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Ansprache beim Requiem für Kaplan Bernhard Groß
am 10. August 1998 in der Pfarrkirche von Kleinhain
Ich grüße in dieser Stunde die lieben Angehörige des Verstorbenen, die Pfarrgemeinde von Kleinhain, die Gläubigen und Freunde des Verstorbenen! Besonders aber möchte ich auch begrüßen den für die Gemeinschaft vom heiligen Josef zuständigen Bischofsvikar Prälat Dr. Hörmer.
Ich sage Gottes Gruß und Segen dem Moderator der Gemeinschaft, Pater Schmid, dem wir auch dafür danken, daß er uns ein wenig aufgeschlossen hat das Tiefe des Herzens unseres lieben Verstorbenen.
Ich grüße Sie alle, und ich beziehe alle in die Freude des Betens ein: unsere hochwürdigsten Prälaten, die hier sind, und die vielen Priester.
Ich freue mich ganz besonders, daß der hochwürdigste Herr Pfarrer Dr. Ambrosius sich soviel Mühe gegeben hat, daß wir diese Feier hier gestalten können. Ich danke dem neuen lieben Herrn Dechant Bergmann, der gekommen ist und dem wir alles Gute für seine Tätigkeit wünschen.
Nicht zuletzt geht mein Gruß auch an den Pfarrer unseres Verstorbenen: Ich grüße herzlich Pfarrer Priesching aus Ruprechtshofen und alle, die von dort her gekommen sind und die dieses Begräbnis mitgestalten.
Liebe Brüder und Schwestern, liebe hochwürdige Mitbrüder im Amte der Priester und Diakone!
Im reifen Alter mit 36 Jahren ist unser lieber Bernhard geweiht worden, aber viel zu früh ist er nun gestorben. Es waren ihm nur zwei Priesterjahre geschenkt, und er hat sie verbracht in Krankheit, in Leiden, in Schmerzen, in Hoffnung und auch in Todesangst. Und wir, die Mitbrüder, wir, die Diözese, und die vielen Menschen, die nach Priestern, nach neuen, frommen, guten, gläubigen Priestern Ausschau halten, wir hatten große Hoffnungen auf ihn gesetzt. Und es geht uns jetzt fast so, wie den Jüngern von Emmaus, die auch klagten und sagten, wir hatten doch so viele Erwartungen in Christus gesetzt, nun hat ihn uns Gott weggenommen. Ähnlich geht es uns. Er hatte Talente, er hatte Begabungen, er liebte vor allem die Jugend, und hatte einen ganz besonders herzlichen und gnadenvollen Zugang zu den Kindern, er war ein Mann der Demut, der Liebenswürdigkeit und jener Tiefe, die nur der hat, der von der Wirklichkeit Gottes getragen ist. Seine Frömmigkeit war beispielhaft für uns und auch seine so selbstverständliche Rechtgläubigkeit: Er war gehorsam, und er war treu. Treu zu der Kirche, in deren Dienst er sich gestellt hat als Priester, und treu zum Papst. Worauf er förmlich hingelebt hat mit allen Fasern seiner Sehnsucht und seiner Erwartung, das hat Gott ihm gegönnt: Er durfte am 20. Juni in St. Pölten im Rollstuhl - aber als ein Priester der Kirche, als ein Priester Jesu Christi - mit dem Heiligen Vater konzelebrieren, und es war ihm sogar geschenkt, daß er am Ende der Eucharistiefeier dem Heiligen Vater vorgestellt wurde. Er hat mit dem Heiligen Vater ein paar Worte in Polnisch gewechselt, und der Heilige Vater war von dieser Begegnung - ich kann es bezeugen - sehr angetan. Ein Sterbender war er. Aber man hat gemerkt, daß diese Freude, die ihm an diesem Tag zuteil wurde, eine spürbare Besserung brachte, von der er lange zehrte.
Als die Frage nach der Priesterweihe von Bernhard Groß aktuell war, da haben mir die Ärzte erklärt, daß er gesund sei. Aber meine lieben Brüder und Schwestern, Gesundheit ist ein Gut, das hält oft nicht lange, und ich kann in diesem Augenblick sagen: Wenn ich es vorausgewußt hätte, daß ihm nur zwei Priesterjahre geschenkt sind, ich hätte ihn dennoch geweiht zum Priester unserer Diözese, zum Priester für eine Generation, die gläubige Priester braucht, und ich hätte auch für zwei Jahre all das für sinnvoll erachtet, was geschehen ist und was uns an Gnade durch ihn zuteil wurde.
