Interviews |
NEWS, 05.02.2004
Interview: Hubert Wachter.
St. Pöltner Bischof wehrt sich vom Krankenbett aus gegen Ablöse-Gerüchte
„Ich bin sicher keiner, der sich so entmachten lässt“
Der St. Pöltner Ordinarius ist strikt gegen jegliche
Einmischung von Schönborn und Ratzinger
NEWS: Wie geht es Ihnen? Es gab Gerüchte - Herzinfarkt, Schlaganfall, Parkinson. Was war es?
Krenn: Absolut nichts von dem. Absolut nicht. Es war eine Infektion, was genau, weiß man noch immer nicht. Keine Kleinigkeit. Aber jetzt ist wieder alles gut. Die Ärzte sind mit mir mehr als zufrieden, das beruhigt. Zeitweilig hieß es ja, ich läge im Sterben. Ein Schmarren.
NEWS: Zuletzt hieß es, Rom würde Ihnen einen Koadjutor mit Nachfolgerecht verordnen. Sie sind 67, also noch sieben Jahre im Amt. Akzeptieren Sie einen Koadjutor?
Krenn: Wenn der Papst ihn mir gibt, selbstverständlich. Aber es müsste Gründe dafür geben. Ich selbst werde wieder um einen Weihbischof bitten, sicher nicht um einen Koadjutor, einen Koadjutor will ich nicht. Das würde ich auch dem Papst sagen: Heiliger Vater, es ist vielleicht besser mit einem Weihbischof!
NEWS: Wissen Sie schon, wer Weihbischof werden soll?
Krenn: Nein, aber im Herzen habe ich den Namen schon. Fasching ist bis Mai im Amt, also erst danach, das gehört sich einfach so.
NEWS: Kommt Ihrem Wunsch nach jemand aus der Diözese St. Pölten?
Krenn: Es geht um drei Namen für den Vorschlag. Da ist einer aus St. Pölten dabei, die anderen zwei oder drei wären von auswärts.
NEWS: Was aber, wenn Ihnen Rom trotz Ihrer strikten Ablehnung doch einen Koadjutor verordnet?
Krenn: Es gibt sicher Leute, mit denen ich mit Freuden auch das machte. Aber das will ich nicht! Denn ein Koadjutor ist eine Festlegung, die mir zwar nicht rechtlich viel nähme, aber es wäre trotzdem nicht der normale Weg. Ich hätte sicher überhaupt keine Schwierigkeiten, mit einem guten Mann meiner Wahl auch als Koadjutor zu arbeiten - aber ich hielte es nicht für gut.
NEWS: Ein Koadjutor hat das Bischofs-Nachfolgerecht - käme dies nicht einer Entmachtung des amtierenden Bischofs gleich?
Krenn: Wenn der sich's gefallen lässt. Aber ich bin ganz sicher nicht einer, der sich auf diese Weise entmachten lässt.
NEWS: Es heißt, Kardinal Christoph Schönborn und die Nummer 2 im Vatikan, Kardinal Ratzinger, führten da Regie, um Sie im Amt zurückzudrängen.
Krenn: Nein, das ist Blödsinn. Es wird sich da weder ein Ratzinger noch ein Schönborn einmischen. Warum auch? Einmischen kann sich nur der Papst.
NEWS: Es werden schon Namen für den St. Pöltner Koadjutor gehandelt. Der Abt von Heiligenkreuz, Henckel-Donnersmarck. Oder auch Ex-Caritas-Chef Helmut Schüller.
Krenn: Schüller, bitt' gar schön, nein! Sicher nicht! Ohne ihn abwerten zu wollen, das wäre keine Alternative. Henckel-Donnersmarck, warum nicht? Für mich muss ein Mitbruder, der Bischof ist, der hilft, katholisch sein.
NEWS: Das wäre doch selbstverständlich!
Krenn: Oho, das ist nicht immer der Fall.
NEWS: Es wird schon in der Diözese spekuliert, dass Sie nach der Berufung eines Koadjutors gegen Ihren Willen womöglich im Herbst St. Pölten verlassen würden.
Krenn: Im Herbst? Wann? 2004? Nein, nichts als Dummheiten, da habe ich die Diözese viel zu lieb.