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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Ansprache am Heiligen Abend 1993
(Radio Niederösterreich)

Der Friede Christi sei mit uns. "Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und Friede ist auf der Erde bei den Menschen, die Gott liebt" (Lk 2,14) - so grüßen uns heute die Engel, die uns Christi Geburt verkünden.

Bei den guten Worten, die Christen am Weihnachtsfest miteinander tauschen, dürfen die herzlichen Segenswünsche des Bischofs nicht fehlen. Das Göttliche Kind, Jesus Christus, das in der Nacht seiner Geburt in Betlehem den Menschen große Freude brachte, sei das erhellende Licht in Ihrem Lebensgeheimnis; Jesus sei Ihre stille Mitte; Jesus sei der treue Begleiter Ihrer Lebenstage. Der Weihnachtssegen des Jesus-Kindes ist viel mehr als ein flüchtiger Gruß; der Segen des Göttlichen Kindes bedeutet, daß Christus unser Leben und Streben zu seiner eigensten Sache macht.

Gott gebe, daß Ihnen in dieser heiligen Nacht große Gnade widerfährt: Vielleicht kehrt heute jemand heim, auf den Sie schon lange sehnsüchtig warten; vielleicht gehen Ihnen im Angesicht des Jesus-Kindes und dessen jungfräulicher Mutter Maria die Augen und das Herz dafür auf, daß die Liebe Ihre Berufung ist. Vielleicht haben Sie nach längerem Zögern in diesen Tagen Ihre Sünden gebeichtet und Gottes Barmherzigkeit wiedergefunden; vielleicht brennt nun jenes Feuer der Treue in Ihnen, das Sie wieder an Ihre erste Liebe zu Gott erinnert. Vielleicht ist das Weihnachtsfest der mutige Neubeginn in einer Herzenssache. - Gnade über Gnade bringe diese heilige Nacht!

Auch in dieser Stunde dürfen wir den Krieg und die Not der Menschheit, besonders in unseren Nachbarländern, nicht vergessen. Selbst in unserer allernächsten Nähe darben und verzweifeln Menschen, zerbrechen Hoffnungen, leiden die Kranken und bangen die Sterbenden. Es kann jedoch sein, daß wir selbst in diesem Augenblick glücklich und zufrieden sind. Ist es verboten, glücklich und zufrieden zu sein, wenn andere leiden, darben und weinen? Nein, es ist nicht der Wille Gottes, daß wir alle unglücklich und leidend sind, weil es weinende und leidende Menschen gibt.

Sicher wäre es von uns nicht zu rechtfertigen, wollten wir unser Glück einfach privat und rücksichtslos genießen. Wenn Gott uns schöne, glückliche und friedvolle Festtage schenkt, will er, daß wir glücklich, gestärkt und dankbar sind, damit wir andere Menschen aus ihrer Not und aus ihrem Leid herausheben. Wir brauchen uns also vor den guten Gaben Gottes nicht zu verschließen. Gott braucht zuweilen auch unsere Stärke, um den Schwachen beizustehen durch uns.

"Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn" (Gal 4,4); "der Herr hat sein Volk getröstet und sich der Armen erbarmt" (Jes 49,13).


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 29.11.1997.

 

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