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Predigt zur Missa chrismatis
am 7. April 2004
Hochwürdigster Herr Weihbischof, liebe Priester, liebe Diakone, liebe pastorale Mitarbeiter, liebe Gläubige!
Was wir über unsere heilige Kirche wissen, ist Sache
unseres Glaubens. So sagt uns das II. Vat. Konzil über die Kirche Christi: „Die
Kirche ist in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug
für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die ganze Menschheit“ (LG 1).
In dieser Glaubenslehre des Konzils wird die Wirksamkeit der Kirche als
„sakramental“ dargestellt. Wer also die Kirche Christi begreifen will, muß diese
„sakramental“ denken; Die Kirche ist nicht einfach die Summe von Menschen, die
zu ihr gehören. Die Kirche ist auf Erden als sichtbares Gefüge verfaßt; sie
besteht nicht aus zwei verschiedenen Größen, sie ist vielmehr eine einzige
komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element
zusammenwächst (vgl. LG 8).
Im Glauben und Leben der Kirche ist es immer auch die Eucharistie, die uns die
Wirklichkeit jenes komplexen Geheimnisses kundtut, in dem das göttliche und das
menschliche Element unlösbar voneinander auftreten. Die Eucharistie ist viel
mehr als nur eine fromme Übertreibung; die Eucharistie ist in ihrem Wesen jene
heilige Handlung, deren Wirksamkeit kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maß
erreicht (vgl. Sacrosanctum Concilium, Nr. 7).
Diese sakramentale Wirklichkeit der Kirche ist die einzige Kirche Christi, die
wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische
bekennen. Sie zu weiden hat unser Erlöser nach seiner Auferstehung dem Petrus
übertragen; ihm und den übrigen Aposteln hat er ihre Ausbreitung und Leitung
anvertraut ... Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und
geordnet, ist verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri
und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird (vgl. LG 8).
Diese Kirche ist eine übernatürliche Wirklichkeit, sie ist ein Gnadengeschenk
Gottes; ihre Wirklichkeit ist eucharistisch, d. h. zusammengewachsen aus
Göttlichem und Menschlichem, unlösbar und für immer mit der Menschwerdung
unseres Erlösers vereint.
Liebe Mitbrüder, liebe Gläubige! Morgen treten wir in die heiligsten Tage des
Kirchenjahres ein. Seid bereit, in das Geheimnis des Abendmahles, des Leidens,
Sterbens und Auferstehens Christi einzutreten; bekehren wir uns entschieden,
beichten wir würdig, seien wir neue Menschen in Christus.
Unsere Bekehrung gelingt in der Vereinigung mit Christus; auf diese Weise
ereignet sich unser eucharistischer Zusammenhalt mit Christus. Wir werden
unserem Herrn als Priester Treue und Heiligkeit versprechen; wir werden
bekennen, dass nur in Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater und mit dem Bischof
unser Leben und Tun gestaltet sein soll. Wir wollen nach Heiligkeit streben,
weil Gott selbst der unendlich heilige ist.
Heute werdet ihr die heiligen Öle in eure Kirchen und Pfarren bringen. Feiert
würdig und wissend die Taufe, die Firmung und die Krankensalbung. In der Taufe
werden dem Getauften die Sünden vergeben; demgegenüber hält die Kirche fest,
dass zur würdig empfangenen Krankensalbung die vorausgehende persönliche Beichte
gehört. Nur in Todesgefahr wirkt die Krankensalbung die Sündenvergebung ohne
Beichte.
Liebe Mitbrüder! Habt großen Seeleneifer und erinnert die Gläubigen oft an die
persönliche und vollständige Beichte; führt sie zu Bekehrung und Buße in der
Osterbeichte. Jeder Sünder im Beichtstuhl ist ein Gnadenwerk, an dem ihr durch
eure Lehre, durch euer Gebet und durch euer Wissen vom Menschen mitwirken könnt.
Das Bewusstsein des Gewissens von Gut und Böse wird euch sagen, ob ihr in der
Gnade Gottes seid oder ob eure Sünden euch die Gottesnähe geraubt haben.
Unsere Zeit hat oft ein verwahrlostes Gewissen, für das nichts mehr zählt.
Bildet das Gewissen der Gläubigen; sagt den Eheleuten deutlich, was die Ordnung
Gottes für das Eheleben und für die gottgewollte Sexualität der Ehegatten ist.
Sagt der Jugend ohne Herumreden, dass Sexualität nur in der ehelichen
Gemeinschaft erlaubt und gottgewollt ist.
Wir erleben heute, dass über Pensionen gestritten wird. Die politisierte
Diskussion redet über vieles, aber kaum einmal darüber, dass in der Frage der
Pensionen und Renten die geborenen Kinder es sind, von denen alles Entscheidende
abhängt. Angeblich wird nicht einmal die Hälfte der empfangenen Kinder zur Welt
gebracht. Die Abtreibung des Kindes ist das größte Übel der Menschheit, das man
einander antut; die abgetriebenen Kinder fehlen unserem Volk unwiederbringlich.
Ein weiteres Übel ist die Verhütung des Kindes gegen die natürliche Ordnung
Gottes.
Bekehren wir uns alle; stärken wir die Familie, besonders die kinderreiche.
Jedes Kind ist ein Segen Gottes, über den hinaus nichts Größeres wirklich ist.
Unsere Kirche ist eine Kirche der Sakramente, in deren Höhepunkt die Eucharistie
steht. Jedes der Sakramente braucht die Aneignung im Glauben des Menschen; jedes
der Sakramente gibt uns Antwort auf unsere Frage: Wer bin ich denn vor Gott?
