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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

NEWS, 28.03.2002

"Spätzlein" Haderer
Bischof Kurt Krenn über den Streit um Jesus,
Kardinal Schönborns Haderer-Attacke
und Kardinal Groërs Rehabilitierung.

Es ist etwas ruhiger geworden um Bischof Kurt Krenn. Der Diözesanchef von St. Pölten hat aber nichts von seiner Angriffslust verloren – wie er im österlichen Interview mit NEWS-Herausgeber Alfred Worm beweist. Seine Forderung an die bischöflichen Mitbrüder – eine Rehabilitierung für Alterzbischof Hans Groër. Und ein Ende der Debatte um das Jesus-Buch von Gerhard Haderer:

news: Herr Bischof, was ist der Kirche heute heilig?

Krenn: Vieles. Allem voran Gott und der Mensch, der Respekt vor der Würde des Menschen. Wenn das am Anfang fehlt, ist das Ende sehr oft schrecklich.

news: Das Jesus-Buch des Karikaturisten Haderer erregte die Gemüter. Warum?

Krenn: Kardinal Schönborn hat dazu alles gesagt. Ich habe mich an dieser Schlacht nicht beteiligt.

news: Schlacht? Wird da nicht mit katholischen Kanonen auf einen Spatzen geschossen?

Krenn: Eher auf ein Spätzlein. Der Kardinal hat im Grunde schon Recht: Man provoziert und schaukelt das Problem hoch. Und das Ganze bringt Haderer dann eine Werbung für sein Buch. Mir missfällt diese Aufschaukelei, aber man kann dies nicht verhindern.

news: Die Werbung gibt es ja nur, weil Eminenz zu schießen begonnen hat.

Krenn: Ich habe das im Detail nicht mitverfolgt und meine auch, dass wir das Hickhack jetzt beenden sollten.

news: In Oberösterreich soll eine Frau zur Priesterin geweiht werden. Eine heilige Handlung?

Krenn (lacht): Da haben zwei oder drei Frauen eine Marotte. Das ist völlig unseriös. Das ist der Auswuchs einer falsch verstandenen Liberalität. Es gibt ein päpstliches Dokument über die Nichtweihbarkeit der Frauen. Die Weihe einer Priesterin ist absolut ungültig. Frauen sind nicht fähig, dieses Weihesakrament zu empfangen. Ein Mann kann diese Weihe empfangen, eine Frau nie.

news: Soll sich daran nicht etwas ändern?

Krenn: Nein, dazu gibt es keinen Grund. Da gibt es eine zweitausendjährige Tradition, die nie beeinsprucht wurde – auch von Frauen nicht. Dieses merkwürdige Phänomen blieb unserer Zeit vorbehalten.

news: Es gibt die Möglichkeit, dass viri probati – bewährte Männer – Dienst am Altar machen. Wären Frauen in gleicher Funktion denkbar?

Krenn: Nein, nie! Viri probati kann ich gültig weihen, aber eine Frau unter keinen Umständen. Das widerspricht der Grundordnung Jesu Christi.

news: Stichwort Grundordnung: Hubert Feichtlbauer von „Wir sind Kirche“ vertritt die These, dass die Kirche Österreichs in Lethargie verfallen ist, die sich nach der Wahl eines neuen Papstes wie Lava über das kirchliche Management ergießen und dieses zerstören wird. Derzeit würde alles unter der Tuchent gehalten.

Krenn: Freund Feichtlbauer träumt immer noch. Keine Rede von Lethargie. Wir bemühen uns tagtäglich. Aber wir leben ja nicht von permanentem Schießen und Revoltieren. Wir bewegen uns nach dem Willen Gottes. Ich kenne Feichtlbauer gut, und obwohl er in vielem etwas wirr denkt, haben wir Sympathien füreinander. Ich werfe ihm immer vor, dass er sich wie ein Religionsgründer gebärdet …

news: Er ist der Vorsitzende von „Wir sind Kirche“ …

Krenn: Das ist ein Klub von Leuten, die ungeeignete Versuche unternehmen, die Kirche zu erneuern. Diese Leute wissen nicht alles, was sie wissen sollten. Und was sie von andern verlangen, halten sie selber nicht ein.

news: Beispielsweise?

Krenn: Etwa Gott über alles zu lieben. Davon reden sie, aber sie tun es nicht. Feichtlbauer, der ja in dieser Bewegung ursprünglich gar nicht drin war, tut mir richtig leid. Jetzt sucht er einen Ausstieg – ich hoffe, er findet das entsprechende Tor.

news: Sprechen Sie Feichtlbauer gar die Lauterkeit ab?

Krenn: Ihm nicht, bei einigen andern bin ich mir nicht sicher. Feichtlbauer ist mir ja sympathisch, aber er irrt manchmal ganz gewaltig. Ich kenne sehr viele Thesen dieser Gruppe, aber von Lauterkeit gegenüber der Kirche sind sie nicht getragen.

news: Also ist die Grundthese einer lethargischen Kirche falsch?

Krenn: In der Kirche ist es ein bisschen ruhiger geworden. Von Lethargie keine Rede. Aber lieber eine unruhige Kirche als eine lethargische.

news: Herr Bischof, die unruhigen Zeiten können Ihnen ja doch nicht wirklich recht gewesen sein.

Krenn: Für mich waren sie nicht so schlimm. Ich selbst war ja an dieser Unruhe meist mitbeteiligt. Ich bereue das auch gar nicht. Jetzt ist es eben etwas ruhiger. Wenn dann einer daherkommt und die Ruhe mit Lethargie verwechselt, dann tut er mir sehr leid. Will er Krawall machen?

news: Sie selbst haben eben zugegeben, Teil der Unruhe gewesen zu sein. Sind Sie es jetzt, der lethargisch geworden ist?

