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Predigt bei der Visitation in Loosdorf
am 24. Mai 1998
Gelobt sei Jesus Christus!
Noch einmal grüße ich Euch, lieber hochwürdiger Herr Pfarrer und Dechant, lieber Mitbruder Jerome, lieber Herr Hochwürdiger Diakon, liebe Pfarrgemeinde, Brüder und Schwestern in Christus. Und heute ergehe der ganz besondere Gruß unseres Herrn, der Friedensgruß Christi an die jungen Christen, die jetzt aufgerufen wurden, die sich zeigen vor der ganzen Pfarrgemeinde als Kandidaten für die Firmung. Ich grüße diese jungen Menschen heute ganz besonders. Ich grüße auch die Patinnen und Paten, die sie begleiten, die eine ganz wichtige Aufgabe übernehmen, deren Wichtigkeit sehr stark davon abhängt, wie sehr man diese Aufgabe wahrnehmen will und wie man sie auch durch das Leben weiter realisiert. Ich grüße die Familien, ich grüße heute auch die Kinder, die ich schon segnen durfte, die Euer Stolz und auch euer größtes Gut sind, das Gott Euch anvertraut.
Der Bischof muß immer wieder einmal in die Pfarren der Diözese kommen. Es ist vorgeschrieben, es ist meine Pflicht. Es ist eben leider so, daß unsere Diözese sehr viele Pfarreien hat, mehr als andere Diözesen, und daß es immer wieder Zeit braucht, bis der Bischof oder der Weihbischof kommt und predigt, firmt und den Menschen wieder Mut und Trost zuspricht. Was ich heute tun möchte, ist, wie das schon in der apostolischen Zeit von den Aposteln gewünscht wurde, ein Wort des Trostes, ein Wort auch der Ermahnung, ein Wort, das nicht unser Wort ist, sondern das Wort dessen, der uns gesandt hat. Und ihr wißt ja, liebe Brüder und Schwestern, Jesus selber sagt schon, und er sagt es mit Blick auf die Apostel, auf die Priester der Kirche, auf alle, die eine Aufgabe ausführen in dieser Kirche; er sagt: "Wer euch hört, der hört mich. Und wer euch verachtet, der verachtet mich" (vgl. Lk 10,16). Ein Wort Jesu, das sehr ernst ist und das immer wieder unser Sinnen und Entscheiden mitbestimmen soll. Es reden nicht Menschen im letzten zu Euch, denn das wäre viel zu wenig. Es können Euch nicht Menschen das Heil versprechen, es können Euch nicht Menschen die Vergebung der Sünden versprechen. Nein, es ist jener, den Christus sendet, es ist jener in der Kirche, der in seinen Namen die Sakramente spendet, sein Wort verkündet und den Hirtendienst leistet. Und so möget Ihr immer alles, was ist, auf Christus im letzten beziehen. Bezieht auf Christus das Gute, das durch Bischöfe, Diakone und Priester geschieht. Bezieht aber auch das Fehlerhafte auf Christus und sagt ihm: Hilf Deinen Dienern! Wir wollen sie hören. Und es ist so, liebe Brüder und Schwestern, es ist richtig, daß wir die Glaubwürdigkeit suchen müssen, daß jeder von uns glaubwürdig leben muß und Gutes tun muß. Es ist aber auch richtig, daß wir alle, Ihr, wir, die Priester, Bischöfe, daß wir alle Sünder sind. Wir sind Sünder, aber die Kirche ist heilig. Und liebe Brüder und Schwestern, Ihr bekennt ja auch im Großen Glaubensbekenntnis dieses: "Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche." Die Kirche ist eine heilige Kirche. Wer wir hier sind, jeder von uns ist ein Sünder, und dennoch, das Ganze, die Gemeinschaft, ist etwas Heiliges, etwas Einzigartiges, etwas in die Zeit der Apostel Zurückreichendes oder auch etwas für die ganze Welt Gesandtes, das zum Heil der ganzen Welt bestimmt ist. Das ist unsere Kirche. Und diese Kirche ist heilig, auch wenn wir oft Sünder sind. Ihr müßt wissen: Denn das Lebensprinzip, die Mitte, das Haupt dieser Kirche, das die Hl. Schrift oft den mystischen Leib, den geheimnisvollen Leib nennt, das Haupt dieser Kirche ist Christus. Weil er das Lebensprinzip ist und weil der Geist Gottes, den Jesus Christus uns gesandt hat, bei dieser Kirche bleibt, deswegen ist die Kirche heilig und verläßlich, ja, wir können sogar sagen: Diese Kirche ist unfehlbar, denn es wirkt Christus, es wirkt die Wahrheit Christi, und es wirkt der Hl. Geist in ihr. Der Hl. Geist ist es, der Christus verherrlicht. Und Christus und der Hl Geist, sie gehören zusammen in der Kirche, und deswegen verlaßt euch darauf, liebe Brüder und Schwestern, verlaßt euch nicht auf die Menschen, aber verlaßt Euch darauf, was Christus uns sagt und was der Geist in uns wirkt. Ich wollte dies sagen, damit alle Barmherzigkeit, alle Güte, alles Verstehen freigelegt werden in der Kirche Jesu Christi, die gesandt ist, das Heil zu vermitteln, die aber auch immer wieder von Tag zu Tag versucht wird. Das II. Vatikanum sagt einmal (vgl. LG 8): "Die Kirche, das Volk Gottes, es schreitet dahin in den Verfolgungen der Welt, aber auch in den Tröstungen Gottes." Wir werden verfolgt, wir werden mißverstanden, wir werden oft totgesagt, aber in all diesen Verfolgungen, die es gibt für jene, die zu Christus stehen, heißt es auch, Gott tröstet uns. Das möchte ich auch heute allen hier sagen: Gott tröste Euch, wenn es Euch schwer fällt. Gott tröste und ermutige Euch, wenn Ihr schwach seid und wenn Ihr Irrtümer, Fehler und Sünden begeht.
