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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

 

Christsein in Europa
Vortrag in Wildbad Kreuth - Seidlstiftung
am 24. Mai 1997

Jahrzehntelang haben die Europäer nach dem Zweiten Weltkrieg auf Europa gehofft. In feierlichen Stunden der Nachkriegsgeschichte sprach man immer wieder ehrfürchtig von Europa; viele Probleme, die unlösbar erschienen, sollte ein geeintes Europa lösen. Diese durchaus frommen und ehrwürdigen Gedanken über Europa äußerten jedoch wenig Konkretes; Europa war in dieser Zeit eher ein Abstraktum, auf das vieles bezogen wurde, was weder auf seine Verwirklichung noch auf seine innere Übereinstimmung wirklich geprüft werden konnte. In Zeiten, in denen die Machtkonstellationen, besonders der Marxismus im Osten, auf unabsehbare Zeit fest gefügt schienen, schien ein konkreter Zeitpunkt eines vereinten Europas unabsehbar; es war unabsehbar, ob Europa für uns eher eine gewisse endzeitliche Hoffnung war oder doch eines Tages geschichtliche Realität sein sollte.

Dennoch gab es in diesen Jahrzehnten konkrete politische Schritte; es gab Verträge, es gab bereits verschiedene Wirtschafts- und Handelsräume, es gab gemeinsame Institutionen und vieles, was gemeinsames Handeln ermöglichte. Dennoch kam die Stunde Europas erst mit den Ereignissen von 1989/90, als Europa seine unmenschlichen Grenzen und Gegnerschaften verlor. Die Perspektive, daß es einmal ein ganzes Europa geben könnte, beflügelte vor allem jene Länder, die schon auf dem Weg waren, ein vereintes Europa aufzubauen: das gemeinsame Haus Europa wurde allerorts zu einem Thema, das auch heute noch nicht verwirklicht ist, das aber nicht mehr unterdrückt und ausgelöscht werden kann.

Was ich Ihnen vorzutragen habe, ist weder ein politisches noch ein ökonomisches Votum zu Europa. Es geht um das Christsein in Europa; ich werde darüber aus der Sicht der katholischen Kirche referieren, die in Deutschland und in Österreich nicht nur ein prägender historischer Faktor, sondern auch in der Gegenwart eine kompetente Größe in Staat und Gesellschaft ist.

Europa war schon in der frühesten Zeit des Christentums der Ort der Verkündigung und des Auseinandersetzens über die Geltung der christlichen Botschaft. Auf den Wegen des Römerreichs verbreitete sich das Evangelium, und Rom war sehr bald jenes Zentrum, von dem aus die Kirche in vielen europäischen Ländern verbreitet wurde. Es war schließlich die Kirche, die nach dem Zerfall des römischen Reiches für Europa allmählich zur ordnenden und gestaltenden Kraft wurde. Durch viele Jahrhunderte war es der christliche Glaube, der nicht nur die Menschen in Europa immer mehr verband, sondern auch die entstehenden Gemeinden nach christlichen Grundsätzen ordnete. Was in jüngster Vergangenheit als "Staat" entstand und oft auch im Gegensatz zu Kirche und Religion auftrat, war nämlich durch viele Jahrhunderte ein ungeschriebenes Ganzes mit gemeinsamen Zielen, aber durchaus mit dem unterscheidenden Bewußtsein von "weltlich" und "geistlich".

Es ist heute Mode des Zeitgeistes geworden, alles Böse in der Vergangenheit der Kirche anzulasten. Auch in früheren Jahrhunderten gab es die weltliche Macht, die ihre spezifische Aufgabe in den zeitlichen Dingen wahrzunehmen hatte und nicht Zutritt zu Gewissen und Glauben des Menschen hatte. Was so etwas wie eine gemeinsame Überzeugung der geistlichen und weltlichen Kräfte in früheren Jahrhunderten war, lag im Weltbild, daß Gott als der Schöpfer der Welt und des Menschen als der Ursprung von Recht und Gewalt, von Würde und Unversehrtheit des Menschen und als der gleichermaßen geltende Maßstab von Gut und Böse angesehen wurde. In diesen Jahrhunderten gab es sehr wohl Konflikte zwischen geistlicher und weltlicher Macht; es blieb jedoch dem "Staat" der jüngsten Epochen vorbehalten, sich als indifferent, agnostisch oder atheistisch im Gegensatz zu Religion und Kirche zu deklarieren. Der areligiöse Staat und sein betont ziviles und profanes Erscheinungsbild hat viel weniger europäische, historische Tradition als die politische und soziale Wirklichkeit früherer Jahrhunderte. So darf man behaupten, daß die religiöse und politische Gemeinsamkeit in der Gotteswirklichkeit es war, die Sensibilität für die Würde der Gottebenbildlichkeit, für die unverlierbaren Rechte, für Freiheit und Ordnung des Gemeinwohls gegenüber dem Menschen erzeugte.