Jedes Sakrament erhellt unser Dasein durch Christus, der sich mit uns vereint.
Vieles ist gut gemeint, aber nicht alles genügt für unser Glaubenswissen. Es
reicht nicht, die Kinder auf die Erstkommunion nur durch Brotbacken
vorzubereiten; was die Menschen nur Brot nennen, ist in Wahrheit der Leib und
das Blut Christi. Die Erstkommunion muß mehr sein als ein soziales Fest; liebe
Priester, laßt euch von den gläubigen Familien helfen, ihr tragt aber für alles,
was im Glauben zu lehren ist, eure unabtretbare Verantwortung. Die Mitarbeit der
Gläubigen ist zu bejahen, dennoch trägt der Priester die Verantwortung dafür,
dass nichts in Einseitigkeit versandet und nichts die Wahrheit des Glaubens in
unseren Familien beschädigt.
Ohne Priester gibt es keine Kirche Christi. Ohne den geweihten Dienst des
Priesters wäre die Kirche nicht die wahre Kirche Christi. Liebe Mitbrüder! Ich
erinnere euch an eure Pflicht, Sorge für die Vermehrung der Berufungen zum
Priester zu tragen. Der Bischof und seine Priester dürfen sich dieser Sorge
niemals entziehen. Begeistert die Kinder und die Jugend für den Priesterberuf;
gebt den jungen Menschen Heimat in den Pfarrhöfen und beschützt sie vor dem
falschen Zeitgeist. Gebt ihnen ein Zeugnis für das Glück des Berufenseins. Eure
Heiligkeit und Treue zu Christus seien für die Jugend und für alle Gläubigen das
Zeugnis eures Lebens und Glaubens.
Wir dürfen uns darüber freuen, dass in unserer Diözese die Zahl der Berufenen
zunimmt. Diese Freude wird manchmal von Neid und Rechthaberei in Frage gestellt.
Wir wollen das Wirken des Regens, des Subregens, des Spirituals, der Professoren
und aller Verantwortlichen betonen und mittragen. Laßt euch nicht verwirren,
wenn unser Priesterseminar verleumdet und um seinen guten Ruf gebracht wird; es
geht um die Erneuerung unserer Diözese, die ohne gute und genügend Priester
scheitern müßte.
Jeder kann Fehler machen; schaut jedoch auf den guten Willen und orientiert euch
an Weisungen des Papstes und des Bischofs. Gute und heilige Priester von heute
sind die Garantie dafür, dass wir in Zukunft gute und belastbare Neupriester
haben werden. Ehren wir die Priester, die ihr ganzes Leben Christus und seiner
Kirche schenken.
„Duc in altum“ - fährt noch einmal hinaus!, sagt Jesus zu seinen Jüngern, die
sich mühen und nicht aufgeben. Folgen wir Christus, geben wir niemals auf in den
Mühen des Reiches Gottes. Folgen wir dem Nachfolger des Petrus, dem Jesus dieses
ermutigende Wort sagte.
Wieder darf ich euch erinnern, dass unsere Kirche aus der Eucharistie lebt. Das
Gebot der Kirche, das uns zur Feier der Sonntagsmesse verpflichtet, ist durch
anderes nicht ersetzbar. Als Diözesanbischof halte ich verbindlich fest:
Wortgottesdienste und andere religiöse Feiern ersetzen nicht die Sonntagsmesse
und erfüllen für den Katholiken nicht das Sonntagsgebot. Wenn irgendwo die
Sonntagsmesse entfällt, sollen die Gläubigen die Sonntagsmesse in einer Kirche
mitfeiern, in der ein Priester zur Verfügung steht. In unserer Diözese ist der
Besuch einer Sonntagsmesse durchaus möglich, ohne dass unseren Gläubigen zu
große Mühen zugemutet werden. Es soll niemand die Gemeinschaft eines
Wortgottesdienstes der Gemeinschaft mit Christus in der Eucharistie vorziehen.
Zwischen dem geweihten Dienst des Priesters und dem Tun eines Laien besteht ein
Wesensunterschied, der nicht aufhebbar ist. Die Predigt in der hl. Messe ist dem
Priester oder Diakon vorbehalten. Liebe Mitbrüder! Seid redlich in der
Beobachtung der Gesetze Christi und der Kirche; die Kirche kann sich in Christus
nicht erneuern, wenn wir in unseren Entscheidungen schwindeln und uns selbst
betrügen.
Unsere Diözese braucht euren Eifer in der Spendung der Sakramente, vor allem der
Beichte und der Sonntagsmesse. Manchmal bin ich sehr traurig, wenn ich eure
leeren Kirchen sehe, wo nicht einmal zehn Prozent zur Sonntagsmesse kommen.
Liebe Mitbrüder! Mit Jesus rufe ich euch zu: Duc in altum ! Probiert es immer
wieder, gebt nicht auf, denn alle Tage wird Christus mit uns und bei uns sein.
Als Bischof danke ich euch für euren treuen Dienst, den ihr dem Hohenpriester
Jesus Christus leistet. Nehmen wir unsere Bekehrung ernst und danken wir dem
Herrn für alles Gute, das er uns für sein Gottesvolk tun läßt. Ich segne euch;
ich bete für euch; wir beten füreinander. Die Kirche schreitet zwischen den
Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes auf dem Pilgerweg dahin und
verkündet das Kreuz und den Tod des Herrn, bis er wiederkommt (vgl. LG 8).
Maria, mit dem Kinde lieb, uns allen deinen Segen gib.