Ich muß heute, liebe Brüder und Schwestern, liebe Pfarrgemeinde, ganz herzlich danken für diesen liebenswürdigen Empfang, den Ihr dem Bischof bereitet habt. Ich bin ein Mensch wie jeder andere. Ich freue mich über Zeichen der Liebe. Ich freue mich über Zeichen der Wertschätzung, ich freue mich über Eure Gegenwart. Aber ich gebe alles weiter an Christus, an den Hohenpriester, den ich zu vertreten habe zusammen mit euren Pfarrer. Wir vertreten Jesus Christus und geben alles Gute, das Ihr uns tut und zeigt, wir geben es weiter an den Hohenpriester selber. Aber ich sage Dank für diese gute Vorbereitung, wenn ich hier in die Kirche sehe, wie viel Schönes, wieviel wahrhaftig auf diesen Tag Bezogenes Ihr geleistet habt. Wie wunderschön dieser Schmuck ist, die Blumen, wie sehr Ihr betont den Tag, diesen Festtag, der vor allem ja Festtag unserer Jugend ist, der zu Firmenden. Und wie Ihr betont, daß es um die Familie geht und auch daß es um die Familie Gottes geht, nämlich die Kirche!
Liebe Brüder und Schwestern, ich danke, und ich gebe das Gute, das Ihr mir zeigt und Ihr uns zeigt, den Priestern und all denen, die für Christus arbeiten, ich gebe es weiter an Gott und ich bitte, daß er es Euch lohne. Damit bin ich auch schon beim Danksagen. Wenn ich als Bischof irgendwo zu sprechen habe, und heute ist es das erstemal, daß ich zur Pfarrgemeinde spreche, dann sage ich als erstes Wort "Danke". Danken heißt: Wir müssen immer wieder, auch wenn wir meinen, daß seien nur Worte, wir müssen immer wieder Danke sagen und die Dankbarkeit, die Danksagung ist eine größere Wirklichkeitsfähigkeit des Menschen als der Stolz, als die Einbildung: Das könnten wir alles selber machen, daß wissen wir alles selber. Dankbar wollen wir sein. Und wer dankbar ist, der weiß: Nicht von mir kommt, was gut ist, was Gnade ist. Es kommt von Gott, dem Geber aller Güter, die wir haben. Und Dankbarkeit ist die größte Wirklichkeitsfähigkeit der Menschen. Wer sich einbildet, er macht alles selber, wer sich einbildet, er sei es, der das leistet, wer nicht dankbar ist, sondern stolz und eingebildet und vielleicht zuweilen auch egoistisch und in anderen Untugenden verhaftet, wer das meint, der hat keinen Wirklichkeitssinn. Am besten kennt Ihr Eure Lebenswirklichkeit, wenn Ihr wißt, alles ist Euch von Gott geschenkt. Es kommt von Gott. Und es wird uns auch geschenkt von so guten vielen Menschen, die an Gottes Stelle gleichsam Tag für Tag wirken, die uns tragen und die uns helfen. Ich danke der ganzen Pfarrgemeinde heute für Ihre Treue zum Glauben. Ich danke der Pfarrgemeinde und den vielen Mitarbeitern. Ich habe im Bericht Eures Herrn Pfarrers gelesen, daß es etwa 200 sind. Das ist eine so stattliche Zahl von Menschen, die sich einsetzen, die etwas tun. Ich kann gar nicht jedem die Hand schütteln, ich kann gar nicht jedem namentlich meinen Dank sagen, aber ich sage: Gott weiß es. Und Gott wird es Euch lohnen. Und vor allem diese selbstlose, diese ehrenamtliche, diese wirklich aus voller Herzensgüte geleistete Arbeit in der Pfarre und für die Menschen in dieser Pfarre. Vielen Dank! Und liebe Brüder und Schwestern und Ihr Eltern vor allem, erzieht auch die Jugend. Erzieht die Kinder wieder zu dieser großen Dankbarkeit. Dankbar sein heißt, daß man weiß, woher man kommt, wohin man geht und woher man alles hat. Undankbar ist der Mensch, der sich oft zu viel einbildet, stolz und auch in manchem ich-orientiert ist. Danke.