Es ist nicht leicht, die historischen und kulturellen Spuren nachzuzeichnen, die in Europa eine Humanität entstehen ließen, die auch heute die Grundlage für die Menschenrechte und den Primat des Friedens in der ganzen zivilisierten Welt darstellt. Was heute als Fortschritt der ganzen Menschheit angesehen wird, wäre ohne den christlichen Glauben und ohne weltweite und ständige Verkündigung durch die Kirche nicht Wirklichkeit geworden. Manches, was heute Gemeingut und unbestrittener Wert in einer menschlichen Welt ist, läßt sich in der Botschaft Christi und im Werden der christlichen Glaubensgemeinschaft aufspüren und nachzeichnen. Demnach handelt es sich bei der Humanisierung der Welt bis heute um eine Option des Christlichen in der europäischen Geschichte, die nicht so sehr ständig thematisiert als vielmehr mit einer unfehlbaren Sensibilität für die Sache des Menschen vollzogen wurde. Ohne das Christentum würde unsere Welt sicher anders aussehen und manche Werte nicht kennen. Neben der Thematisierung durch das Neue Testament war sicher jene Option entscheidend, daß alles am Maßstab Gottes zu messen ist, in dem alles Gute, Wahre und Förderliche ihren Ursprung und ihre unübertreffliche Verwirklichung haben. Im christlichen Glaubensgut hat die Idee des Humanen wesentlich konkretere Formen und rationale Fortschritte gefunden als in den profanen Philosophien und Ideologien der ablaufenden Jahrhunderte. Entscheidend war vor allem der Gottesglaube der Epochen, der Welt und Mensch anders verstehen ließ als der spätere Autonomismus, der in der Welt nur mehr Welt sah und im Menschen nichts Höheres als den Menschen und nur den Menschen wahrzunehmen fähig war.

Mit diesem weltanschaulichen Autonomismus der letzten zwei Jahrhunderte wurde alles Höhere in Welt und Mensch nicht nur ignoriert, sondern auch bewußt ausgeschlossen. Der Autonomismus eines Welt- und Menschenbildes kennt keine andere Berufung als jene auf die Vernunft des Menschen, auf die Evolution, auf das Spiel der freien Kräfte, auf die Kraft des Stärkeren und auf den glücklichen Zufall im oft chaotischen Fortgang der Geschichte; der Autonomismus muß mit seinen richtigen Einsichten, aber auch mit seinen gegebenen Irrtümern leben, ohne sich auf Tranzendentes und Göttliches berufen zu können. Was zunächst menschennäher erscheint, zeigt sich sehr rasch als beliebig und ungeordnet, weil der Mensch mit sich selbst in allen Fragen das Auslangen finden muß.

In früheren Jahrhunderten war bereits vieles als "Europa" verwirklicht, was in den letzten Jahrhunderten zerfiel und als Einigung Europas heute zwischen Kommunität und Souveränität, zwischen Identität und Chaos, zwischen unabdingbaren Werten und politischen Strategien mühsam errichtet werden muß. Manche Länder gehören bereits seit 40 Jahren einem irgendwie vereinten Europa an, manche schlossen sich zwischenzeitlich an, manche gehören erst seit wenigen Jahren zur Europäischen Union, manche warten auf eine baldige Aufnahme. Obwohl man zu wissen meinte, was denn Europa sei, sind viele dennoch über das erschrocken, was Europa heute von sich zeigt. Europa als Thema von feierlichen Stunden, aber auch von eingeübten Sonntagsreden schien zunächst doch etwas ganz anderes zu sein. Europa von früher hatte große Nähe zu christlichen Idealen, nicht wenige Europäer der ersten Stunde nach Weltkriegsende waren überzeugte, bekennende und handelnde Christen. Heute fällt diese deutliche christliche Gestaltung Europas nicht mehr wesentlich ins Gewicht. Die heutige Gestalt Europas in der Gestalt der EU hat manchen Christen zum Gegner, wenngleich eine Mehrheit der Christen - manchmal vielleicht mit kritischer Skepsis - das gegenwärtige und zukünftige Europa bejaht. Was früher in den christlichen Wurzeln als Europa begründet schien, ist heute einer profanen, agnostischen, bürokratischen, ökonomischen und oft seelenlosen Gestalt gewichen, die ihre eigenen Systeme nicht überschreitet, um Gemeinwohl, Politik und Rechenwesen an der Wahrheit über den Menschen zu orientieren. Der Autonomismus der jüngsten Zeit hat keine korrigierenden Kriterien, um etwas zugunsten der Würde und der Wahrheit über den Menschen jenseits der immanenten Systeme zu bewirken.

