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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Ansprache bei der Jahresschlußandacht
im Dom von St. Pölten am Silvestertag 2003

Gelobt sei Gott für alle Wohltaten, die er uns im Jahre 2003 erwiesen hat. Morgen beginnen wir ein neues Kalenderjahr. Heute endet 2003; heute danken wir Gott und allen, die Gutes taten. Laßt uns danken für alle Gaben, die uns Gott, der Geber alles Guten, geschenkt hat.

Die Zeit der Welt und das Leben des Menschen verrinnen rasch. Nichts können wir aufhalten; allerlei haben wir im vergehenden Jahr 2003 erlebt. Kriege und Katastrophen blieben uns nicht erspart. Vieles ist in unseren Planungen gescheitert. Wir haben geliebte Menschen verloren, weil Gott sie schon zu sich gerufen hat. Wir wollten unser Glück bei Gott erzwingen. Immer wieder haben wir unsere Vorsätze zum Guten und zur Heiligkeit verraten; oft haben wir gesündigt; erbarme dich unser, Herr.

Zum guten Gelingen unserer Bekehrung gehören die Reue über unsere Sünden, der Vorsatz zum Guten und Besseren und die erneuerte Liebe zu Gott. Nichts bleibt vor Gott verborgen, keine Sünde kann sich dem Allwissen Gottes entziehen. Laßt uns bekennen und bereuen; laßt uns täglich in Heiligkeit und Gottgefälligkeit wachsen. Gott vergibt uns; vergeben wir einander, was Schuld und Sünde unsererseits ist.

Christus ist die Barmherzigkeit Gottes, die immer größere Liebe, die uns Menschen erneuert. Seien wir untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich und war wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis in den Tod, bis zum Tod am Kreuze (Phil 2, 5-8).

Es gehört zum reifen Christsein, für Hilfe und Wohlwollen zu danken. Mein herzlicher Dank gilt den Priestern, die in unserer Diözese für das Heil der Seelen unermüdlich arbeiten; ich danke den Ordensleuten, Männern und Frauen, die in Liebe und Großmut das Reich Christi ausbreiten. Wir danken den gläubigen und auf Christus gegründeten Familien, die in Heiligkeit und keuscher Treue Gottes sittliche Ordnung reifen lassen. Mann und Frau gehören nach Gottes Willen zu einer dauernden und unlösbaren Ehegemeinschaft. Homosexualität ist schwere Sünde gegen die Ordnung der Schöpfung und gegen die Würde der menschlichen Person.

Zur ehelichen Gemeinschaft von Mann und Frau gehört das Kind als Ziel; wer das Kind verhütet, sündigt schwer gegen die Ordnung des Schöpfers. Die Zukunft unseres Landes hängt entscheidend von der Zahl der geborenen Kinder ab. Ohne genügend Kinder entvölkert sich der ländliche Raum, zerbrechen die wichtigsten Infrastrukturen in Schule, Wirtschaft, Sicherheit und kirchlicher Ordnung.

Die Abwanderung vor allem der Jugend, die Überalterung des Menschen verlangen eine wahre Bekehrung der Ehen und Familien; jedes Kind ist ein unschätzbares Geschenk Gottes, dem alle Sorge und Liebe gelten muß. Schützt das Leben der Geborenen und Ungeborenen! Die Abtreibung des ungeborenen Kindes ist schwere Sünde und belastet das Gewissen mit schwerer Schuld.

Liebe Gläubige! Bildet euer Gewissen, das das Gute und das Böse unterscheiden kann. Tut das Gute und meidet das Böse. Erzieht die Jugend zu einem gewissenhaften Leben, das im Bild und Gleichnis Gottes sich entfaltet.

Niemals wollen wir unterlassen, Dank zu sagen. Ich danke dem Weihbischof, den Priestern und Diakonen, den pastoralen Mitarbeitern in unserer Diözese für den Dienst, den sie aus Liebe zu Gott und der Kirche geleistet haben. Mein besonderer Dank gilt den Frauen und Männern im Religionsunterricht; sehr gute Arbeit wurde geleistet. Dem Direktor des Schulamtes, den Inspektoren, dem Land Niederösterreich und allen Lehrern in Niederösterreich haben wir für ein konstruktives und freundliches Klima zu danken. Der Bischof möchte dem Landeshauptmann, der n.ö. Landesregierung, dem n.ö. Landtag, den Behörden und der Verwaltung im Namen der Bürger aufrichtig und in großer Anerkennung danken. Die Lehrer und die Beamten sind die Säulen jenes Fortschritts, der unser Bundesland zu hohem Ansehen gebracht hat. Ich danke dem Bürgermeister und der Verwaltung der Landeshauptstadt St. Pölten; die Zusammenarbeit zwischen Land und Hauptstadt und der Diözese St. Pölten ist eine korrekte und freundliche. Als Diözese wollen wir zu einer gelungenen Hauptstadtwerdung beitragen. Unsere Hauptstadt braucht ein reges bürgerliches Leben, gute Ideen, christliche Solidarität und Vertrauen der Menschen zueinander. Für unser Land und unsere Hauptstadt mögen alle Bürger ihre Talente einsetzen. St. Pölten braucht eine minimale universitäre Struktur, die von allen gemeinsam anzustreben ist.

