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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Predigt zur Priesterweihe im Dom zu St.Pölten
am 29. Juni 2002

Die schönsten und erhebendsten Stunden in unserem Dom sind die Stunden der heiligen Weihen. Wie in Zeiten der Apostel werden durch Handauflegung und Gebet des Bischofs von Christus berufene Männer zu Priestern geweiht. Heute sind es drei Mitbrüder, die geweiht werden, um das Volk Gottes in unserer Diözese zu heiligen, zu lehren und zu leiten. Durch Christus, der Priester, Lehrer und Hirte ist, werden die Geweihten in das dreifache Amt durch das Sakrament der Weihe eingefügt. Was Gott durch den Heiligen Geist wirkt, ist unwiderruflich, für alle Zeiten und zum Heil aller Menschen; Gott will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen, vor allem durch den Dienst der Priester.

Heute will ich alle grüßen, die hier versammelt sind und in freudiger Erwartung des Geschehens stehen. Ich grüße die "fratres ordinandi", denen heute unser Gebet und unsere Segenswünsche gelten. Wir sagen Ihnen: Bedenkt, was ihr tut, ahmt nach, was ihr vollzieht und stellt euer Leben unter das Geheimnis des Kreuzes. Von nun an steht ihr unter dem Geheimnis des Kreuzes; es ist das Kreuz Christi, auch ihr werdet dieses Kreuz tragen und Christus täglich nachfolgen. Es ist aber auch das Zeichen des Sieges Christi, der für uns gehorsam war bis zum Tod. Wir dürfen uns im Kreuz Christi rühmen; alles soll zur Liebe Christi werden, was ihr in seinem Namen verkündet und tut.

Heute denken wir an die Familien, aus denen unsere Geweihten kommen: Dank an euch Mütter, die ihr die Zeugen der göttlichen Liebe seid; Dank an euch Väter, denen Gott hohe Verantwortung für die Kinder übertrug. Dank an die Geschwister, Großeltern, Nachbarn, an die Lehrer und Freunde, an die Wohltäter und Beter. Dank an die Erzieher und geistlichen Begleiter.

Aus großer Not haben wir Bischöfe das Jahr 2002 als Jahr der geistlichen Berufungen gewählt: Unser Land Österreich sieht zur Zeit wie eine riesige Wüste aus, in der alles verdorrt ist und nichts gedeiht. Die kleine Zahl der Weihen wäre ein Vorbote einer pastoralen Katastrophe, wenn sich nichts entscheidend bei uns ändert. Jahrzehntelang haben manche den Priester verdächtig gemacht und für überflüssig erklärt. Unter dem Vorwand von kritischer Mündigkeit haben viele den Papst, dem Lehramt und den Bischöfen den Gehorsam und die Ehrfurcht verweigert; was sollen die jungen Männer,  die eine Berufung zum Priester in sich verspüren als Freude und Glück erfahren, wenn von manchen nur gelästert, verleumdet, kritisiert und gespottet wird. Berufungen verdorren in der Wüste, in der das gute Wort nicht mehr gesagt wird und böse Verdrossenheit das allgemeine Lebensgefühl ist. So sind unsere Seminarien leere Häuser, während in anderen Erdteilen und Ländern mehr als genug junge Christen sich für den geistlichen Beruf melden.

Das Reich Gottes ist nahe; bekehren wir uns; verhärten wir unsere Herzen und Urteile nicht. Bekehrung heißt, daß wir von unseren Sünden und falschen Vorurteilen abrücken; wir wollen uns nicht bedauern als wäre die Nachfolge Christi nur Schaden und Verlust; wer sich nur selbst bemitleidet bleibt der Liebe zu Gott unfähig.

Unsere Bekehrung wird es sein, durch die in der Wüste der Herzlosigkeit und Arroganz neues Leben erblüht. Da werden die Augen der Blinden und die Ohren der Tauben sich öffnen; da springt der Lahme wie ein Hirsch und die Zunge des Stummen jauchzt; Wasser wird es geben. Wenn wir uns zu Gott bekehren, werden Wunder geschehen.