Mit dem Dank sage ich auch meine Bitte. Ich sage die Bitte an alle, die hier mitarbeiten, an alle Gläubigen, die hier leben, die hier beten, die hier gleichsam ihren irdischen Weg gehen. Ich sage die Bitte: Bleibt der Kirche treu! Bleibt der Kirche treu, sie ist die heilige Kirche, sie ist die eine und einzige Kirche, sie ist die apostolische Kirche, denn über die Apostel, über Sukzession der Weihe, d.h. über die Handauflegung von einer Generation zur anderen, über die Weitergabe der Lehre der Apostel und vor allem auch über den Auftrag Christi haben wir die Kirche, von der wir lesen, über die wir nachdenken, und es ist die Kirche, die auch Euch in meinem Namen um weitere Mitarbeit bittet.
Danke für den heutigen Empfang. Ich danke der Musikkapelle, die gespielt hat, ich danke all denen, die hier etwas vorbereitet haben, den Sängern, die uns in so würdiger Weise erfreuen. Ich danke aber auch für die lieben Worte der Begrüßung durch den Herrn Bürgermeister, den Abgeordneten, der etwas Richtiges gesagt hat. Gott sei Dank ist es uns möglich, daß wir politisch, d.h. als Bürger und religiös-theologisch als Kirche zusammenarbeiten. Und was ist denn der tiefste Grund, daß wir gut zusammen arbeiten und - Herr Bürgermeister, ich danke recht herzlich dafür -, daß es diese gute Zusammenarbeit immer schon gibt? Es sind dieselben Menschen. Wir können nicht sagen, die Kirche ist privat, die macht etwas, was den religiösen Menschen vielleicht nur interessiert, nein, auch der Kirche und genauso der Gesellschaft im Staat und der Gemeinde geht es um den Menschen, um die Würde des Menschen, um die Rechte des Menschen. Und wir müssen oft auch erkennen, daß wir für dieselben Menschen etwas zu tun haben. Und es läßt sich durchaus aus verschiedener Sicht, wir mehr aus der Sicht Gottes, des Schöpfers und des Vaters, die anderen mehr aus der Sicht des Gemeinwohls, es läßt sich miteinander viel tun, und ich danke für jeden guten Tag, den es hier gibt und anderswo, ich danke für diese gute und auch mir vom Herrn Pfarrer und Dechant bestätigte Zusammenarbeit.
Ich danke auch dem Sprecher des Pfarrgemeinderates. Er hat uns aufgerufen, daß wir gleichsam wie die Jünger Christi, die an der Liebe erkannt werden, daß wir so leben, Ihr hier, wir alle in der Diözese, wir alle in der Kirche. Ich danke für diese guten Worte. Den Müttern, die ihre Kinder heute zur Segnung gebracht haben, möchte ich sagen: Liebe Mütter, liebe Väter, liebe Geschwister auch, das größte Geschenk, das Gott den Menschen gibt, er kann Euch nicht mehr schenken als das, ein Kind. Und deshalb sollt ihr die Kinder mit Freude, mit Liebe annehmen, Ihr sollt sie schützen, Ihr sollt sie erziehen, und Ihr sollt nicht zu der Generation gehören, die die ungeborenen Kinder tötet. Wer ein ungeborenes Kind tötet, der tötet einen Menschen. Und ihr wißt, es ist eines der schlimmsten Vergehen der Menschheit, Menschen zu töten. Die ganze Welt besteht immer wieder aus diesem Morden und Töten und den Kriegen und Verfolgungen und der Peinigung der Menschen. Liebt die Kinder, liebt aber auch die Unschuldigsten davon. Das sind die ungeborenen Kinder im Mutterleib. Schützt sie und nehmt sie an als Gottesauftrag. Ein Kind bedeutet für die Menschen, für Mutter und Vater vor allem, einen hohen Auftrag. Nimm dieses Kind, und mache einen wahren Menschen aus ihm! Es ist der Erziehungsauftrag, und der "wahre Mensch" heißt nicht: Er soll halt irgend etwas tun. Der wahre Mensch ist Christus. Und wer ein Kind von Gott erhält, soll es erziehen als ein Kind Gottes, als ein Abbild Gottes, als einen wahren Menschen, dessen Maß Christus ist. Und Ihr wollt doch auch alle gute Menschen sein, Ihr wollt wahre Menschen sein, Ihr wollt tüchtige Menschen sein, und jeder, der Euch sagt, wer Ihr seid, der uns sagt: "Woher kommt und wohin geht Ihr", wer immer dieses tut, er wird von euch gehört. Und