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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

ABSCHIEDSWORTE
Seiner Exzellenz DDr. Donato SQUICCIARINI
Titularerzbischof von Tiburnia
Apostolischer Nuntius in Österreich
anläßlich des Requiems für
+ S.E. Dr. Alois Stöger Titularbischof von Aptuca
em. Auxiliarbischof der Diözese St. Pölten

St. Pölten, am 20. Dezember 1999

 

Exzellenzen, liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

Hochwürdigste und hochwürdige Mitbrüder im Priesteramt!

Sehr geschätzte und verehrte Vertreter der Politik, Kultur, Verwaltung!

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Nachdem wir für den sehr geschätzten und verdienstvollen verstorbenen Weihbischof, Seine Exzellenz Dr. Alois Stöger, das Opfer Christi dargebracht haben, möchte ich als der Vertreter des Heiligen Vaters in Österreich einige Worte über meinen persönlichen Kontakt zu unserem lieben Verstorbenen sagen, mit dem ich seit meinem Amtsantritt in Österreich - im Jahre 1989 - verbunden war.

 

LIEBE ZUR KIRCHE

Im persönlichen Umgang mit Weihbischof Stöger war ich von Anfang an von seiner Liebe zur Kirche und besonders zum Heiligen Vater beeindruckt.

Unvergessen sind wohl die auch vom Fernsehen übertragenen Bilder vom letzten Papstbesuch, die Weihbischof Stöger - bereits an den Rollstuhl gefesselt - zeigen, der innig den Ring des Nachfolgers Petri in diesem Dom küßt.

In einem persönlichen Brief an mich schrieb er im September 1990:

"Ich wünsche herzlich, daß es Ihnen gelinge, die Verbundenheit der Österreichischen Kirche mit dem Heiligen Stuhl zu vertiefen" (Brief an Erzbischof DDr. Donato Squicciarini, Apostolischer Nuntius in Österreich, vom 22. September 1990).

Anläßlich der Feierlichkeiten zum 25-Jahr Jubiläum seiner Bischosweihe sandte ihm der Heilige Vater seine Wünsche und seinen besonderen Apostolischen Segen.

Weihbischof Stöger nannte diese Botschaft später: "den Höhepunkt der Freude dieses Festes" und er bat mich seinen "innigsten Dank" und das "Versprechen seiner Treue und des Gebetes an den Heiligen Vater zu vermitteln" (Brief an Erzbischof DDr. Donato Squicciarini, Apostolischer Nuntius in Österreich, vom 12. September 1992).

Der Kirche weihte er nicht nur sein Leben und seine hohen intellektuellen Fähigkeiten, sondern er suchte - im Rahmen seiner Möglichkeiten - den apostoli-schen Dienst des Nachfolgers des Heiligen Petrus auch materiell zu unterstützen.

Im Namen des Heiligen Vaters möchte ich ihm an dieser Stelle noch einmal dafür danken.

WAHLSPRUCH

Zeit seines Lebens war es Weihbischof Stöger - entsprechend seinem Bischöflichen Wahlspruch "verbum caro factum est / Das Wort ist Fleisch geworden" - ein Herzensanliegen, das erhabene Geheimnis des göttlichen Wortes für die Menschen greifbar und faßbar zu machen.

Gerade in diesen liturgischen Tagen der Adventszeit sind wir eingeladen, dieses einmalige Ereignis in der Geschichte der Menschheit, das vor 2000 Jahren stattgefunden hat, zu betrachten.

Im August des Jahres 1991 schrieb er dazu in einem Brief:

"Ich habe mich bemüht, meinem Wahlspruch und Lebensprogramm "verbum caro factum est" treu zu bleiben. ... Ich sehe das als besondere Gnade, daß ich noch ein wenig dienen kann"(Brief an Erzbischof DDr. Donato Squicciarini, vom 16. April 1991).

Drei Jahre vor seinem Tod fragte Weihbischof Stöger sich in einem Brief:

"Ich habe mit großer Euphorie den Auftrag der (Bischofs) Weihe über-nommen, den ich im Geist des II. Vatikanums erfüllen wollte: Erneuerung der Kirche im Geist der Heiligen Schrift.

Die Bischofskonferenz hat mich zum Referenten des Bibelwerkes bestimmt. Ich konnte eine kommentierte Ausgabe des Neuen Testamentes als Schulbibel unterbringen; nie konnte die Heilige Schrift so einfach und weithin in das Volk hineingetragen werden. Was war die Frucht? In der Schule, auf der Kanzel, in der Praxis des religiösen Lebens? Sicher blieb die Frucht nicht völlig aus, aber die Enttäuschung war groß für mich" (Brief an Erzbischof DDr. Donato Squicciarini, Apostolischer Nuntius in Österreich, vom 11. August 1996).