Krenn: Ich hoffe nicht. Man wird aber im Laufe der Zeit anders. Und – Gott möge mir dabei helfen – ich werde immer dann auftreten, wenn es etwas zu sagen gibt.

news: Gibt es über die Homosexuellenehe etwas zu sagen?

Krenn: Damit kann mich niemand reizen. Das ist eine der schlimmsten Dummheiten, die wir kolportiert erhalten. Die Kirche lehnt so was ab. Irgendwer hat gemeint, ich würde irgendwann einmal in meiner Beharrlichkeit, Irrwege aufzuzeigen, umfallen. Ich werde nie aufhören, die göttliche Ordnung zu verteidigen. Ich werde in meiner Haltung nie umfallen – auch wenn man mich noch so bedrängt.

news: Letztlich hat Ihnen der Vatikan in allen Fragen Recht gegeben. Ein Triumph?

Krenn: Wenn Sie so wollen, ja. Aber das haben Sie gesagt. Ich selbst habe für die Kirche und die Verteidigung ihrer Werte noch viel zu wenig getan.

news: Aber rennen der Kirche nicht die Gläubigen davon?

Krenn: Ich bin mit meiner Diözese gut dran. Bei den Austritten haben die Burgenländer und wir in St. Pölten die geringsten Zahlen. Dass es in Wien anders ist, hat mit der schwierigen Bevölkerungsstruktur zu tun. Unsere Leute dagegen sind der Kirche treu – auch beim Zahlen des Kirchenbeitrags. Dafür sage ich danke. Wir haben Schwierigkeiten beim Priesternachwuchs, aber die hat ganz Österreich. auch die Stifte könnten noch mehr Ordensleute vertragen.

news: Das Stichwort ist gefallen: Haben Sie mit dem streitbaren Pater Udo Fischer göttlichen Frieden geschlossen?

Krenn: Ich habe keinen Auftrag von Gott, mit ihm ständig Krieg zu führen. Seine Zähne sind halt auch schon etwas abgestumpft. Auch wenn er immer Krieg haben wollte, so konnte er mich doch nie beirren. Ich habe ihn als Pfarrer abgesetzt …

news: Aber er ist ja nach wie vor als Pfarrer von Paudorf tätig.

Krenn: Als Seelsorger. Der Abt des Stiftes Göttweig zieht ihn nicht ab, obwohl er das müsste. Er schickt auch keinen Ersatz.

news: Das heißt: Pater Udo ist zwar nicht mehr als Pfarrer, wohl aber als Pfarrer tätig.
Krenn: So ungefähr. Wegen der Zögerlichkeit des Abtes.

news: Die katholischen Männer haben vor geraumer Zeit gefordert, dass die gleichgeschlechtliche Liebe als Alternative zur ehelichen angesehen werden müsse.

Krenn: Die katholische Aktion von St. Pölten hat da nicht mitgetan. Ich bestehe aber darauf, dass diese Erklärung ein ganz schlechter Missgriff war, der zurückgenommen werden muss. Ein Vorstoß in die völlig falsche Richtung. Die Homosexuellenehe ist gegen die göttliche Ordnung. Eine Sackgasse.

news: Sie haben immer gesagt, der „Dialog für Österreich“ wäre eine Sackgasse. Ist er am Ende?

Krenn: Dieser „Dialog“ war leider ein Fehlunternehmen. Das habe ich vorausgesagt, weil man der Kirche gegenüber nicht nur Forderungen erheben kann, sondern auch Gehorsam leisten muss. Ich habe immer gesagt, mir stinkt das Wort Dialog. Tatsächlich ist es gestorben.

news: Sind Sie mit den jüngsten Bischofsernennungen zufrieden?

Krenn: Sehr. Unser Nuntius Donato Squicciarini hat besonders gut gearbeitet. Es wäre schön, wenn er noch längere Zeit in Österreich bliebe …
news: Er ist schon sehr lange da.

Krenn: Ja, es ist aber ein Segen, dass er solange da ist. Ich verdanke ihm, dass er zu mir gestanden ist, wenn ich Positionen vertreten habe, die andere nicht aussprechen wollten.

news: Kardinal Hans Hermann Groër ist 83. Wie geht es ihm?

Krenn: Sehr gut. Er hat seine Krankheit, die er geduldig erträgt, aber er ist nicht todkrank. Ich hoffe, dass die Leute, die Dummheiten gemacht haben, ihm Genugtuung leisten und Versöhnung anbieten.

news: Wen meinen Sie?

Krenn: Die vier Bischöfe, die in einer Erklärung zur moralischen Gewissheit von Groërs Schuld gelangten.

news: Das waren Kardinal Schönborn und die Bischöfe Weber, Kapellari und Eder …

Krenn: Das war ein ganz großer Missgriff. Man muss ihn gegenüber dem Kardinal wieder gut machen. Dieser Schuldspruch war unvertretbar. Man kann nicht Fakten durch Vermutungen ersetzen. Groër ist ein viel zu großer Mensch, als dass er eine Rehabilitierung verlangen würde. Ich aber fordere sie: Dieser Weg war falsch. Und jetzt ist es an der Zeit, die Sache mit dem Kardinal zu regeln. Er hat das Recht auf eine Entschuldigung.

Hans-Henning Scharsach


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 27.03.2002.

 

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