liebe Brüder und Schwestern, es gibt keine andere Auskunft als nur die Auskunft über den Menschen, wer er ist und die Auskunft über Gott. Und das zusammen bildet auch das Gefüge unseres Glaubenslebens. Das Zusammen auch im Letzten ist unser Glaube und unsere Lebbarkeit des Menschseins. Und das alles sollen die Eltern gewährleisten für das Kind. Und wem Ihr sagt, wer er ist, der wird Euch dann auch hören. Und ich sage auch den politischen Parteien: Wenn Ihr nicht nur etwas versprecht, sondern wenn Ihr dem Menschen sagt, wer er ist, daß er Gottes Abbild ist, daß er von höchster Würde ist, daß er einmalig und unwiederholbar ist, wenn Ihr das sagt und es auch in Eurem Tun befolgt, dann werden die Menschen Euch lieben, und sie werden Euch vertrauen. Das möchte der Mensch wissen. Der Mensch möchte nicht unbedingt die Prozente der Steuer oder irgendeine Zuweisung bei irgendeiner Wohltat kennen, der Mensch möchte am Schluß von uns, von der Kirche, aber auch von der Bürgergemeinschaft wissen: Wer bin ich? Wohin gehe ich, und was denkt Gott von mir? Das sind die Fragen, die immer wieder bei Euch aufgegriffen werden sollen, das ist Eure Herzensbildung, zu der ich alle aufrufe.
Ich muß heute ganz besonders dem lieben Mitbruder, den verehrten Pfarrer und Dechant danken. Er ist jetzt 32 Jahre hier. Hier bei Euch. Er ist wahrhaftig einer der tragenden Priestergestalten in unserer Diözese. Darüber bin ich froh. Und wenn er gesagt hat, er ist 32 Jahre hier, dann muß ich gestehen, ich hätte ihn ein-, zweimal, mindestens zweimal schon gerne für eine andere Aufgabe gewonnen, für eine diözesane Aufgabe. Aber er ist euch treu geblieben. Auch das ist schön. (Es folgt Applaus) Das freut mich, daß Ihr dem zustimmt, ich hätte ihn trotzdem immer wieder gerne, aber wenn er bei Euch bleibt und wenn er das will, dann wird er auch bleiben. Aber danke für den Applaus. Das war sehr gut, für ihn und für mich. Ich danke, denn er ist Euer guter Hirte, und Ihr steht zu ihm. Ihr müßt bedenken, liebe Brüder und Schwestern, wir haben weniger Priester als früher. Aber wir wollen überall, wo Menschen sind, wo Menschen Gott suchen und Gott brauchen, auch einen Priester haben. Und deswegen ist es sehr schön, daß Eure Pfarre viel tut für die geistlichen Berufungen. Damit meine ich den Priesterberuf, den Ordensberuf und vor allem auch den Beruf der gottgeweihten Frauen. Und Ihr habt das Glück, liebe Brüder und Schwestern, daß bei Euch Schwestern wirken, gut wirken, ich habe sie schon einmal besucht und war wirklich überrascht und beeindruckt von dem, was sie Gutes tun zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen. Dankt Gott, daß Ihr sie habt! Und ich danke auch Gott für diese Schwestern hier. Diese Schwestern sind ein Segen für Euch und auch für die Diözese. Ich möchte Gott für diese Schwestern danken, aber auch dafür, daß Ihr das Anliegen der geistlichen Berufungen, auch wenn es heute sehr schwer ist, daß Ihr das aufgreift und immer wieder thematisiert. Wir brauchen Priester. Wir können nicht alle Probleme damit lösen, daß wir Pfarreien zusammenziehen, aus drei eine machen, das ist keine Lösung. Und am Schluß haben wir auch für diese eine nicht mehr den Priester, den wir brauchen. Rein dingliche Veränderungen sind manchmal für das erste gut. Aber Gott braucht Menschen. Er braucht junge Männer, die jungen Frauen, die Priester werden oder im Orden wirken. Gott braucht sie, diese Menschen. Ihr habt hier in eurer Pfarre die zwei seligen Ordensfrauen [Anm.: Maria Theresia und Ursula Ledochowska]. Es ist nur schade, daß bisher dieser Orden nicht gewissermaßen Verbundenheit gezeigt hat und Euch Schwestern geschickt hat. Vielleicht wird das auch eines Tages noch einmal möglich sein. Aber wir sind glücklich darüber, daß Gott diese Pfarre durch den Geburtsort dieser beiden seligen Schwestern ehrt und auch ganz sicher mit Segen erfüllt.