Wenigstens einmal im Jahr dankt der Bischof seinen Gläubigen für den gewissenhaft geleisteten Kirchenbeitrag. Ohne den Kirchenbeitrag wäre die Kirche nicht in der Lage, in den vielen Anliegen der Menschen tätig zu sein; die Seelsorger und viele Mitarbeiter müssen von der Diözese erhalten werden.

Gott hat euch, liebe Brüder und Schwestern, ein wohltätiges Herz geschenkt; wann immer jemand in Not ist, seid ihr bereit zu Geben und zu Helfen. Euer größtes Lob für eure bereite Liebe wird das Wort Jesu im Gericht an euch sein: "Mir habt ihr es getan." Viel Gutes habt ihr getan; hört nicht auf, das Gute zu tun; werdet nicht müde im Guten.

Über die soziale Hilfe hinaus sollt ihr Gott über alles lieben; das tägliche und regelmäßige Gebet soll eure Arbeit begleiten. Ihr sollt allezeit beten! Eine besondere Sorge ist für den Bischof und für die Seelsorger die gewissenhafte Teilnahme an der Sonntagsmesse; die Kirche verpflichtet jeden Katholiken zur Meßfeier an Sonn- und Feiertagen. Noch einmal muß ich betonen, dass Wortgottesdienste die Sonntagspflicht nicht erfüllen. Die Priesternot ist in unserer Diözese nicht so groß, dass wir in Wortgottesdienste ausweichen müssen. Die heilige Messe und der Eifer der Gläubigen sind das sicherste Kennzeichen für das gnadenvolle Leben einer Pfarre. Wir müssen uns ernsthaft bekehren; wir müssen die Kinder und die Jugend der Eucharistie des Sonntags zuführen. Sucht in der Beichte den Frieden mit Christus; wer den Leib des Herrn würdig empfangen will, muß in der würdigen Beichte den Stand der heiligmachenden Gnade gefunden haben. Der würdige Empfang des Leibes Christi sei für alle unerläßlich.

Von großer Bedeutung wird der 22. Mai 2004 sein: An diesem Maisamstag feiern wir den Mitteleuropäischen Katholikentag in Mariazell. Acht mitteleuropäische Länder werden daran mitwirken; es wird ganz entscheidend sein, dass jene Diözesen, die geographisch am nächsten zu Mariazell sind, in großer Teilnehmerzahl nach Mariazell kommen. Mindestens 3.000 Pilger aus der Diözese St. Pölten werden zur Festmesse am Flugplatz in Mariazell erwartet. Ich lade alle Gläubigen unserer Diözese herzlich ein. Europa beginnt in diesen Tagen in einer neuen geographischen Größe. Für Europa, wenn es ein christliches Europa sein soll, brauchen wir die wahre Bekehrung des Herzens. Die katholische Kirche muß dafür bereit sein.

Unser Heiliger Vater Papst Johannes Paul II. leitet seit mehr als 25 Jahren die Kirche Christi. Die Regierungszeit unseres Heiligen Vaters ist eine Zeit großer Gnade für uns geworden; wir danken Gott, dass uns Johannes Paul II. für eine lange und gnadenvolle Zeit geschenkt ist. Er ist der Nachfolger des heiligen Petrus, auf den Jesus seine Kirche gegründet hat.

Danken wir Gott für alles Gute, dessen wir teilhaft wurden. Christus ist bei uns alle Tage bis zum Ende der Zeiten; wir haben Hoffnung. Seien wir geeint mit Christus; auf dich, o Herr, vertrauen wir; wir werden nicht zuschanden. Alles Gute im Neuen Jahr. Der Friede des Herrn sei allezeit mit uns. Maria mit dem Kinde lieb - uns allen deinen Segen gib!
 


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 31.12.2003.

 

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