Es trifft zu, daß die christlichen Prinzipien und Ideale heutzutage verneint oder verdeckt werden. Das treffendste Beispiel dafür ist der weithin vollzogene Gottesverlust Europas, der auch das spezifisch Christliche kraftlos macht. Es herrscht zuweilen die Ansicht, daß das Christliche notfalls ein soziales und mitmenschliches Tun meint, das in einen Wettbewerb mit anderen profanen politischen und sozialen Idealen und Zielen treten kann, ohne die Geltung der Wirklichkeit Gottes anmelden zu müssen; man leistet Verzicht auf das Göttliche und sieht das Ziel der christlichen Mühen darin, die Welt des Menschen menschlicher zu machen. Soll dieses Ziel nunmehr bedeuten, daß für eine humane Welt der Mensch als Ziel und Maßstab ausreicht? Ist der Mensch im Versuch mit sich selbst auch das Programm allen Gelingens? Oder: Ist der Mensch schließlich mehr als ein Mensch?

Europa stellt sich heute trotz aller Eingeständnisse von Defiziten als etwas in Zukunft Unübertreffliches dar, sodaß die Frage, was denn nach Europa kommt, sehr skandalös klingt. Das Europa der Zukunft ist heute weniger eine Sorge als eine maßlose Selbstüberschätzung; der Traum von einem Tausendjährigen Reich schlummert auch in der Idee von Europa. Wann ist ein politisches Gebilde so fehlerfrei und grenzenlos, daß ein Ende dieses Gebildes nicht absehbar ist, wenn das System des Gebildes einfach fortgesetzt wird? Bislang hat die Geschichte keine Fakten dieser Art von Dauerhaftigkeit aufzuweisen. Immer wieder wird eine gewisse Stimmigkeit im System für eine schier unbegrenzte Daseinsgarantie gehalten. Der Gang der konkreten Geschichte ist jedoch nicht jener lineare Vorgang ins Unbegrenzte; nicht die Dinge und die Zustände machen Geschichte. Es ist vielmehr der Mensch, der das Subjekt der Geschichte ist; es sind die Taten und die freien Entscheidungen des Menschen, die den einfach linearen Gang der Geschichte nicht zulassen. Inmitten berechneter und berechenbarer Vorgänge der Geschichte bleibt eine Unsagbarkeit, die in ganz anderen Gestaltungen eine Wirklichkeit ist als in einer Formel, Hochrechnung, Trendprognose oder in einem naturwissenschaftlich angelegten Zukunftsszenario.

Es geht nicht nur um das Geheimnis jener Freiheit, die dem Menschen im Verlauf der Geschichte gestattet, etwas zu tun oder nicht zu tun. Noch mehr wiegt der Umstand, daß die berechneten Notwendigkeiten der Geschichte den Menschen nicht dazu veranlassen, sich in den vorgezeichneten Bahnen einfach zu wiederholen. Das lineare Bild von Zukunft, dessen sich Politik und Wirtschaft bedienen, soll vor allem den Eindruck von dauernder Stabilität, von Vorausschaubarkeit und von unentrinnbarer Festlegung der Zukunft erwecken. Selbst bei aller Bemühung um eine rechnerische Vorausgestaltung der Zukunft wird es die errechnete Zukunft nicht geben, denn das Besondere des freien Menschen läßt sich weder errechnen noch rechnerisch darstellen. Die wirkliche Geschichte ist mehr als der gehorsame Vollzug von vorausgeplanten und festgelegten Systemen. Um gehorsam die Zukunft zu vollziehen, müßte der freie Mensch sich mit solchen Festlegungen wie mit bindenden "Werten" identifizieren. Der bloße Vollzug kann das nicht sein, was der Wert für den Menschen ist; der Wert ist nicht das Resultat eines Funktionierens der Systeme; wäre dem so, dann wäre die Welt des Menschen eine gespenstische, in der es keine Vielfalt, kein Abweichen vom Berechneten gibt und wo nur das menschlich wäre, was aus der Anonymität des Systems stammt.

Werte, mit denen sich der freie Mensch identifiziert im Widerspruch zum bloßen "Vollzug", erlauben dem Menschen die Bejahung der Selbstlosigkeit gegen den Egoismus, die Wahl der Armut gegen das Besitzen, die Treue zu den wahren Rechten gegen Gewalt und Willkür, die Wehrhaftigkeit gegen Druck und Zweck, die innere Freiheit vom Besitzen gegen Konsum und Neid. Das Wort vom linearen Fortschritt in der Geschichte ist genauso ein Mythos wie die Grenzenlosigkeit des Fortschritts, der Wissenschaften, des wirtschaftlichen Wachstums und wie die Verträglichkeit horrender öffentlicher Schulden mit dem Gemeinwohl.