Das alles sind Anliegen. Und Gott braucht Menschen. Und es ist ganz wichtig, daß Ihr nicht nur sagt: Ja, wir haben Programme, wir haben Konzepte, am Schluß, wenn wir alles geredet haben, am Schluß, wenn wir alles beschlossen haben, am Schluß, wenn wir alles zu Papier gebracht haben, geschieht immer noch nichts, wenn es Menschen nicht gibt, die sagen: "Das tun wir jetzt", die ein Herz haben, die eine Tat setzen. Und ich glaube, bei Euch gibt es viele, die dies tun wollen. Ein Herz haben und eine Tat setzen: das ist unser Auftrag. Und es ist am Schluß so, daß nicht einfach auf der einen Seite der Priester steht oder die Ordensfrau steht, es ist ganz entscheidend, das es nicht einfach den Christen sozusagen gibt, es gibt immer nur den berufenen Christen. Es ist jeder Mensch berufen. Nicht nur: "Er ist Mensch", sondern: "Er ist ein berufener Mensch." Und dieses Geheimnis am eigenen Leben einmal zu erfahren, zu ergründen, dieses Geheimnis ist eigentlich immer wieder die Aufgabe unserer Spiritualität, aber auch unseres Lebenssinnes. In St. Pölten wird der Hl. Vater zum Thema "Berufung" sprechen. Und er wird sagen, Berufung ist es auch, Mutter oder Vater in einer Familie zu sein, Berufung ist es auch, Lehrer zu sein, Politiker zu sein, Berufung ist vieles. Und manchmal geht die Berufung über in den Beruf. Aber im letzten, ganz gleich, ob Du wertvoll oder wichtig bist, oder ob Du unbemerkt bist, Du hast eine Berufung. Und jeder Mensch hat diese Berufung. Manchmal sagen wir, der Plan Gottes ist verschieden mit jedem Menschen. Es ist ein Plan Gottes, den er mit Dir hat. Und dieser Berufung sollst Du leben. Diese Berufung kann verschieden sein. Diese Berufung ist eigentlich jedesmal eine andere. Es gibt nicht zwei gleich Berufene, auch wenn es vielleicht so aussieht, als wäre es der und der im gleichen Sinne. Und so kommen wir über die Berufung an das Geheimnis des Menschen, das der Hl. Vater immer wieder damit formuliert, daß er sagt: "Der Mensch ist einmalig und unwiederholbar." Wenn Du berufen bist, und wir sind - so sagt es schon die Hl. Schrift - von Ewigkeit, vor aller Erschaffung der Welt schon berufen, d.h. Gott hat an jeden von uns schon gedacht, ehe wir zu existieren begannen, ehe wir lebten. Und Gott wird uns, so wie er uns aus der Ewigkeit her gedacht hat, in Ewigkeit nicht vergessen. Er wird uns das Leben schenken in Fülle, und es ist wieder gut, liebe Brüder und Schwestern, wenn wir nicht nur an die Humana denken, an die menschlichen Dinge, an die sozialen und wirtschaftlichen Dinge. Es ist wieder gut, wenn wir daran denken, woher komme ich und wohin gehe ich. Irgendwann wird der Mensch wieder unruhig und unzufrieden. Und selbst wenn wir uns durch Jahrzehnte mit Wohlstand, mit allerlei Lärm und Verwirrung trösten oder verwirren lassen, selbst wenn wir das durch Jahrzehnte tun, es kommt der Tag, an dem Du fragst: "Wer bin ich?" Und wenn Du eine Antwort haben willst, dann mußt Du eine Antwort auf die Frage haben: "Wer ist Gott?" Der Mensch ist Ebenbild und Gottes Gleichnis. So sagt es schon das erste Buch der Hl. Schrift. Du siehst Gott gleich. Du bist ein Abbild Gottes. Und wer ein Abbild Gottes ist, der kann nicht einfach leben, als ob es Gott nicht gäbe. Wer ein Abbild Gottes ist, der lebt gewissermaßen in einer Grundwahrheit, nämlich: Du bist Gottes Abbild. Wenn Du sündigst und wenn Du Verbrechen begehst und wenn Du den anderen haßt und wenn Du in Unzucht lebst, immer dann lebst Du gegen diese Wahrheit, daß Du Gottes Abbild bist. Denn Gott ist heilig, und heilig sollen auch wir sein. Und so geht alles, was wir tun und auch was Ihr sicher auch in euren vielen Bemühungen erstrebt, es geht alles immer wieder um die Frage: "Wer ist der Mensch?", und um die noch wichtigere Frage, die alles aufhält: "Wer ist Gott?" Und wenn ich nach Gott frage, dann darf ich nach Christus fragen. Und wenn ich nach Christus frage, dann weiß ich: "Wer ist Gott?" Und dann antwortet uns auch die Hl. Schrift, die sagt: "Gott hat