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Interview von Bischof Dr. Kurt Krenn in PROFIL Nr. 52/53, 20. Dezember 1997
profil: Wenige Tag
nach dem Bekanntwerden der Abrechnung Bischof Stechers gab es ein Spitzen-Gespräch
zwischen der Kirche und der Volkspartei. Eines der ÖVP-Delegationsmitglieder,
Wirtschaftsminister Johannes Farnleitner, hat dem Stecher-Brief nicht nur lautstark
applaudiert, sondern auch alle anderen Bischöfe aufgefordert, aus der Deckung
zu kommen und sich hinter Stecher zu stellen.
Krenn: Der Herr Minister soll zuerst dort seine Aufgaben lösen,
wo er steht. Ich wünsche ihm wirklich alles, alles Gute und viel Erfolg
in der Politik. Er soll sich aber überlegen, ob er wirklich die Kompetenz
hat, uns hier Ratschläge zu erteilen. Der Herr Minister ist ja nicht ein
Generalbevollmächtigter der Kirche.
profil: Minister Farnleitner hält sich selber
nicht zuletzt deswegen für kompetent, sich an der Kirchendebatte zu beteiligen,
weil er beinahe zwei Jahrzehnte hochrangiger Laien-Funktionär in der katholischen
Kirche war.
Krenn: Oh, da gibt es viele. Und andere haben wieder anders gesprochen.
Man muß vor allem
die Aufgabe lösen, die man hat. Seine Aufgabe ist es, daß er die
Wirtschaft einigermaßen auf Kurs hält.
profil: Minister Farnleitner ist ja nur einer
von vielen, die den Stecher-Brief öffentlich unterstützen. Erwarten
Sie eine neue Protestwelle ähnlich dem Kirchenvolks-Begehren?
Krenn: Wir haben schon genug so kleine Lawinen und anderes erlebt, aber
davon erwarte ich jetzt nichts. Was da die Volksbegehrer gesagt haben, das ist
Trittbrettfahrerei. Man springt auf irgendeinen Zug auf, den man gar nicht in
Bewegung gesetzt hat. Das bringt keinen Schneeballeffekt.
profil: Wann wird es ein eindeutiges Ja oder ein eindeutiges
Nein der Bischöfe zu den Anliegen des Kirchenvolks-Begehrens geben, die
durch den Stecher-Brief neuerlich aktualisiert wurden?
Krenn: Die Antwort habe ich längst gegeben: Das ist ein eindeutiges
Nein.
profil: Die österreichische Bischofskonferenz
hat aber für das kommende Jahr einen sogenannten "Dialog für
Österreich" ausgerufen, an dessen Ende erstmals auch Antworten auf
die fünfhunderttausend Unterschriften stehen sollen.
Krenn: Wir haben den Dialog nicht wegen des Volksbegehrens einberufen,
weil sonst hätte ich nicht mitgetan. Zu dem, was gegen den Glauben und
gegen die Sittenlehre auch verstößt, muß man ein klares Nein
sagen. Und das ist die beste Antwort darauf, als wenn man vielleicht sagt, das
geht alles noch nicht. Das "noch" ist ein Wort, das verzerrt die Dinge.
Das habe ich immer gesagt - vielleicht etwas deutlicher als andere.
profil: Das heißt, die Diskussion mit den Initiatoren
des Kirchenvolks-Begehrens wie Thomas Plankensteiner ist für sie abgeschlossen,
bevor das ausgerufene "Dialog"-Jahr noch begonnen hat?
Krenn: Wir haben genug diskutiert, das macht keinen Sinn mehr. Auch wenn
er Dinge immer und immer wiederholt, werden sie dadurch ja nicht wahrer.
profil: Wenn der "Dialog" für sie keinen
Sinn mehr hat, wird das die Polarisierung in der Kirche bis hin zur Spaltung
verschärfen.
Krenn: Wir haben hier etwas zu bewahren, was wir die Wahrheit des Glaubens
nennen. Wer von der abweicht, der spaltet sich ab. Und nicht umgekehrt. Wenn
ich den anderen nur über den Tisch ziehen will, damit er auch das sagt,
was ich meine, dann ist das ja kein Dialog. Daher wird diese Polarisierung auch
nicht aufhören.
Interview: Josef Votzi
Nach der Publikation eines papstkritischen Briefes von Altbischof Dr. Reinhold Stecher von Innsbruck durch die Medien gab es in der Kirche verschiedene Stellungnahmen, beispielsweise