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Predigt am Ostersonntag
am 23.04.2000 im Dom zu St.Pölten
"Alleluja, Jesus lebt. Im Licht des Glaubens und in der Freude ihres Herzens bekennen dies heute die Christen in aller Welt. Heute ist der höchste Festtag der Kirche; heute feiern wir im auferstandenen Herrn den Sieg des Lebens über den Tod, den Sieg der Liebe über die Sünde. Jesus, der Auferstandene, grüßt die Seinen mit dem Friedensgruß. Der Friede Christi sei mit uns allen. Jedem wünsche ich dieses gesegnete Osterfest, das im Frieden Christi und in der Barmherzigkeit Gottes ruht. Gottes Segen und Gnade unseren Familien, unseren Kindern und jungen Menschen, unseren Alten und Kranken; die Gnade der Auferstehung Christi sei das Leben unserer Kirche und unser Weg zum Heil und zur Heiligkeit. Ostern ist das Fest des Lebens. Jesus lebt und stirbt nicht mehr, denn er lebt für alle Zeiten als Mensch, um bei Gott unser Mittler und Fürsprecher zu sein. Das Schönste an der Auferstehung, auch an unserer künftigen, ist das Leben. Wer beim Hervorgehen Jesu aus dem Grab dabei war, bleibt uns unbekannt. Wohl kennen wir die Zeugen der Auferstehung, denen Jesus erschien und mit ihnen redete. Mit sicherem theologischen Gespür meint aber die Kirche, daß Jesus vor allen anderen sich seiner Mutter Maria zeigte. Jeder, der an den Auferstandenen glaubt, ist ein Zeuge des Lebens; er bezeugt das Leben und damit die Auferstehung, deren Licht nicht bloß ein wunderbares Ereignis, sondern das nie mehr endende Leben ist. Der Römerbrief (6,9) sagt uns, daß der auferstandene Christus nicht mehr stirbt, daß er also lebt und nur mehr lebt und in aller Fülle lebt. Wo ist heute der auferstandene Herr? Wo lebt er, wie wirkt er? Was wir fragen, kennzeichnet den Weg unseres Glaubens, der Glaube ist, wenn er den allzeit gegenwärtigen Christus findet: in der Kirche, in der Schrift, im Nächsten, in den Sakramenten besonders der heiligsten Eucharistie.
Der über allem heilige Gott ist der lebendige Gott; Petrus
bekennt Christus als den Sohn des lebendigen Gottes (vgl. Mt 16,16); und Gott
sagt von sich: Ich bin der Erste und Letzte und der Lebendige (Offb 1,18).
Auch der Mensch ist in die göttliche Wirklichkeit des Lebens teilhaftig
eingebunden. Gott vertraut Mann und Frau die Weitergabe des Lebens; es ist das
Leben der unsterblichen Seele und des Leibes, in dem Gott und Mensch zusammenwirken.
Es ist das Leben, das seinen Ursprung letztlich in Gott hat, aber auch ein geschöpfliches
Leben in Grenzen ist.
Jesus lebt, er hat unser Leben erhoben, letztlich zur Ehre
des Schöpfers erhoben, damit es in Gott geborgen ist. Der lebendige Gott
vergißt keinen Menschen, der einmal ins Leben getreten ist, in dem er
Würde und unverlierbare Rechte findet.
Der Psalm 8 fragt: Was ist der Mensch, daß du an ihn denkst, des Menschen
Kind, daß du dich seiner annimmst? In jedem Menschen zeigt sich die Treue
und Sorge des Schöpfers. Auch Milliarden Menschen machen Gott nicht müde
und begrenzen nicht seine Güte und Allmacht.
Wir leben heute in großer Sorge: In unserem Land werden
nur mehr wenige Kinder geboren. Die Ordnung des Schöpfers für Ehe
und Familie wird im Zeitgeist des Egoismus und der Engherzigkeit verdunkelt.
Man diskutiert über Pensionen und Gerechtigkeit; dabei wird verschwiegen,
daß uns die Kinder fehlen, die den Generationsvertrag einlösen sollen.
Der ländliche Raum mit Abwanderungsproblemen gerät unter das Bevölkerungsminimum,
und vieles ist gefährdet, was wir Infrastruktur nennen. Jeder Mutter und
jedem Vater wollen wir beistehen, denn im Kind vertraut Gott der Familie das
Wichtigste und Wertvollste für die Menschheit an.
Es ist Sünde gegen die Ordnung des Schöpfers, wenn Kinder verhütet
oder abgetrieben werden. Es ist auch Sünde, die Neigung des Menschen zu
Homosexualität zu verführen. Homosexualität ist in ihren Folgen
lebensfeindlich und als Sünde würdelos.
Jesus lebt, er erbarme sich auch jener, die das Leben
als göttliche Auftrag mißverstehen. Jesus lebt, er sagt dies: "Auferstanden
bin ich, und ich bin bei dir."