uns zuerst geliebt." Dieses "Zuerst" ist das Großartige, dem wir folgen wollen. Zuerst hat er uns geliebt. Jesus sagt auch schon in der Bergpredigt immer wieder dieses geheimnisvolle "Zuerst". Er sagt: "Wenn ihr nur verrechnet" - und es ist eine gewisse Gefahr, daß die Menschen sozusagen in Gleichheit rechnen: Wenn der mir Gutes tut, tue ich etwas Gutes, wenn der mir etwas gibt, gebe ich ihm etwas -, "wenn ihr so verrechnet", sagt Jesus, "seid ihr nicht besser als die Heiden. Wenn ihr nur die grüßt, die euch wieder grüßen, dann seid ihr nicht besser als die Heiden" (vgl. Mt 5,46 f). Ihr müßt anfangen! "Kommt einander zuvor im Guten", heißt es in der Hl. Schrift. Und es heißt aber auch: "Gott hat uns zuerst geliebt". Damit wir dieser Liebe Gottes überhaupt würdig werden, müssen wir auch dieses berühmte "Zuerst" tun und leben; zuerst das gute Wort wieder finden nach Konflikten und Streit, zuerst helfen; nicht warten, bis der andere es tut. Dieses "Zuerst" ist das ständige Geheimnis Christi in unserem Leben und in unserem Entscheiden. Das ist ein Geheimnis unseres Herrn: zuerst gut sein. Und dieses "Zuerst" rufe ich auch zu den Familien. Man müßte eigentlich eine ganze Predigt damit gestalten, daß man über das Wichtigste heute im zwischenmenschlichen Bereich redet: über die Familie. Ich möchte Euch aber sagen, liebe Brüder und Schwestern: Beschützt die Familie! Lebt die Familie! Jeder von uns ist in irgendeiner Weise mit der Familie verbunden als Kind, als Mutter, als Vater, als Angehöriger. Jeder hat zu einer Familie eine ganz lebendige Verwurzelung. Und diese Familie, die Hauskirche Gottes, wie es schon das Konzil sagt, die Familie, die kleinste Kirche, sie ist so entscheidend. Und wir werden auch in unserem Lande Österreich die Prüfungen des nächsten Jahrhunderts oder Jahrtausends nicht bestehen, wenn nicht mit der christlich geordneten Familie. Zu einer Familie gehören Mann und Frau. Jede andere Form auch von unvollständiger Familie ist uns Anlaß zu Hilfe und Sorge. Aber wer Gottes Gedanken kennt, weiß: Gott will, daß Mann und Frau in einer unauflöslichen, treuen Ehegemeinschaft leben und in dieser Ehegemeinschaft ihre Kinder haben. So gehört also auch die Ehe und die Eheschließung zur Familie, zum Wesen der christlichen Familie. Man kann nicht einfach sagen: "Wir haben ein paar Kinder", oder: "Wir leben ein paar Jahre zusammen", das alles ist gegen den Segen Gottes. Und selbst wenn mancher Glück zu haben scheint, es ist im letzten immer wieder das, daß es nicht der Wille Gottes ist. Lest nach bei Christus im Evangelium, was er zur Unauflöslichkeit und Notwendigkeit der Ehe sagt! Jesus hat sich gegen alle falschen Meinungen über die Ehe schon in seiner Zeit gestellt. Und er sagt ja einmal, man kann nicht einfach die Frau entlassen und eine andere heiraten oder umgekehrt. Das alles hat Euch Moses gestattet wegen Eurer Hartherzigkeit. Und dann sagt Jesus: "Am Anfang aber war es nicht so." Er will den Anfang wieder herstellen, den guten Anfang, den Gott gesetzt hat im Paradies, als er Mann und Frau schuf und sagte: "Wachset und mehret euch!" So ist auch jede Sorge für die Familie - ich sage es Euch, liebe Brüder und Schwestern - nicht nur eine Sorge für das Wohlergehen des Kindes, für das Bestehen einer Gemeinschaft, sondern jede Familie ist auch eine Interpretation und eine ganz entscheidende Absicht und Entscheidung für die Ehe. Und wer hier schlampig ist, und wer hier vielleicht meint: "Ach, das ist gar nicht so wichtig", möge nachdenken. Der Wille Gottes ist, daß Mann und Frau - die ein Kind haben wollen - in einer unauflösbaren Ehegemeinschaft, vor der Kirche auch geschlossen, zusammenfinden und dann Gottes Werk tun. Und diese guten Wünsche sage ich allen Müttern und Vätern, die hier sind, allen Ehegatten, allen Familien, die hier sind. Und helfen wir auch den Familien, die unter Umständen nicht so leicht diesen Weg finden. Alle anderen können mithelfen. So sei die Familie Ihnen ganz besonders empfohlen.
