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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Die Eucharistie ist die Mitte des Sonntags
Beitrag für das Jahrbuch der Diözese St. Pölten 2001

Während ich am Beitrag für das Jahr 2001 arbeite, ist das Gnadenjahr der Erlösung 2000 noch voll im Gange und wird erst am 6. Januar 2001 enden. Auch dieses besondere Jubiläumsjahr können wir nicht festhalten, denn die Geschichte der Welt nimmt ihren gottgewollten Gang, und unser irdisches Leben wird mit jedem Tag kürzer. Wenngleich da und dort im Heiligen Jahr in unserer Diözese etwas Müdigkeit in der Sache Christi herrschte, gab es dennoch andernorts neuen Eifer und neue Wege des Apostolats. Allen, die sich Mühe gaben, die Anliegen des Heiligen Vaters im Heiligen Jahr zu unterstützen, sei aufrichtig gedankt. Das große Ziel des Gnadenjahres ist unsere Bekehrung von der Sünde und die Heiligkeit, zu der wir als Getaufte verpflichtet sind. Wer das Jahr 2000 vergangen sein wird und Stille und Normalität in unser Christenleben einziehen, ist jeder Tag nach 2000 gleichfalls ein Tag der Entscheidung und des ernsthaften Mühens. Gestern, heute und für immer steht Christus vor uns und fragt jeden: Liebst du mich? Glaubst du an mich? Vertraust du mir? Willst du mir folgen? Willst du in meiner Kirche leben und Heil finden?

Was wir in feierlichen Augenblicken erfahren haben, das wird täglich und für immer zur Nachfrage Jesu Christi nach unserer größerer Liebe. Was Gott uns schenkt, das ist niemals dazu bestimmt, verloren zu gehen oder ungeschehen zu sein. Und Jesus sagt uns, dass Himmel und Erde vergehen werden, dass seine Worte aber in Ewigkeit gelten.

Einmal nur ist Christus am Kreuz gestorben, um alle zu erlösen. Was einmal geschah, wirkt für alle und zu allen Zeiten gnadenvolle Wirklichkeit. Christus ist einmal für alle gestorben, wir feiern in Christi Auftrag in der Eucharistie das Gedächtnis seines Leidens, Sterbens und seiner Auferstehung. Täglich feiern wir das Eucharistische Opfer; zu allen Zeiten wird es dasselbe eine Opfer Christi für die Menschheit sein, bis wir in der allumfassenden Kirche beim Vater versammelt sein werden (vgl. LG 2). Die Kirche hat in ihrer Geschichte das ständige Ereignis der Eucharistie: Unsere Messfeier heute ist dieselbe Wirklichkeit des Kreuzesopfers Christi. Wir feiern das Einmalige täglich neu und unverändert mit demselben Ernst und mit derselben Gnade.

Diese "eucharistische Anlage" der Kirche ist auch die Wegweisung für die Feier von großen und gnadenvollen Momenten, die auch in ihrem geschichtlichen Ablauf nichts von ihrer Einmaligkeit verlieren dürfen. Wo und wann immer uns die Gnade Gottes berührt, wiederholt sich in unserem Beten und Feiern das göttlich Einmalige und Unübertreffliche.

Wenn also große Stunden mit geschichtlichem Profil vorbeigegangen sind, bleibt dennoch in der Gewöhnlichkeit des Alltags alles, worin die drängende Liebe Gottes sich kundtut.

Wenn wir also nun wieder den Alltag nach dem Jubiläumsjahr 2000 betreten, soll in unserer täglichen Pflichterfüllung das Licht Christi aufleuchten, das trotz aller Gewöhnung und Gewöhnlichkeit bleibt und unser Menschsein im Geheimnis Christi erhellt.