Über das "Christsein" in Europa kann vieles vorgetragen werden. Eines der wichtigsten Themen ist die Frage, was eines Tages Europa sein will bzw. sein wird. Von daher könnte ein gewisses Licht auf die notwendigen Optionen des Christseins in der Zukunft fallen. Was ein politisches System in der Gegenwart leistet, wird von den Bürgern festgestellt, beurteilt, bestätigt oder abgelehnt; viel ungewisser ist hingegen ein Gebilde der Politik, das die Zukunft vereinnahmt. Wir können uns durchaus noch an die Systeme des Marxismus - Kommunismus erinnern, die nur eine triste Gegenwart aufzuweisen hatten, jedoch zuweilen die Menschen mit der Aussicht auf eine gerechte, funktionierende, paradiesische und dauerhafte Zukunft in Bewegung und Begeisterung versetzten.

Man kann die zukünftige politische Gestalt Europas nicht als die Summe der dazugehörigen Einzelstaaten und nicht aus gerade geltenden Trends voraussehen oder vorausberechnen. Was Europa demnächst sein wird, wissen wir nicht so sicher wie die Zukunft einzelner Staaten. Wir können zwar in Wirtschaft und Finanzen es mit Voraussagen versuchen; was aber wird die Gestalt des freien, sozialen, kulturellen und politischen Menschen sein? Wenn also ein machtbewußtes Europa mit plausibler und berechnender Ideologie sich im Horizont der Zukunft darstellt, ist eine solche ideologische Totalität ein möglicher Widerspruch gegen die Freiheit, Würde und Rechte des Menschen. Unser Wissen über das zukünftige Europa ist ungewiß; noch ungewisser ist das Ausweichen in eine Ideologie der Zukunft. Die Gefahr liegt vor allem darin, daß rein immanente Größen zur Erklärung des Ganzen angewendet werden, um ein Europa zu betreiben, das eigentlich nicht dem Menschen, sondern einer seelenlosen, leblosen Automatik dient.

Wofür soll die Religion im allgemeinen in Europa von Bedeutung und Wirksamkeit sein? Es widerspricht dem Wesen der Religion und vor allem dem Recht des Menschen auf Ausübung seiner Religion, das Religiöse in einem geeinten Europa auf eine Privatsache des einzelnen zurückzudrängen. Es kann nicht mehrere Ebenen von Wahrheit geben, die einander nicht berühren und dabei die religiöse Wahrheit als Relikt der Subjektivität des Menschen so isolieren, daß die religiöse Lehre in den allgemeinen Prozeß von Erkenntnis, Wissen und Wirkung nicht eingreifen kann oder nicht darf. Die isolierende Verachtung der religiösen Lehre muß vor allem durch jene Menschen bekämpft werden, die religiöse Werte und Normen und die Wahrheit über den Menschen als zutiefst wirklich bekennen. Natürlich verlangt das Eingreifen des Religiösen in die Welt des Menschen einen besten Gebrauch der Vernunft, der auch rein profane Erkenntnis und objektives Wissen des Menschen mit dem Religiösen vergleichbar macht. Es ist derselbe Mensch, der denkt, forscht und Erkenntnisse gewinnt, es ist aber auch derselbe Mensch, der glaubt und aus seinem Glauben die Welt nach dem Maßstab von Wirklichkeit und Wahrheit gestalten will. Es ist im letzten eine Verweigerung des agnostischen Menschen, der dem Religiösen keinerlei Wirklichkeit und damit keinerlei Beziehung auf die erkennbare Welt zugestehen will. Die Geltung des Religiösen hat ihre Wirksamkeit verloren, wenn die Religion die Erkenntnis und das Wissen der menschlichen Vernunft nicht der Kritik unterwirft, die jenem Totalitarismus des bloß Objektiven der Dinge widerspricht.

Was wir über Europa heute denken, voraussagen, im Unterschied zur Vergangenheit beurteilen, planen und entwerfen - all das ist heute noch sehr ungewiß. Wenn wir dennoch heute religiöse Gedanken dazu einbringen, wollen wir das künftige Europa darüber befragen, aus welchen grundlegenden Voraussetzungen es bestehen will. Diese kritische Frage aus der Thematik des Religiösen intendiert kein künftiges Szenario in dem Sinn, wie denn die Einheit und Gemeinschaft Europas konkret aussehen könnte. Wenn wir religiös über Europa nachdenken und das Ganze Europas in seinen Voraussetzungen prüfen, müssen wir die Identität Europas und den Unterschied prüfen. Kann das künftige Europa eine Entfaltung der Identität des vergangenen und heutigen Europas sein? Wie kann es in solcher Identität auch den Unterschied geben, der Leben, Vielfalt, aber auch Risiko und Ungewißheit bedeutet? Dabei stellt sich unausweichlich die Frage nach der geistigen und immer geltenden Verfaßtheit Europas.

