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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Profil -Interview vom 24.10.1998

Widerstand leisten
Bischof Kurt Krenn erteilt Reformen in der Kirche eine klare Absage und fordert seine Kritiker zur Bekehrung auf


profil: Herr Bischof, Weihbischof Krätzl hat in einem profil-Interview beklagt, daß der Vatikan in der Vergangenheit Bischöfe ernannt hat, die eine extreme Richtung vertreten, und damit auch Sie gemeint. Vertreten Sie eine extreme Position innerhalb der Kirche?

Krenn: Ich vertrete die Glaubenswahrheit. Wenn das extrem ist, bin ich es. Ich habe meinen katholischen Glauben, und daran halte ich mich mit aller Konsequenz. Da hilft auch kein Zureden - meinen Glauben kann man mir nicht ausreden. Wenn ich heute attackiert werde, dann macht mir das nicht mehr soviel aus. Ich weiß, daß Wahrheit und Gerechtigkeit am Ende siegen werden. Deshalb soll jetzt auch einmal Ruhe sein in der Kirche.

profil: Krätzl ist für eine demokratischere Bischofswahl eingetreten. Was halten Sie davon?

Krenn: Hier hat die Demokratie ihre Grenze. Sie ist nicht der Grund unserer Berufung. Wir Bischöfe sind vom Papst berufen, und das ist gut so. Der Irrtum der Demokratie besteht darin, daß man meint, Mehrheit sei auch immer Wahrheit.

profil: Wie erklären Sie sich die vehementen Forderungen nach mehr Demokratie?

Krenn: Schuld daran ist die Arroganz einer Minderheit, die sich für eine Mehrheit hält und ihre Kompetenzen überschätzt.

profil: Können Sie sich Frauen als Priester vorstellen oder eine Aufhebung des Pflichtzölibats?

Krenn: Diese Fragen sind glaubensmäßig längst entschieden ­ der Status quo ist beizubehalten. Die Frage, was sein könnte, ist unangebracht. Der Papst hat entschieden. Diejenigen, die sagen, jetzt geht dieses oder jenes "noch" nicht, suchen oft nur Ausflüchte, um nicht die volle Wahrheit sagen zu müssen.

profil: Mit dieser Aussage wird der "Dialog für Österreich" praktisch ad absurdum geführt.

Krenn: Wenn bei dieser Versammlung 300 Leute, die nur sich selbst vertreten - die vertreten ja nicht die Kirche -, eine Meinung fassen, dann ist das nicht repräsentativ. Wir wissen ohnehin, was unsere Probleme sind. Deshalb können die Delegierten auch nicht abstimmen. Das können nur die Bischöfe in der Bischofskonferenz. Dieser "Dialog" ist eine Versammlung, wo Leute über die Zukunft reden - nicht mehr und nicht weniger.

profil: Wenn man sich die Aussagen von Vertretern des Kirchenvolks-Begehrens anhört, glauben sehr wohl einige, daß sich konkrete Dinge ändern können.

Krenn: Ich bin kein Prophet, aber mit mir können sie sicher nicht rechnen. Ich werde mich da nicht mitbewegen. Ich werde auch geltend machen, was Glaube und Ordnung der Kirche ist.

profil: Sind die Vertreter des Kirchenvolks-Begehrens für Sie noch katholisch?

Krenn: Ich kann das nicht mit Ja beantworten, aber ich hoffe, daß sie es beweisen.

profil: Was wäre so ein Beweis? Krenn: Indem diese Leute das vertreten, was die Kirche lehrt.

profil: Da müßten sie ihren eigenen Forderungen abschwören?

Krenn: Ja, das wichtigste ist die Bekehrung. Sich wieder zu den Prinzipien des Evangeliums zu bekehren ist keine Schande ­ auch nicht für diese Leute. Wenn sie das nicht tun und meinen, sie hätten Sonderkompetenzen, werde ich Widerstand leisten. Wir sind Gott sei Dank Brüder und Schwestern - aber das muß man auch umsetzen.

profil: Wenn es beim "Dialog" zu eindeutigen Voten für die Forderungen des Kirchenvolks- Be­gehrens kommen sollte, werden die Bischöfe diese dann nach Rom weiterleiten?

Krenn: Wir Bischöfe sind ja nicht die Briefboten für vermeintliche Beschlüsse oder Meinungen. Wenn, dann müssen wir diese Dinge bei uns lösen.

profil: Was werden Sie dem Papst beim ,,Ad limina"-Besuch im November über die Situation in Österreich sagen?

Krenn: Ich werde sagen, daß es nicht so schlimm ist, wie manche sagen. Da wird auch viel von den Medien krankgeredet.

profil: Machen Ihnen die Austritte aus der Kirche keine Sorgen?

Krenn: Man rechnet zwar immer mit dem Aussterben der Kirche, aber das wird es nicht geben.

profil: Sie werden in Umfragen oft als einer der Hauptgründe für einen Kirchenaustritt genannt.

Krenn: In meiner Diözese verlassen nur wenige Menschen die Kirche. Die Gründe sind eher im Kirchenbeitrag zu suchen und darin, daß manche eben den Glauben verlieren.

profil: Was passiert mit dem Paudorfer Pfarrer Udo Fischer? Können Sie sich vorstellen, daß er wieder die Pfarre leitet?

Krenn: Der Abt von Göttweig hat die Aufgabe, einen neuen zu finden. Pater Udo werde ich sicher nicht mehr akzeptieren. Außer er bekehrt sich - dieser Weg steht jedem offen.

 

Interview: THOMAS HOFER

 


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 09.11.2004.

 

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