Es ist richtig, was P. Schmid sagte, daß der Priester nicht definiert wird von seiner Aufgabe her. Nicht die Aufgabe, nicht die Tätigkeit macht das Amt des Priesters aus, sondern die Weihe. So sagen es die Dokumente der Kirche. Es ist die Weihe. Und um auf dieses Geheimnis wieder hinzukommen, dazu glaube ich, sind diese pädagogischen Beispiele der Vorsehung Gottes - wie es Bernhard Groß war – notwendig. Gewiß, wir müssen arbeiten, wir müssen uns einsetzen. Aber dennoch wissen wir, daß wir eigentlich nicht von daher die Rechtfertigung haben, geweiht zu sein und als Geweihte zu wirken. Christus hat einmal gesagt: "Wenn ihr alles getan habt, dann sollt ihr sagen, wir sind nur unnütze Knechte." Als so ein unnützer Knecht hat sich unser Bernhard immer verstanden. Und wenn man versucht hat, ihn zu trösten, dann wußte man genau, er braucht eigentlich nicht den Trost, denn er tröstet andere. Er lebte als ein Gotteskind, wobei ich meine, daß das Wort "Kind" einen hohen Sinn in ihm gewonnen hat. Wenn ich mit ihm sprach über Heilung, über Hoffnung, über Schmerzen, über Leiden und über all das, was ihn bewegte, war es eigentlich immer die Liebe zur Gottesmutter, auf die er sich ausrichtete. Und wenn wir heute hinausgehen mit seinem sterblichen Leib, dann gehen wir hier noch einmal vorbei bei der berühmten "Gottesmutter von Kleinhain mit den zwei Gesichtern". Und dort werden wir dann singen: "Salve Regina!" Das ist in unserer Diözese jenes Lied zur Gottesmutter, das die Priester überall dort singen, wo sie einen Mitbruder zu Grabe geleiten. Auch wir werden es tun, und wir werden ihn der Gottesmutter empfehlen, die er so geliebt hat. Sein Sterben, auch wenn es gezeichnet war von einer langen schmerzlichen Bahn des Leidens und Verfallens, sein Sterben war still und leise. Der Hohepriester hat ihn gerufen.
Wir wissen, daß er sehr viel von dem Gedanken der Sühne, des Gutmachens für andere verstand. Er lebte und litt für die Priester, für uns alle. Er betete für uns, er lebte für die Kirche, für den Papst, er lebte für die Anliegen der Diözese, er lebte für die suchenden Menschen, und er lebte vor allem auch für die Kinder.
Es war eine kurze Lebenszeit. Wenn wir anfangen, die Tage zu zählen, dann ist jeder Tag nur einmal, und jeder Tag ist ernst genug, und niemals können wir in der großen Zahl das erreichen, was wir eigentlich an jedem Tag bereits in ganz heiliger Entschiedenheit für Gott leisten müssen. Lassen wir durch solche Trauer, die wir nicht erklären können, lassen wir uns nicht gleichsam den göttlichen Sinn des Kreuzes und der Sühne nehmen!
Ich habe ihn öfter gebeten, so wie Jakob Kern zu beten vor allem für die Priester. Jakob Kern, ein heiligmäßiger Priester, der auch nicht viel länger als unser Bernhard Priester sein durfte, der noch viel jünger gestorben ist als er, dieser Jakob Kern gab Grund genug für die Kirche, ihn seligzusprechen und die Sühne als eine große Kraft aus dem Kreuz den Menschen nahezubringen. Das Kreuz bleibt in seiner Kraft, liebe Brüder und Schwestern, wenn wir es annehmen. Und selbst wenn wir das Kreuz nur tragen, es geschehe immer aus Liebe, aus Liebe, die eigentlich das letzte Verstehen ist in Stunden, in denen unsere Weisheit zu Ende ist.
Als Bischof darf ich unserem Bernhard danken für all das, was er im Reich Gottes gewirkt hat. Ich tue dies bei jedem Priester und immer mit großer und tiefer Dankbarkeit. Gott, vergilt ihm, was DU durch ihn Gutes für die Kirche und für die Menschen gewirkt hast.
Ich muß auch danken allen, die Bernhard begleitet und ausgebildet haben und die ihm die Persönlichkeit gaben, die ihn so einzigartig machte. Ich danke aber auch denen, die seinen verfallenden, sterbenden Leib pflegten: Ich danke den Ärzten in Linz und Wien, den Schwestern, den Mitbrüdern und den vielen lieben Menschen, die auch heute hier sind.
Viel Gnade war mit ihm verbunden, und er betet nun mit uns. Ich meine, es ist etwas an ihm wie an dem Priester Jakob Kern: er betet nun mit uns für die Anliegen der Kirche, für die Sorge, daß wieder neue Berufungen kommen, und er betet mit uns für die Menschen.
Das war es, was ich meinte, sagen zu müssen.
Ich danke Ihnen, daß Sie eine "zweite Predigt" auf sich genommen haben, damit wir einigermaßen vor Gott bestehen können in unseren Gedanken, in unserer gottgeschenkten Weisheit, die allein die Weisheit des Kreuzes ist, und auf daß wir auch bestehen können, das Kreuz zu tragen und das Kreuz auch anzunehmen.
Liebe Mitbrüder im Priesteramt, ich danke auch Ihnen, daß Sie gekommen sind, daß eine ganze Zahl von Dechanten hier sind, denn das gibt mir auch die Gewißheit, daß dieser Tag heute viel Versöhnendes hat für die Diözese.
Das letzte Wort, es ist das Lebenswort. Jesus sagt einmal: "Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz." Und das hat bei Bernhard gestimmt, denn sein Schatz war Gott. Sein Schatz war die Gottesmutter, und deswegen dürfen wir nun zuversichtlich sagen: Er, dessen Schatz das Göttliche, das Große, das Herz Gottes war, er ruht nun im Herzen Gottes, und wir danken Gott, nicht daß es ihn gegeben hat, sondern daß es ihn gibt und daß er auf die Weise des Übernatürlichen, des Erhobenen, des Gnadenvollen nun mit uns lebt und mit uns wirkt.
Herr, gib ihm die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm! Herr, lasse ihn ruhen in Frieden! Amen.