Es wird einmal in der Geschichte den Tag geben, an dem es weder Europa noch Deutschland noch Österreich geben wird. In der Geschichte hat alles seine Stunde, aber auch alles sein Ende; andere werden sein und anderes wird sein. Dennoch wird es auch in einer fernen Geschichte um den Menschen, um seine Wahrheit und Würde und um den Sinn der Welt gehen. Die religiösen Fragen des Christseins dürfen sich nicht auf die Grenzen und Besonderheiten Europas beschränken; was vergänglich ist, kann sich nicht als unvergänglich behaupten. So trägt auch Europa in sich den Vorbehalt des Vergänglichen, der unsere Fragen weit über das hinausführt, was wir heute als den faszinierenden Horizont vermuten. In die Gestaltung Europas müssen wir den Vorbehalt des Vergänglichen einbeziehen, damit die Sache der ganzen Menschheit und unserer Welt sich auch durch Europa entfalten kann. Wir müssen also das Bewußtsein jener Fragen und Ziele entfalten, die nicht von einer begrenzten Erfahrung und nicht vom begrenzten Interesse der Europäer geprägt sind. In diesem Zusammenhang bedarf es der grenzenlosen Weite des christlichen Denkens, die uns das Neue Testament mit dem Satz auferlegt: "Gott will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen" (1 Tim 2,4). Dieser göttliche Wille überschreitet alle Konkretionen der humanen, politischen, kulturellen, sozialen und ökonomischen Geschichte und macht sich immer in neuen Situationen geltend. Es ist dies gleichsam ein Aufleuchten des Ewigen in einer vergänglichen Welt.

In Europa fällt es den Christen und vor allem auch der Kirche als dem Subjekt des göttlichen Wirkens zu, die göttliche Verfaßtheit der konkreten Gestalt Europas zu prüfen und das Unvergängliche darin zu bewahren. Was dabei nicht sein darf, wäre das Bestehen der Kirche aus Elementen, die nicht Unterschied, sondern nur Konkurrenz zu Europa und zu den einzelnen Staatswesen sind. Die Kirche hat sich am Ende des 2. Jahrtausends, durch das II. Vatikanische Konzil, ein Selbstverständnis gegeben, das den Unterschied zwischen Kirche und Staat, zwischen Religion und Politik im Wesen der Kirche deutlich macht. Die katholische Kirche hat in zwei Jahrtausenden Weltgeschichte ihre Erfahrungen gemacht: Die Urkirche begann mit einer kleinen Schar von Jüngern und Getreuen in Jerusalem; diese erste apostolische Gemeinschaft wird auch heute in vielem von der Kirche als normativ verstanden, da es sich um die apostolische Urkirche handelt, die fortzusetzen und zu entfalten hatte, was das Evangelium Christi grundgelegt hatte. Die Urkirche hatte kaum politische Relevanz, da die Christen als verschwindende Minderheit in einer heidnischen und zuweilen feindseligen Umwelt zu leben hatten. Dennoch suchten die Urchristen ein erstes begriffliches Verhältnis zum politischen Gemeinwesen und dessen politischer Autorität. Der erste Petrusbrief belehrt die Christen: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein gutes Gewissen" (3,15 f). So ergibt sich das Wort desselben ersten Petrusbriefes: "Ordnet euch um des Herrn willen jeder menschlichen Ordnung unter: dem Kaiser, weil er über allen steht, den Statthaltern, weil sie von ihm entsandt sind, um den zu bestrafen, der Böses tut, und den auszuzeichnen, der Gutes tut ... Erweist allen Menschen Ehre, liebt die Brüder, fürchtet Gott und ehrt den Kaiser" (2,13 f.17). Es war also nicht die Art der Christen, in ihren Urteilen und Entscheidungen sich in eine apolitische Innerlichkeit zurückzuziehen: Auch das Gemeinwesen und seine Autorität wurde von den Christen als göttliche Einrichtung anerkannt, die auch von Christen nicht in Frage zu stellen ist.

In zwei Jahrtausenden haben die Christen erfahren, daß das Verhältnis von Kirche und Staat in einem grundlegenden Unterschied steht, daß jedoch Religion und bürgerliches Gemeinwesen aus demselben göttlichen Ursprung sind. Im Verlauf der Jahrhunderte gab es manche Gestalt des Zusammenwirkens und der Konflikte zwischen religiösem und profanem Gemeinwesen, es gab Grenzüberschreitungen auf der einen und der anderen Seite. Von der Konstantinischen Wende bis zum System des Marxismus - Kommunismus in jüngster Zeit gab es ständig in den Ereignissen der Geschichte jene Auseinandersetzung, die politisch viele Formen annahm, jedoch immer die letzten Fragen des Menschen und der Welt berührte, auch wenn dies als politisches Geschäft beurteilt wird.