Jedesmal, wenn ich irgendwo zur Visitation gehe, nenne ich drei Bitten.
Die erste Bitte heißt: Heiligt den Sonntag! Das heißt im Sinne der Kirche - so hat es auch das letzte Konzil formuliert - die Mitfeier der Eucharistie. Zu der ist jeder Katholik, der erwachsen und reif genug ist, im Gewissen verpflichtet: jeden Sonntag diesen Tag der Auferstehung Christi mitzufeiern. Und ich erinnere Euch daran, Brüder und Schwestern: es sind etwa 20 %, die bei Euch jeden Sonntag kommen. Es können mehr sein. Ich danke Gott für jeden, der es treu tut. Ich bitte aber auch Euch: nehmt auch die anderen mit, die vielleicht etwas leichtsinnig sind oder weit weg sind von Gott, von der Kirche und von Christus. Nehmt sie wieder mit, nehmt sie hinein in Eure Gemeinschaft. Und es ist ganz entscheidend, daß man in einer Pfarre Menschen Aufgaben gibt. Ich habe festgestellt, überall dort, wo die Menschen viel miteinander arbeiten, finden sie zusammen, und manch einer, der vielleicht weit weg von Gott war, er findet wieder hin zu Gott. Kümmert Euch um die anderen und bleibt selber treu. Es ist eine schreckliche Erkenntnis für den Priester vor allem, wenn er auf einmal sieht: Da ist eine Familie, und sie ist auf einmal nicht mehr da, sie kommt nicht mehr, sie ist verschwunden. Man fragt sich dann: Was ist denn geschehen? Hat ihnen jemand etwas zuleide getan? Man weiß es oft nicht. Und vor allem, schaut auf die Kirche, wer ist da? Wer könnte da sein, wen wollen wir einladen, wen können wir einladen? Die Kirche und die Pfarre wird so gut sein, wie missionarisch Ihr mithelft. Und denkt daran: Laßt Euch von keinem betören! Die Sekten, sie sind oft betörend. Ich weiß eines, daß die Sekten meistens nach kurzer Zeit wieder aufhören zu bestehen. Aber geht nicht deren Wege, auch nicht aus Neugier, auch nicht in der Neugier der Esoterik oder anderer Lebenskünste! All das führt nicht zu Gott und zu Christus. Laßt Euch davon nicht beeindrucken! Ich bitte Euch um die Treue zum Sonntagsgottesdienst! Und wer will, das sage ich den Vereinen, das sage ich vor allem auch dem Sport und der Feuerwehr, der kann auch ganz sicher immer zu einer solchen Sonntagsmesse kommen. Wir haben noch genug Priester, daß jeder, der will, auch kommen kann. Und das große Problem, das ich immer wieder höre, ist eigentlich, daß die Kinder fehlen. Daß die Eltern die Kinder nicht mehr mitnehmen, daß sie selbst oft noch zur Sonntagsmesse kommen, aber die Kinder daheim lassen beim Computer oder bei irgendwelchem Tand und Spiel. Liebe Eltern, denkt nach! Nehmt sie mit! Und es ist nie eine Störung, wenn ein Kind einmal etwas lauter ist oder nicht ganz genau die Form einhält. Das ist kein Problem. Gott sind weinende oder lachende Kinder lieber als schlafende Christen. Denkt daran, nehmt die Kinder mit und erzieht sie dazu. An allen Orten der Diözese taucht immer wieder der Vorwurf auf, die Eltern lassen aus. Ich bin nicht dieser Meinung. Aber dennoch, es gibt den Anschein, daß die Eltern zu wenig an ihre Jugend, an ihre Kinder, aber auch an die Jugendlichen denken. Die Eltern haben durchaus die Verpflichtung, den Kindern, auch den größeren Kindern die Wahrheit zu sagen und die Gebote Gottes zu lehren. Vergeßt nicht darauf, und laßt die Kinder nicht vergehen in der Disco oder irgendwo. Wir haben nichts gegen die Unterhaltung, aber es darf nicht so sein, daß unsere junge Generation gewissermaßen in der Unterhaltung absolut verblödet. Das darf nicht sein. Und das verdienen diese jungen Menschen auch nicht, daß Ihr sie verblöden laßt. Helft Ihnen, zeigt Ihnen den Weg und macht Ihnen gute Gedanken.
