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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Predigt zur Missa chrismatis 
am 31.03.1999 im Dom zu St.Pölten


(Nach der Begrüßung aller anwesenden Priester und Gläubigen sagte der Bischof:)

Gern möchte ich euch heute mit Christus, unserem Hohenpriester, sagen: "Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus" (Mk 6,31).

Ruht aus beim Herrn von den Mühen eurer Arbeit. Einmal im Jahr wenigstens darf euch die Kirche durch den Bischof sagen: Gott lohne eure Mühen für das Gottesreich; wir bewundern eure Ausdauer und Belastbarkeit im Weinberg des Herrn; wir preisen das, was euer pastorales Lebenswerk geworden ist als jene Gnade des Herrn, die ihr nicht vergeblich empfangen habt und die genügt, um euren Dienst in Heiligkeit und Treue zu vollbringen. Wir wünschen euch Gesundheit, heilige Freude im Dienst und die vollkommene Erfüllung dessen, wozu euch Gott schon vor aller Schöpfung bestimmt hat. Habt Mut, fürchtet euch nicht; fürchtet euch auch nicht vor Mißerfolg, fürchtet euch nicht vor der heute immer wieder ins Spiel gebrachten Resignation. Nur die Resignation, der wir uns mutlos beugen, wird uns besiegen. Ist es nicht unser Glaube, der uns bekennen läßt: "Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er läßt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir; dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht" (Ps 23, 1-4) ?

Wir danken euch liebe Priester für euren guten Dienst; der Herr gebe euch den Lohn, den er dem getreuen Knecht verheißt. Es kann für euch kein größeres Glück geben als den Willen des Herrn zu erfüllen und Gott über alles zu lieben.

Ihr werdet heute euer Weiheversprechen des Gehorsams gegenüber dem Bischof und das der jungfräulichen Ehelosigkeit erneuern. Ihr werdet euch für die immer neue Heiligkeit entscheiden; heute schon darf ich euch zum Tag der Heiligung, der am 10. Mai in Maria Taferl gefeiert wird, einladen. Nicht nur der heutige Tag der Missa chrismatis, für den ihr euch entschlossen habt, soll uns an das Anliegen der Heiligung der Priester heranführen; auch am 10. Mai wollen wir uns an einer großen Priestergestalt unserer Diözese, deren zehnter Todestag wiederkehrt, inspirieren: Karl Prinz, Pfarrer in Lichtenau (Dechant des Dekanates Gföhl. Er würde heuer das goldene Priesterjubiläum feiern).

Seit dem Besuch unseres Heiligen Vaters steht in der Mitte unserer Priester der selige Jakob Kern, der sein kurzes Priesterleben als Sühne lebte für Mitbrüder, die Christus im Stich gelassen haben. Jeder lese nach, welch großartiges Zeugnis Jakob Kern über den Gehorsam gegenüber dem Bischof in seiner letzten Predigt ablegte. Die Gestalt und die Botschaft dieses in jungen Jahren verstorbenen Priesters soll für uns alle eine Botschaft gegen die Resignation sein, in die vielleicht einige Mitbrüder geraten könnten; sie soll aber noch mehr bezeugen, daß Resignation niemals eine Alternative des Christen und schon gar nicht eines Priesters Jesu Christi sein kann.

Liebe Mitbrüder! In vielem müssen wir uns Priester durch Handeln heiligen: Oft müssen wir viel mehr geben als wir empfangen; denkt an Christi Wort: Geben ist seliger als Nehmen. Seid gewissenhafte und eifrige Verwalter des Bußsakramentes für die Gläubigen; beichtet aber auch selbst immer wieder; laßt auch euer eigenes Gewissen nicht verwahrlosen. Erforscht täglich euer Gewissen und bringt Opfer der Liebe für die Kirche.

Der pastorale Schwerpunkt für die Kirche in Österreich soll die heilige Feier des Sonntags sein, an der wieder mehr Gläubige teilnehmen sollen. In diesem Anliegen wird uns kaum etwas gelingen, wenn nicht die Priester, Diakone, die Religionslehrer und die kirchlichen Mitarbeiter sich voll einsetzen; eine besondere Bedeutung wird auch den Pfarrgemeinderäten zufallen, die durch ihr persönliches Beispiel die Teilnahme an der Eucharistie des Sonntags für die Kinder, die Jugend und die bisher Fernstehenden als dringlich für das Heil der Seelen bezeugen. In Zeiten des Priestermangels wollen wir jede Hilfe von jeder Seite gelten lassen, aber immer mit dem Bewußtsein, daß die heiligste Eucharistie und der geweihte Diener durch nichts und durch niemanden ersetzt werden kann.