Heute stehen wir in Europa in einer Situation, in der der souveräne und nationale Staat seine Konsistenz zu verlieren scheint. Wenngleich viele Verträge ausgehandelt werden, die eine weitgehende Souveränität der einzelnen Mitgliedsstaaten sichern sollen, bleibt die Zukunft der Einzelstaaten ungewiß. Die Europäische Union wird wahrscheinlich nie eine Art Groß- oder Überstaat sein, der alle bestehenden Grenzen und Unterschiede überwindet. Irgendwann werden die großen Mitgliedsstaaten für sich mehr Rechte und Macht beanspruchen; es wäre wahrhaftig eine historische politische Sensation, sollten die Rechte der kleineren Staaten langfristig unbeeinträchtigt bleiben. Hier zeigt sich die Stunde der Wahrheit für ein politisches Gemeinwesen Europa, das nach neuen Maßstäben geordnet sein müßte. Wer sich der Gemeinschaft anschließt, wird auch die entstehende Ordnung akzeptieren müssen. Die Berufung auf ein Naturrecht der einzelnen Staaten wird nicht unbedingt legitim sein. So wird es auf Dauer auf die moralische Sensibilität der großen Mitgliedsstaaten ankommen, die auch ihrem Staatsvolk eine "Gleichheit" plausibel machen müssen, die nicht durch numerische Demokratie gerechtfertigt ist.

In solchen Problemen Europas wird es Christen auf der einen und auf der anderen Seite der Interessenslinie geben. Man mag das Recht der einzelnen Staaten auf ihre eigene politische und kulturelle Identität anerkennen, dennoch sind Souveränität, Gleichheit und Identität der einzelnen Mitgliedstaaten keine festgelegten politischen Rechte, auf die man sich bei einer Europäischen Gemeinschaft berufen kann.

Es gibt in der Politik Fragen und Lösungen, bei denen Christen mit der gleichen Gewissenhaftigkeit in der gleichen Frage zu einem anderen, oft entgegengesetzten Urteil kommen. Es gilt auch in der Politik die Autonomie der Sachlichkeit, die in konkreten Fragen nicht nach einem bereits vorausliegenden Prinzip zu entscheiden hat, sondern gegensätzliche Urteile zuläßt, ohne daß christliche Grundsätze und Normen dadurch bezweifelt werden. Bei aller Grundsätzlichkeit wird es also auch in politischen Fragen das gegensätzliche Urteil des Christen geben, so daß nicht jede politische Frage als eine Glaubensfrage gestellt werden kann.

Zwei Drittel der österreichischen Wähler haben für den Eintritt Österreichs in die EU gestimmt. Die Gegner des Beitritts befanden sich vornehmlich im nationalen Lager, in bäuerlichen Regionen und im kirchlichen Bereich. Es war vor allem die Wertelosigkeit des politischen EU-Systems, die blinde Ergebenheit an die Regeln des freien Marktes, gewisse Positionen des Europäischen Parlaments in Fragen von Familie, Moral und Schutz des Lebens, die gewisse katholische Gruppen zu einem negativen Urteil veranlaßten. Inzwischen ist die Zustimmung zur EU in Österreich allgemein stark zurückgegangen; nicht wenige glauben heute, in der EU ideologisch in den Händen der Freimaurerlogen zu sein und wirtschaftlich zu sehr von den Großkonzernen abzuhängen. Die Entsolidarisierung der Menschen schreitet weiter voran. Der globale Zusammenhang der Wirtschaft hat dazu geführt, daß die Sonntagsruhe und Sonntagsheiligung dem Diktat der optimalen Maschinennutzung geopfert werden. Investoren in Österreich treten mit der Bedingung auf, daß der Sonntag vom Staat nicht geschützt werden soll. Was man vor kurzem als religiöses Gut eines souveränen Staates betrachtete, wird von Urteilen des Europäischen Gerichtshofes überrollt und außer Kraft gesetzt. Selbst wenn es auch auf Europaebene Deklamationen guter Absichten und die Mühen um die hohen Werte des Humanismus gibt, zeigt Europa seinen Bürgern doch eher das Gesicht unbekümmerter moralischer Gleichgültigkeit. Was Sache für die Menschen ist, hat ein bürokratisches, administratives und funktionalistisches Aussehen in Europa. Was als Wert und als Norm über den Dingen liegt, das wird vielleicht als Nutzen, aber nicht als Höheres des Menschen anerkannt. Soweit ein allgemeines Urteil über ein europäisches Bewußtsein überhaupt gegenwärtig möglich ist, zeigt es bei hohem Standard in Wissenschaft, Technik, Technologie und Information ein Defizit von Interesse an Transzendentem. Der gewöhnliche Agnostizismus beschreibt das Alltagsbewußtsein, das sich in dem Streit um Wahrheit und Richtigkeit einlassen will; Nutzen, Gewinn und Erfolg haben höhere Kriterien der Wahrheit verdrängt.

Es ist eigentlich rätselhaft, daß das neue Europa von seinen Bürgern noch nicht geliebt wird, wenngleich viele Vorteile mit Europa gegeben sind. Auch wenn Europa besser und nutzbringender funktioniert als früher seine Mitgliedsstaaten, ist Europa bis heute anonym, monoton und nicht begeisternd. Vielleicht trifft am ehesten das Urteil zu: Europa hat keine Seele; Europa hat viele Mechanismen, aber keine Seele; Europa hat viele Teile, aber keine Seele.