Das zweite: die Beichte. Beichtet wieder. Es wird die Beichte heute viel zu wenig geschätzt. Und die Beichte ist ja nicht nur eine Erforschung des Gewissens nach dem Beichtspiegel und Bekenntnis der Sünden, sondern sie ist vor allem auch eine Gewissensbildung, eine Persönlichkeitsbildung. Ich möchte Euch sagen: Beichtet wieder, beichtet würdig, beichtet gut! Und beichtet wenigstens einmal im Jahr. Auch das ist ein wichtiger Wunsch! Denn wenn euer Gewissen stimmt und wenn Ihr die Versöhnung mit Gott wieder findet in der Beichte, werdet Ihr viel glücklichere, aber auch viel gütigere und reifere Menschen sein, die wissen, Gott ist gut, Gottes Liebe ist so groß, daß alle Sünde klein ist dagegen.
Und das dritte, was ich bitte, ist der Religionsunterricht. Liebe Eltern, nehmt diesen Unterricht ernst. Und ich danke heute hier an dieser Stelle allen, die diesen Religionsunterricht lehren, den Religionslehrern, den Lehrern allgemein für die wertvolle Arbeit, die sie für Christus tun. Und unterstützt sie. Denn es ist ja so, wir wissen, daß die Lehrinhalte in 20 Jahren schon wieder ganz andere sind. Aber ein Wissen bleibt, ein Grundsatz bleibt, das ist der Glaube, das ist die Religion. Und was man vor zwanzig oder vierzig oder fünfzig, sechzig Jahren gelernt hat, es gilt auch heute. Wir müssen es nur immer weiter leben. Wir müssen es uns immer mehr aneignen. Aber wenn längst alles Wissen der Schule oft überholt ist, der Glaube ist nie überholt. Und so habe ich Euch anempfohlen die Sonntagsmesse, die Beichte und den Religionsunterricht.
Wir müssen nun langsam zum Ende kommen. - Ihr wißt, daß eine Visitation nicht so oft ist. Die letzte Visitation war hier vor fast 20 Jahren. Deswegen muß der Bischof ein paar Worte mehr sagen dürfen. Ich wünsche Euch alles Gute!
Und das letzte Wort ergeht an jene, die hier gefirmt
werden. Liebe junge Christen, das ist ein Anfang, nicht ein Ende. Viele werden
gefirmt und gehen fort und sagen: Es war schön damals, und seit dieser
Firmung habe ich nicht mehr gebeichtet, habe ich keine Sonntagsmesse besucht,
habe ich mich in der Pfarre um nichts gekümmert und habe gelebt wie einer,
der meint, es gibt Gott nicht. Heute ist ein großer Anfang, liebe junge
Christen. Das heißt, ihr bekommt diesen Hl. Geist. Und es ist ganz entscheidend,
daß auch wir in unserem Glaubensreden und im Glaubensleben mehr über
den Geist Gottes reden. Jesus sagt ja: "Ich sende ihn euch." Und dieser
Geist wird euch etwas verstehen lassen. "Ihr werdet mich verstehen, ihr
werdet meine Worte sprechen, und dieser Geist wird euch vor dem Irrtum bewahren."
Deswegen ist die Kirche, die vom Hl. Geist geführt wird, unfehlbar, weil
der Geist Gottes selber in ihr spricht und weil dieser Geist Gottes darauf achtet,
daß wir nicht sündigen, daß wir auch nicht in Irrtum geraten.
Das ist der Geist. Und der Geist wird euch gegeben. Meine lieben jungen Christen,
die ihr gefirmt werdet, der Geist Gottes verbündet sich mit eurem Lebensgeheimnis.
Jeder hat ein anderes. Aber der Geist Gottes, der verbindet sich mit jedem Menschen.
Und der ist so groß und so gescheit und so wissend und so mächtig,
daß er für jeden Menschen, ganz gleich, wer er ist, wo er ist und
wann er lebt, das Lebensgeheimnis gewissermaßen einschließt und
vollendet.
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