Ich danke jedem, der einem jungen Menschen die Frage stellt, ob er nicht zum Priester berufen ist. Ich danke allen, die sich werbend für unsere Kleinen Seminarien, für das Priesterseminar und für unsere Ordensgemeinschaften einsetzen. Ich danke vor allem unseren Pfarrseelsorgern, die ihr Haus den jungen Menschen öffnen; vielleicht sind junge Berufene unter ihnen, die Jesus fragen möchten: "Herr, wo wohnst du?" Ich höre Wunderbares von euch und auch von Priestern früherer Zeit, die für die Suchenden einfach da sind. Ich bitte euch: Seid verfügbar und ständig bereit an den Orten, deren Menschen euch als Seelsorger anvertraut wurden. Entzieht euch nicht suchenden und fragenden Menschen; nicht ohne Grund legt die Kirche großes Gewicht auf die Residenzpflicht, die mit dem geistlichen Amt oft verbunden ist.

Das Wort von der Erneuerung der Kirche ist ein gutes und richtiges Wort. Das Kernstück der Erneuerung werden unsere Priester leisten müssen; aber auch unsere Zukunft kann nur dann gelingen, wenn es wieder mehr Priester gibt. Ich möchte jeder Idee und Initiative in unserer Kirche die Frage stellen: Wie steht es bei euch mit den Berufungen? Kommen aus eurer Mitte neue Berufungen? Wenn dies nicht der Fall ist, wird alle das Urteil treffen, daß der Baum dürr, ohne Blätter und Früchte ist. An den guten Früchten soll man die Gnadenwerke Gottes erkennen.

Wie ich euch, liebe Mitbrüder, an die persönliche Beichte erinnert habe, so stelle ich meine gleich ernste Bitte so: Feiert jeden Tag die heilige Messe; bereitet euch durch Gebet und Besinnung darauf vor. Das Volk Gottes sehe an eurem ordnungsgemäßen liturgischen Dienst, daß ihr Priester seid, die in der Person Christi handeln; dieser Glaubenssatz birgt eure Würde, eure Freude und euren gnadenvollen Lebenssinn.

Unser Heiliger Vater stellt das diesjährige Gründonnerstagschreiben an die Priester unter die Perspektive Gottvaters: Überall wirkt der Vater durch Christus im Heiligen Geist in seiner Kirche. Jesus Christus ist es, der uns den unsichtbaren Vater offenbart und uns zum Vater "Abba" sagen lehrt. Gott sendet den Geist des Sohnes in unsere Herzen, der Geist der ruft: Abba, Vater. Daher sind wir nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott (vgl. Gal 4,6 f). Wir bitten Jesus: Herr, zeige uns den Vater. Vielleicht antwortet Jesus auch uns: Schon so lange bin ich bei euch, und ihr habt mich nicht erkannt!

Treten wir täglich tiefer ein in das Mysterium fidei, vor allem durch Gebet und Anbetung.

Ihr nehmt heute die heiligen Öle mit in eure Dekanate und Pfarren: Feiert die heilige Taufe auch im Blick darauf, daß die Taufe das Menschenkind zum Kind Gottes macht und damit in die Kirche eingliedert. Die Firmung sei für unsere jungen Christen die Chance, bewußte und reife christliche Persönlichkeiten zu werden. Das Krankenöl sei in eurem Dienst die tröstende Begleitung der Kranken und Sterbenden; bedenkt, daß der gnadenvolle Empfang der Krankensalbung im Regelfall den vorangehenden würdigen Empfang des Bußsakramentes verlangt. Jede heilige Salbung verbindet uns auch mit Christus, der der Gesalbte Gottes ist.

Der Priester, der die heiligste Eucharistie feiert, handelt "in persona Christi". Christus, der Erlöser und Heiland, hat im Priester nicht nur ein gehorsames Werkzeug, sondern seine geheimnisvolle Identität. Dieses besondere Einssein des Priesters mit Christus verändert wesentlich unser Leben und Tun.

Sagen wir Jesus, der uns seine Freunde nennt: "Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst" (Mt 8,19). Liebe Mitbrüder, feiert heilige Tage des Leidens und der Auferstehung unseres Meisters und führt die euch anvertrauten Menschen dem Geheimnis der Liebe Gottes zu!
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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 01.04.1998.

 

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