In Österreich ist feststellbar, daß der normale Bürger an Europa kaum Interesse hat. Schon das Interesse am eigenen Staat ist gering; noch geringer ist der Wunsch, über Europa und seine Güter zu wissen. So wird zur Zeit Europa in manchen Bereichen ein Tummelplatz für die wenigen Schlauen oder für Spitzbuben, die die Gunst der Stunde vor allem wirtschaftlich und monetär nutzen. Der Euro als gemeinsame Währung hätte zur Zeit keine Chance, in einer Abstimmung des Volkes akzeptiert zu werden. Es gibt wenig Beseelendes in Europa, was die Furcht vor Schaden zugunsten des Euro kompensieren könnte. Man traut dem heutigen Europa zu wenig Moralität zu, um das Grundvertrauen zu haben, das jedes politische Gemeinwesen unbedingt braucht. Mehr als wegen der nationalen Sparprogramme verweigern sich die Bürger dem Ziel Europa, weil sie diesem Ziel keine Moralität zutrauen. Europa ohne Seele ist das Bild für die Leere, die das Kennzeichen für die Profanierung und Säkularisierung und für den immanenten Autonomismus der Dinge ist.

Der Anfang einer europäischen Gemeinschaft vor vierzig Jahren war von guten Ideen und großen Zielen geprägt. Große, christlich inspirierte Politiker haben das neue Europa in Gang gebracht; es sei gestattet, Adenauer und Schuman zu nennen. Das Europa der letzten Jahre verbirgt manches, was den Beginn einst beseelte und Grenzen überschreiten ließ; heute wird Europa häufig von kleinlichem Streit über Vorteile und Verteilung angefochten. Auch wenn das Urteil der Christen über Europa heute viele Defizite thematisiert, muß ebenso entschieden festgehalten werden, daß es zu Europa als EU keine reale Alternative gibt. Es hat ein irreversibler Prozeß auf Europa hin begonnen. Als Christen dürfen wir durchaus Kritik und Veränderungswünsche anmelden; es wird jedoch klüger sein, ein fahrendes Schiff mitzusteuern als durch bloßen Protest gewisse Gewinne ohne Perspektive zu machen. Es wiegt schwer, wenn die Bürger die Seele Europas vermissen; wem in der EU soll der Auftrag gegeben werden?

Niemand wird vorauswissen, wie Europa auch nur mittelfristig aussehen wird. Wenn wir nicht einfach über Unklarheit und Konfusion bezüglich Europas Zukunft klagen wollen, müssen wir von jener Ungeduld Abstand nehmen, die alles gerne wissen oder vorauswissen will. Es gibt Realitäten, die "iuris divini", d. h. göttlichen Rechtes, unbedingt, zeitlos und mit dem Wesen Gottes verbunden sind; iuris divini ist die Würde des Menschen, das Recht auf Freiheit und Religion, iuris divini sind Familie und Ehe, iuris divini ist das Recht auf Leben in allen Phasen der menschlichen Existenz, iuris divini ist das Recht des Menschen auf Wahrheit, iuris divini ist die Kirche als Vergegenwärtigung des Erlösungswerkes Christi, iuris divini ist das wahre Urteil des recht gebildeten Gewissens. Kein Staat der Welt, ob in Geschichte oder Gegenwart, ist so mit dem Willen Gottes verbunden, daß er unbedingt oder ewig bestehen müßte. Aus der erfahrenen Geschichte wissen wir längst, daß keine politische Institution zeitlos ist und immer bestehen muß. Gerade das, was sich in der politischen Weltgeschichte abspielt, kommt und vergeht. In diesem Kommen und Gehen der Geschichte kann letztlich nicht offenbar werden, was unbedingt gilt oder zu allen Zeiten existieren muß.

Auch das politische und historische Gebilde der EU kann nicht eine Geltung iuris divini oder iuris naturalis beanspruchen; auch nicht die Vermutung, in der EU werde korrigiert, was in Konstruktion der bisherigen Staatsgebilde, vor allem der nationalen und regional begrenzten, sich als mangelhaft, widersprüchlich, konfliktverursachend, erfolglos, ungerecht und destabilisierend erwiesen hat. Wohl ist das staatliche Gemeinwesen gegenüber seinen einzelnen Mitgliedern eines natürlichen Rechtes, das in der Geschichte die Menschen auch immer wieder neu zur Bildung von Staat, Autorität, Verwaltung, Regierungsform und politischer Verfassung ermächtigt. Längst wissen wir aus historischer Erfahrung, daß es den idealen Staat nirgendwo gibt, der in seinen Teilen und in seinem Ganzen vollkommen wäre. Auch das politische Gebilde der EU ist grundsätzlich unvollkommen, weil in keiner politischen Ordnung die Sündigkeit und Erbsündigkeit des Menschen aufgehoben ist. Selbst bei besten Absichten gelingt weder die vollkommene Gerechtigkeit in den Strukturen noch die vollkommene Übereinstimmung der menschlichen Freiheit mit dem Gemeinwohl und mit dem Wohl des Nächsten. So wird auch eine EU keine Reparatur des bisher noch Unvollkommenen sein können. Ein politisches Gemeinwesen, das möglichst vollkommen ist und der Ordnung des Schöpfers und den Rechten des Menschen dabei möglichst konkret entspricht, braucht nicht so sehr die konstruierende Intelligenz des politischen Diskurses wie vielmehr die ständige Bekehrung des freien Bürgers zu einer zeitlosen Ordnung, für die nicht nur die Verkündigung der Kirche, sondern auch die konkrete Politik der Anlaß ist.