Ich darf Ihnen ein besonderes Anliegen vorstellen, in dem unser aller Gewissenhaftigkeit und Treue sich bewähren muss: die regelmäßige Teilnahme an der Feier der Sonntags und Feiertagsmesse. Es ist die Kirche, die ihre Gläubigen zur regelmäßigen Teilnahme an der Sonntagsmesse im Gewissen verpflichtet. So haben die Bischöfe des II. Vatikanischen Konzils noch einmal feierlich festgestellt: Der Sonntag als der Ur-Feiertag ist der Herrentag, der Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres ist. An diesem Tag des Herrn "müssen die Christgläubigen zusammenkommen, um das Wort Gottes zu hören, an der Eucharistiefeier teilzunehmen und so des Leidens, der Auferstehung und der Herrlichkeit des Herrn Jesus zu gedenken und Gott dankzusagen ..." (SC Nr.106). Die Gewissenpflicht zur Teilnahme an der Sonntagsmesse liegt in einem Gebot der Kirche; grundsätzlich könnte die Kirche ein solches Gebot auch anders festlegen. Um die Menschen zu ermutigen und einzuladen, beschränkt sich die Kirche nicht auf unverbindliche Einladungen zur Meßfeier, sondern erklärt die Teilnahme zur Gewissenspflicht. Wer ein solches Gebot missachtet, sündigt schwer.

In unserem Land könnte der Messbesuch am Sonntag noch viel besser sein. Dennoch werden wir Katholiken von vielen beneidet, die vom Eifer unserer Gläubigen nur träumen können. Unsere Pfarren und Glaubensgemeinschaften sollen in der Eucharistie des Sonntags ihren wahren Ursprung haben und sich im Brot des Lebens und im Wort Gottes erbauen. Der steigende Besuch der Sonntagsmesse sei der konkrete Nachweis unserer Bekehrung und unseres erneuerten Lebens aus dem Kreuzesopfer Christi.

Wichtige Texte zum Sonntag aus dem „Katechismus der Katholischen Kirche

Jesus ist "am ersten Tag der Woche" (Mt 28,1; Mk 16,2; Lk 24,1; Joh 20,1) von den Toten auferstanden. Als der "erste Tag" erinnert der Tag der Auferstehung Christi an die erste Schöpfung. Als "achter Tag", der auf den Sabbat folgt, bedeutet er die mit der Auferstehung Christi angebrochene neue Schöpfung. Er ist für die Christen zum ersten aller Tage, zum ersten aller Feste geworden. Zum "Tag des Herrn" (hé kyriaké heméra, dies dominica), zum "Sonntag".

(Katechismus der Kath. Kirche, 2174)

Die sonntägliche Feier des Tages des Herrn und seiner Eucharistie steht im Mittelpunkt des Lebens der Kirche. "Der Sonntag, an dem das österliche Geheimnis gefeiert wird, ist aus apostolischer Tradition in der ganzen Kirche als der gebotene ursprüngliche Feiertag zu halten (ClC can. 1246, §1).

(Katechismus der Kath. Kirche, 2177)

So wie Gott "ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte" (Gen 2,2), so erhält das Leben des Menschen durch die Arbeit und die Ruhe seinen Rhythmus. Die Einsetzung des Tages des Herrn trägt dazu bei, dass alle über genügend Zeit der Ruhe und Muße verfügen, um ihr familiäres, kulturelles, gesellschaftliches und religiöses Leben zu pflegen.

(Katechismus der Kath. Kirche, 2184)

Christen, die über freie Zeit verfügen, sollen an ihre Brüder und Schwestern denken, die die gleichen Bedürfnisse und Rechte haben, sich jedoch aus Gründen der Armut und der Not nicht ausruhen können. Der Sonntag wird in der christlichen Frömmigkeitstradition für gewöhnlich guten Werken und demütigem Dienst an Kranken, Behinderten und alten Menschen gewidmet. Die Christen sollen den Sonntag auch dadurch heiligen, dass sie ihren Angehörigen und Freunden die Zeit und Aufmerksamkeit schenken, die sie ihnen an den übrigen Tagen der Woche zu wenig widmen können. Der Sonntag ist ein Tag der Besinnung, der Stille, der Bildung und des Betrachtens, die das Wachstum des christlichen inneren Lebens fördern.

(Katechismus der Kath. Kirche, 2186)

Hinweis: Erhältlich ist das Jahrbuch der Diözese St. Pölten bei den Pfarrämtern der Diözese sowie im Behelfsdienst des Pastoralamtes, 3100 St. Pölten, Klostergasse 15 (Tel. 02742/398-315) zum Preis von 90.- ATS.
e-mail: behelfe.pa.stpoelten@kirche.at


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 04.11.2000.

 

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