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 Interviews

Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten



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Krenn: „Meine Kritiker sind Nullen“[1]
Der gestürzte Bischof von St. Pölten, Kurt Krenn,
über Kirchen-Hierarchien und seine persönliche Zukunft

NEWS, 11.11.2004
Interview: Hubert Wachter.

 

 

NEWS: Herr Alt-Bischof, wie geht es Ihnen denn eigentlich?

Krenn: An sich ganz gut, ich fahre grad wieder von daheim, hier von Oberkappl, zurück nach St. Pölten.

NEWS: Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus?

Krenn: Das weiß ich noch nicht.

NEWS: Der neue St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng meinte kürzlich, man müsse mal schauen, mit Ihnen drüber reden Sie könnten Vorträge halten und Bücher schreiben.

Krenn: Das kann ich auch ohne Küng wirklich so auch machen.

NEWS: Werden Sie in St. Pölten sesshaft bleiben?

Krenn: Irgendwie schon, ja, aber wie stark und intensiv, das kann ich noch  nicht sagen.

NEWS: Ganz persönlich, bei allem, was da um Sie herum passiert ist, wie tief oder wie groß ist denn Ihre Enttäuschung?

Krenn: Nein, gar nicht. Gar nicht. Das alles g'hört zum normalen Lauf des Lebens, zur Daseinsbewältigung. Nein, das alles stört mich überhaupt nicht.

NEWS: Wie? Sind Sie persönlich überhaupt nicht irgendwie betroffen? Immerhin wurden Sie zum Rücktritt gezwungen?

Krenn: Betroffen, nein, wieso? Ich leiste mir doch nicht den Luxus, beleidigt zu sein. Gar nicht.

NEWS: Nun, man könnte doch auch meinen, dass Sie darüber enttäuscht sind, dass Ihre Brüder im Bischofsamt vielleicht zuletzt nicht sehr solidarisch mit Ihnen gewesen sind.

Krenn: Also, das habe ich keinerlei Täuschungen oder Enttäuschungen jemals gehabt.

NEWS: Bei der Herbst-Bischofskonferenz, die gerade in Salzburg läuft, sagten Amtsbrüder von Ihnen, das Gesprächsklima in der Konferenz sei jetzt viel freier, manche trauten sich wieder offen zu reden. Früher hätte man sich zurückgehalten, früher habe es auch Schreiduelle gegeben. Das haben manche doch als starken Tobak empfunden.

Krenn: Ja, ja, ich auch. Nur, es stimmt halt so nicht. Ich meine, wir haben doch immer freimütig geredet.

NEWS: Ist das sehr mitbrüderlich-christlich, was da abgeht?

Krenn: Nun ja, wie es halt geht, was soll ich dazu sagen, wie's halt ist, lassen wir ihnen halt die Freud ...

NEWS: Lediglich Bischof Küng meinte im TV, Sie, Krenn, hätten eben Ihre Ansichten gehabt, diese auch pointiert vertreten, und, so Küng, in vielem hätten Sie auch Recht gehabt.

Krenn: Na ja, eben. Kommt er jetzt wenigstens drauf! Das ist doch schön, das ist doch fein. Ja.

NEWS: Sie sind jetzt offiziell Alt-Bischof von St. Pölten ...

Krenn: ... ja, wie man's halt so nimmt ...

NEWS: ... werden Sie in diesem Rahmen in irgendeiner Form in der Diözese St. Pölten agieren, eingreifen, herangezogen werden?

Krenn: No ja, schon, wenn man mich fragt oder bittet. Aber sonst nicht. Wenn ich gebraucht werde, tue ich, was ich tun kann. Das ist es schon wieder, ich will ja nicht alles tun.

NEWS: Bischof bleiben Sie ja auf Lebenszeit.

Krenn: No ja, freilich.

NEWS: Und Sie wissen wirklich nicht, was Sie künftig persönlich machen werden?

Krenn: Na ja, ich sag's wenigstens derzeit nicht.

NEWS: Vortragender auf einer theologischen Uni oder so?

Krenn: Ach, das kommt drauf an. Es sind doch erst ein paar Tage vergangen, seitdem alles war.

NEWS: Werden Sie bei der Amtseinführung von Bischof Küng in St. Pölten am 29. November dabei sein?

Krenn: Ja sicher.

NEWS: Und dafür sorgen, dass das ohne Aufregungen oder Zores abläuft?

Krenn: Glaub schon, man ist ja vernünftig genug. Ich meine, die Radaubrüder, die gibt's zwar, aber die werden sich vielleicht ein bissl ruhiger verhalten. Bei mir seinerzeit haben sie ja direkt auch keinen Radau gemacht, von Einzelnen abgesehen. Das wird diesmal noch leichter gehen als seinerzeit.

NEWS: Sind Sie eigentlich von den "Dissidenten" unter den St. Pöltner Gläubigen, Forum XXIIII, Pater Udo Fischer, und von den Äbten der Stifte, die Sie jahrelang bekämpften, nicht eigentlich tief enttäuscht? Was denken Sie sich dazu wirklich?

Krenn: Enttäuscht kann man von denen nicht sein, weil das alles ist null, das sind alles Null-Leistungen, die da geboten wurden.

NEWS: Fühlen Sie sich von den Verantwortlichen des Priesterseminars, wo der Skandal passierte, womöglich "gelegt"?

Krenn: Weiß ich nicht. Vielleicht. Wenn, dann war es eine böse Sache. Ich kann das nicht beurteilen, möchte es auch nicht.

NEWS: Wie waren für Sie denn diese 13 Jahre als Bischof von St. Pölten?

Krenn: Ach, ganz schön, ganz gut. Was gut ist in St. Pölten, das sind die einfachen Leute. Je höher dass es raufgeht, desto weniger gut ist es.

NEWS: Glauben Sie denn, dass Sie - auch - einer Intrige zum Opfer gefallen sind?

Krenn: Das kann ich nicht sagen. Vielleicht, vielleicht. Aber da müsste sich der melden, der eine Intrige hat und der aus der was machen wollte, damit ich mich beschweren könnte. Nein, ich habe nie einen einzigen Vorwurf gehört. Ich bin mir keines Vergehens bewusst, es ging mir immer nur darum, dass es der Diözese gut geht. Deswegen interessiert mich das soweit nicht.

NEWS: Waren Sie enttäuscht, dass letztlich Papst Johannes Paul II. Ihre Resignation gewollt hat?

Krenn: Tja, wenn's der Papst auch war ...

NEWS: Wie? War er es nicht?

Krenn: Das kann ich nicht sagen, ich halte mich sozusagen im Unentschiedenen ...

NEWS: Aber Sie erhielten doch von ihm einen entsprechend unterschriebenen Brief. Zuvor waren Sie sich sehr sicher, dass er Sie nie zur Resignation bewegen wird.

Krenn: Das wird er wahrscheinlich auch nicht getan haben.

NEWS: Sondern?

Krenn: Da müssen S' wo anders weiterforschen ...



[1] Anmerkung (hippolytus.net): Genau diese Aussage, wie sie NEWS in der Überschrift zitiert, hat Bischof Krenn so eben nicht gemacht. Siehe die entsprechende Stelle des Interviews.

 


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 11.11.2004.

 

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