ZUVERSICHT - HOFFNUNG - FREUDE

Und doch wußte er mit dem Heiligen Paulus um die Wahrheit: "Wenn ich schwach bin, bin ich stark" (2 Kor 12, 10 b).

So siegte am Ende die Zuversicht über den Zweifel. Er beschließt sein Schreiben mit dem Satz: "Die Hoffnung ist meine Freude!"

 

ERNEUERUNG DER KIRCHE AUS DEN QUELLEN

 

- MILLENNIUM

Bis ins hohe Alter waren die vom Glauben getragenen Haltungen des Optimismus und der Zuversicht für ihn Grundlage seines Dienstes für die Kirche.

1997 - im Alter von 93 Jahren und viele Jahre nach seiner Emeritierung als Weihbischof der Diözese St. Pölten - brachte er seine leidenschaftliche Liebe zur Kirche in einem Brief zum Ausdruck:

"Ich betrachte es als große Gnade Gottes, daß ich am Leben der Kirche geistig teilnehmen kann: an der Liturgie, an dem schwierigen Leben der Kirche in der Zeit.

Mich beschäftigt sehr stark das Millenium. Ich versuche, für die Seelsorger Skizzen für die Sonntagspredigten zu schreiben und über das Pastoralamt den Seelsorgern zu schicken. Ich bin mir der Unzulänglichkeit dieses Versuches bewußt, aber ich erhalte viele Ermutigungen und will die Arbeit fortsetzten. (...) Eines ist sicher erreicht: die wöchentliche Erinnerung an die Vorbereitung des Jubeljahres und die Erneuerung der Kirche aus den Quellen" (Brief an Erzbischof DDr. Donato Squicciarini, Apostolischer Nuntius in Österreich, vom 26. März 1997).

 

POSITIVE SICHT DES ALTERS

Weihbischof Stöger war ein heiterer Mensch, der das Alter positiv betrachtet hat.

Auf seiner Dankeskarte anläßlich der Feierlichkeiten zu seinem 90sten Geburtstag brachte er seinen Herzenswunsch, das Wort Gottes zu vermitteln, und sein Gottvertrauen mit diesen Worten aus dem 71. Psalm (V. 17-18) zum Ausdruck:

"Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf und noch heute verkünde ich dein wunderbares Walten. Auch wenn ich alt und grau bin, o Gott, verlaß mich nicht, damit ich von deinem wunderbaren Arm der Nachwelt künde."

Am Sonntag "Gaudete", an dem besonders die Freude über die nahende Geburt des Erlösers im Mittelpunkt steht, hat der Herr seinen treuen Diener zu sich berufen.

Zwei Tage später erreichten mich noch, gleichsam als ein letzter Gruß, die schriftlichen Weihnachtsgrüße des lieben Verstorbenen.

 

GLAUBE AN DIE EWIGKEIT

Menschlich gesehen kann uns der Heimgang von Verwandten, Freunden und Bekannten traurig stimmen.

Und doch wissen wir:

„Bedrückt uns auch das Los des sicheren Todes, so tröstet uns doch die Verheißung der künftigen Unsterblichkeit. Denn deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben gewandelt, nicht genommen. Und wenn die Herberge der irdischen Pilgerschaft zerfällt, ist uns im Himmel eine ewige Wohnung bereitet" ( I. Präfation für die Verstorbenen).

Gott ist treu.

Wir glauben an die Worte Christi:

„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben" (Joh 11,25 b-26).

 

SCHLUSS

Lieber Bischof Alois Stöger, Sie waren heute in dieser Liturgie geistig in unserer Mitte.

Wir haben für die ewige Ruhe Ihrer Seele gebetet und das Opfer Christi dargebracht.

Wir bitten auch Sie, für uns zu beten, daß wir - wie Sie - die Kirche, den geheimnisvollen Leib Christi, lieben und ihr dienen.

Helfen Sie uns durch ihre Fürsprache vom Himmel freudige Zeugen und Vermittler des Evangeliums der Hoffnung zu sein, an der Schwelle zum dritten Jahrtausend!

Exzellenz Alois, auf ein Wiedersehen in der ewigen gemeinsamen Heimat!

 


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 23.12.1999.

 

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