur die Schrift bestimmt den Glauben) wurde, verkennt den Geist und das Leben. Das Zweite Vatikanische Konzil diskutierte ausführlich und mit Genauigkeit das Verhältnis jener Elemente, die zusammen jene Offenbarung Gottes sind, die unseren Glauben unfehlbar machen: Gott, der uns sein Wesen kundtut, ist die Wahrheit; Gott irrt nicht, Gott lügt nicht, Gott lässt sich nicht täuschen, Gott sagt nichts anderes als die reine Wahrheit; wäre dies anders, wäre Gott nicht mehr Gott. Gott, der die Wahrheit ist und uns in seinem Sohn Jesus Christus diese reine Wahrheit offenbarend kundtut, hat einst die Welt aus dem Nichts erschaffen. Gott spricht auch aus seiner Schöpfung zu uns, in der wir wissend und erkennend gar manches durch unsere menschliche Vernunft über Gott erkennen. Gott will uns jedoch viel mehr noch über sich selbst mitteilen. In seiner Schöpfung spricht Gott zu uns in menschlichen Worten und menschlicher Sprache; es sind Menschenworte, die sich Gott in seiner Offenbarung zueigen macht; diese Worte können wir auffassen und zu unserer Erkenntnis werden lassen. So ist die Heilige Schrift ein Buch in menschlicher Sprache, das unseren Glauben begründet und sicherste Wahrheit ist. Niemand darf sich an der Heiligen Schrift vergreifen; niemand darf an ihr etwas wegnehmen oder hinzufügen; über die Unversehrtheit und über die wahre Auslegung der Schrift wacht die Kirche, der Jesus jenen Geist gab, der uns in die Wahrheit einführt und uns verstehen lässt, was Jesus uns sagt.

Es würde nicht die Absicht Jesu Christi sein, wenn Glaube und Offenbarung nur das Ergebnis eines „Buch-Dienstes“ wären; es ist der Geist Gottes, der Leben und Lehre für die Glaubenden gibt und gestaltet. In den Taten Gottes ist es der Geist, der alle Zerstreuung überwindet und das „Ganze“ im Tun Gottes sichert.

Das Zweite Vatikanische Konzil definiert das „Ganze“ der Offenbarung so: „Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift bilden den einen der Kirche überlassenen heiligen Schatz des Wortes Gottes. Voller Anhänglichkeit an ihn verharrt das ganze heilige Volk, mit seinen Hirten vereint, ständig in der Lehre und Gemeinschaft der Apostel, bei Brotbrechen und Gebet (...), so dass im Festhalten am überlieferten Glauben in seiner Verwirklichung und in seinem Bekenntnis ein einzigartiger Einklang herrscht zwischen Vorstehern und Gläubigen.
Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte Wort verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft“ (DV 10).
Heilige Überlieferung und Heilige Schrift und Lehramt der Kirche sind von Gott miteinander so verknüpft, dass keines ohne die anderen besteht und dass alle zusammen, jedes auf seine Art, durch das Tun des einen Heiligen Geistes wirksam dem Heil der Seelen dienen (vgl. DV 10).
Wenn wir also in unserer Diözese das Jahr der Bibel in unsere pastorale Mitte rücken, werden wir beachten müssen, dass wir die Bibel in jenem unlösbaren Ganzen lesen und annehmen müssen, das Heilige Überlieferung und Heilige Schrift und Lehramt der Kirche miteinander verknüpft. Auch wenn wir uns im Jahr 2003 besonders dem Buch der Bibel verbinden, möge uns der Geist Gottes in das Ganze des Lebens und der Wahrheit einführen, in dessen Mitte Jesus Christus für immer steht.

Das Diözesanjahrbuch 2003 von St. Pölten ist soeben erschienen. Es steht unter dem kommenden Jahresschwerpunkt der Kirche Österreichs zur Heiligen Schrift und trägt den Titel: “Bibel - ein Buch voll Leben“. In einzelnen Beiträgen wird die Bedeutung der Bibel für unsere Zeit aufgezeigt. An Beispielen legen die Autoren dar, wie Menschen bei uns und in aller Welt mit diesem Buch umgehen und es als Orientierung und Hilfe für ihr Leben nutzen. Weiters stellt sich in diesem Jahrbuch das neu geordnete Diözesanmuseum vor, gefolgt von den Restaurierungsprojekten des Diözesanbauamtes. Nach der reich bebilderten Diözesanchronik werden die Jubilare, Neupriester und neuen Pastoralassistenten vorgestellt. Interessant sind diesmal die Rezepte, die ausschließlich von Priestern stammen, die sich als Hobbyköche betätigen, sowie die besinnlichen Erzählungen von Almud Thorn und die neuen Dorfgeschichten von Karl Schreibelmayr, dessen dritter Band demnächst erscheint. Der Diözesanschematismus wurde wieder auf den aktuellen Stand gebracht und enthält alle bekanntgegebenen Internet- bzw. e-mail-Adressen. Das Diözesanjahrbuch mit 168 Seiten und über 140 Farbbildern ist zum Preis von € 6,50 in allen Pfarren sowie beim Behelfsdienst der Diözese in 3100 St. Pölten, Klostergasse 15, Tel. 02742/398-315 erhältlich. E-mail behelfe.pa.stpoelten@kirche.at

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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 06.11.2002.

 

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