Christsein und Kirche in Europa ist nicht das Besetzen konkreter politischer Macht, aber auch nicht das Festhalten an einer konkreten politischen Struktur und Ordnung; so kann auch der Christ nur als Bürger mit dem Vorbehalt politisch tätig sein, daß auch ein vereintes Europa nicht eine vollkommene und zeitlos gültige Einrichtung sein wird. Selbst ein gut funktionierendes Europa wäre nicht davon befreit, die Sache der Menschen, des Friedens und der Gerechtigkeit in der ganzen Welt und nicht nur in Europa zu vertreten. Die Christen und die Kirche sind gehalten, das bonum commune humanitatis zu verkündigen und einzufordern, was in einem gewissen Sinn jede Art von Begrenzung auf Europa relativiert. Irgendwann wird sicher die Idee einer Weltregierung auftauchen; eine Weltregierung ist immer noch eher ein gefährlicher Gedanke einer Utopia. Wir werden in dieser Welt und Zeit darüber zufrieden sein müssen, daß verschiedene politische Gemeinwesen und Mächte miteinander Frieden halten und Zusammenarbeit pflegen. In einer solchen Friedensordnung hätten die Freiheit und das Wohl der Menschen ihren Platz bei Wahrung der Interessen und der gegebenen politischen Identität. So verlockend die Idee eines Weltstaates und einer Weltregierung sein mag, so wenig sicher wären darin das Gut der Freiheit und der konkreten Identität der politischen Gemeinschaften. Ein Weltstaat wäre eine Überschätzung der irdischen Wirklichkeit; die Stadt Gottes, von der die Geheime Offenbarung des Johannes sagt: "Seht das Zelt Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und Gott selbst wird mit ihnen sein" (21,3) wird keine lineare Fortsetzung der politischen Mühen in unserer Welt sein. Die alte Welt muß vergehen, damit alle Weinenden getröstet werden, damit der Tod nicht mehr ist, damit nicht mehr sind Klage und Mühsal (vgl. 21,4). Alles politische Streben braucht jene Demut, die Gott das Gericht und das ewige Heil als Gnadengabe für die Menschheit überläßt. Demut ist es, inmitten aller Ideen und Ziele den Vorbehalt zu respektieren, daß die Sache der Menschheit außerhalb ihrer weltlichen Geschichte in der heiligen Stadt Gottes sich vollendet.

Was also soll ein Christsein in Europa? Aus der Tatsache, daß jemand Christ ist, folgt weder ein höheres noch ein besseres politisches Wissen des Christen. Christsein ist nicht eine höhere politische Gnosis; die christliche Glaubenslehre läßt sich in der Politik wohl anwenden als Norm, Ziel, Wert und Handlungsordnung, was dennoch nicht eine besondere politische Konklusion ergibt. Das Christsein in neuen politischen Konstellationen betätigt sich nicht in besonderen Trends und nicht in besonderem politischen Wissen, nicht in geheimen Strategien, nicht in einer Geheimlehre sondern in der Art einer "gelebten Verfassung", die keine Gesetzestexte und Verträge aufweist, sondern sich nur auf die vernehmbare Ordnung des Schöpfers, auf das Wort Christi und auf die Geistgegenwart der Kirche berufen kann. Immer wieder neu vernehmen die Christen die Zeichen der Zeit und handeln der Instanz der Geschichte entsprechend "hic et nunc" nach Gottes Geboten, nach dem Evangelium Christi und in der Identität der Kirche: Gutes tun, das Böse meiden, Gott über alles und daher den Nächsten lieben. Wir sehen den Menschen so mit Gott verbunden, daß wir ihn mit der größten Gewißheit nicht nur als Lebewesen, sondern als Person, d. h. als Abbild Gottes und als Wesen mit unübertrefflicher Würde und Rechten sehen, die nicht eine Gemeinschaft, sondern Gott selbst dem Menschsein verleiht. So will die Kirche auch in Europa diesem Ziel dienen: zugleich Zeichen und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person zu sein (GS 76).


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 17.10.1997.

 

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