Berufung hat aber auch ihr Umfeld und ihre Stunde. Von Ewigkeit her hat Gott uns erwählt und berufen; was von Ewigkeit Gott bestimmt hat, kann durch unsere Sünde wohl niedergehalten werden, aber was Gott geordnet hat, kann sich uns zeigen als Licht und Wahrheit in unseren guten Entscheidungen.

Schon Jesus fordert uns auf, um Arbeiter im Weinberg des Herrn zu beten; bestürmen wir mit unseren Gebeten den Herrn. Ich danke den vielen Gebetskreisen unserer Gläubigen, die um Priester- und Ordensberufe beten. Der Heilige Vater sagte uns in St. Pölten, daß ein Priester nur wieder durch einen Priester ersetzt werden kann. Alle erdenkbaren Ersatzlösungen können nur im Sinne Christi gelingen, wenn das Ziel aller Mühen der Priester und nichts weniger als der Priester ist.

In diesen Stunden ereignet sich ein Ärgernis in unserem Land Österreich. Einige Frauen wollen sich weihen lassen. Die Weihe solcher Art ist immer und absolut ungültig und nichtig; sie ist unerlaubt und bringt den Ausschluß der Schuldigen aus der Kirche mit sich. Weihen von Frauen sind im Widerspruch zum Glauben und zur Ordnung der Kirche. Wer mit solchen bedauernswerten und ungehorsamen Frauen gemeinsame Sache macht, schließt sich aus dem Gefüge der Kirche aus, denn er wirkt an einer Täuschung mit, die Gott und die Gläubigen beleidigt.

Bei aller Not sollen die Weihekandidaten geeignet, befähigt und erprobt sein; dafür ist vor allem der Diözesanbischof verantwortlich, der entsprechende Aufträge dem Regens erteilt. Ich muß entschieden festhalten, daß die vornehmste Aufgabe des Priesterseminars es ist, daß der Seminarist sich seiner Berufung bewußt wird, eine reife und gute Entscheidung trifft und mit Freude und Zuversicht in den priesterlichen Dienst eintritt. Es wäre völlig falsch, wollte man Seminare nur führen, um ungeeignete Kandidaten zu eliminieren. Eine Entscheidung sollte der Kandidat nie endlos vertagen; auch das Ja zur Weihe darf ein freudiges, gläubiges und zuversichtliches sein. Ich werde auch jedes "Mobbing" bekämpfen, das unangenehme Kandidaten durch fadenscheinige Begründungen oder gar durch verleumderische Beschuldigungen aus der Bahn werfen will. Wahrheit, Gerechtigkeit und die Ordnung der Kirche sollen für die Entscheidung des Bischofs letzte Geltung haben.

Liebe Kandidaten ! Umsonst empfangt ihr, umsonst sollt ihr die Gaben Gottes weitergeben. Tut nichts um des Geldes oder der Macht wegen; lebt die reine Liebe, die Gott über alles liebt. Ohne die Liebe kann der Mensch nicht leben; ohne die Liebe zu Gott wird euch nichts gelingen.

Ich werde bei der Weihe euch die Hände auflegen, zusammen mit den Priestern, die damit eure Mitbrüder werden. Liebe Mitbrüder, nehmt die neuen Mitbrüder gut und herzlich auf. Liebe Jubilare! Wir haben euch für vieles zu danken; seid die älteren Brüder für die jüngeren und unerfahrenen. Ihr tretet durch den Bischof ein in die Nachfolge der Apostel. Ehelosigkeit, Gehorsam und Ehrfurcht gegenüber dem Bischof versprecht ihr; dies ist euer Beitrag und euer Anteil an der Nachfolge der Apostel. Der heilige Petrus und der heilige Paulus mögen euch durch ihre Fürbitte einführen in das Geheimnis Christi, in dessen Person ihr fortan handeln sollt.

Die Gottesmutter sei euch allzeit die Mutter aller Gnaden; der heilige Hippolyt, der heilige Altmann, der heilige Clemens Maria Hofbauer und der selige Jakob Kern seien die fürsprechenden Begleiter eurer Arbeit und eurer Mühen.

"In te Domine speravi, non confundar in aeternum" - auf dich Herr hoffe ich, ich werde nicht scheitern. Amen.


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 29.06.2002.

 

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