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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Karfreitags-Ansprache
am 21. April 2000
in Radio Niederösterreich

Am heutigen Karfreitag gedenken wir Christen des Sterbens Jesu am Kreuz. “Es ist vollbracht”, rief Jesus, neigte sein Haupt und starb (vgl. Joh 19,30).  “Es ist genug”, dies schreien Milliarden Menschen in Hungersnot, in unsäglichen Schmerzen und in Todesangst. Wer kennt nicht den Zustand der Verzweiflung, des Überdrusses und der Enttäuschung? Wir möchten Gott und den Menschen zurufen: Hört auf damit, ich kann nicht mehr; es ist genug.

Die Hl. Schrift berichtet, daß auch Christus dies am Kreuz durchlebte: „Gott, warum hast du mich verlassen?“ rief der Sohn Gottes, der in allem nur den Willen des Vaters  erfüllen wollte. Jesus ist uns in allem gleich geworden, nur nicht in der Sünde; er hat dabei in seinem Leiden Gehorsam gelernt. Er war gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.

Wenn unser Erlöser dieses Leiden bis zum Tod durchschreitet, wird er auch für uns alle, die leiden und ertragen müssen, der Weg zum Vater und zum Leben, das durch ihn schließlich Leben in Fülle ist.

Daher ist das letzte Wort am Kreuz nicht das Wort: “Es ist genug”; weil seine Liebe stärker als der Tod ist, ist sein letztes Wort: „Es ist vollbracht.“

Auch unsere Tränen und Bitten enden nicht mit dem fatalen Wort, daß es genug ist; vollbracht ist alles, wenn wir mit Christus sterben; vollbracht sein kann unser Leben, weil wir auferstehen, weil wir bei Gott leben, weil Gott die Seinigen nicht vergißt.

Tiefer Trost liegt für uns in der Stunde der Trauer des Karfreitags; denn unseren Glauben und unser Leben bestimmt die Wahrheit: Die Liebe ist stärker als der Tod.

Besucht heute die heilige Liturgie; versöhnt euch mit Gott durch eine gute, persönliche Beichte; versöhnt euch in euren Familien. Längst schon wissen wir: Dem Karfreitag folgt das Fest der Auferstehung am Ostertag!


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 21.04.2000.

 

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